Letztes Update: 01.04.2022

In Deutschland werden gegenwärtig rund 6.165 Tagespflegen mit etwa 97.650 Plätzen betrieben. Wie sich die Tagespflegelandschaft in Deutschland sonst zeigt, erfahren Sie in unserer Analyse.

Inhaltsverzeichnis:

  • Starker Boom dank PWG und PSG I
  • Tagespflege vor allem gemeinnützig geprägt
  • Stadt VS Land – Meiste Tagespflegen auf dem Land von privaten Betreibern
  • Fazit

  • Die Tagespflege zählt in Deutschland zu den teilstationären Angeboten, die älteren Menschen die Möglichkeit bietet, tagsüber betreut zu werden und zu Hause wohnen bleiben zu können. Rund 11 Prozent aller Tagespflegen ist dabei in ein teilstationäres Quartierskonzept mit betreutem Wohnen eingebunden. Ambulante Tagespflegen stellen etwa 19 Prozent aller Tagespflegen in Deutschland. Rund 43 Prozent befinden sich im Verbund mit stationären Angeboten, die restlichen Tagespflegen (27 Prozent) sind nicht am selben Standort wie ein anderes Pflegeangebot. Eine Tagespflegestätte kann in der Regel sowohl täglich als auch nur an einzelnen Wochentagen besucht werden. Einige Einrichtungen sind auch samstags und mitunter an Feiertagen geöffnet. Dieser besondere Charakter der Tagespflege eröffnet die Möglichkeit, mehr Kunden zu versorgen, als Plätze in der Einrichtung zur Verfügung stehen, da manche Senioren nur am Wochenende, andere wiederum nur unter der Woche oder nur an einzelnen Tagen die Dienste der Tagespflege in Anspruch nehmen.

    Starker Boom dank PWG und PSG I

    Der Boom der Tagespflegen begann im Jahr 2008, in dem das Pflegewohngeld (PWG) eingeführt wurde. Seit der Pflegereform waren Pflegebedürftige, die teilstationäre Pflege in Anspruch nahmen, dadurch privilegiert, dass ihnen auch bei voller Inanspruchnahme des Leistungsbudgets noch mindestens 50 Prozent der Sachleistungen oder des Pflegegeldes zur Verfügung standen. Nahmen sie die Leistungen der Tagespflege nach dem PWG nur zu 50 Prozent in Anspruch, blieb der volle Sachleistungsanspruch bzw. der volle Pflegegeldanspruch erhalten. War von 1999 bis 2007 die Zahl der Tagespflegeplätze um 62 Prozent gestiegen, so betrug der Anstieg von 2007 bis 2015 138 Prozent (von 21.600 auf 51.400 Tagespflegeplätze).

    Entwicklung der Standorte

    Mit der Einführung des Pflegestärkungsgesetzes I (PSG I), das 100 Prozent Sachleistung für die Tagespflege ermöglichte, wurde das Wachstum weiter angetrieben, sodass die Zahl der Tagespflegeplätze in den vergangenen sieben Jahren nochmals um gut 90 Prozent auf fast 97.650 Plätze stieg. Auch im Bereich der Standorte sind Tagespflegen das am stärksten wachsende Segment der Pflege – von 2018 bis Ende 2021 wuchs die Zahl der Standorte im Bereich der Tagespflegen um 35 Prozent – durchschnittlich eröffneten jeden Monat im Jahr 2021 etwa 24 Tagespflegen neu.

    Tagespflege vor allem gemeinnützig geprägt

    Tagespflegestandorte in den Bundesländern und Verteilung

    Ähnlich wie die Alten- und Pflegeheime ist der Markt der Tagespflege überwiegend gemeinnützig geprägt. Rund 54 Prozent aller Tagespflegen liegen in gemeinnütziger Trägerschaft, zu denen insbesondere die großen Wohlfahrtsverbände wie z.B. diakonische Träger, die Caritas oder das DRK zählen. Tagespflegen kommunaler Anbieter machen nur etwa 4 Prozent aller Tagespflegen aus, während private Betreiber etwa 44 Prozent aller Standorte stellen. Dennoch ist ein großer Teil der größten Betreiber für Tagespflege unter privater Führung, da insbesondere die gemeinnützigen Betreiber in eher kleinteiligen Strukturen gegliedert sind.

    Diese zeigt sich dabei von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Während in Sachsen-Anhalt (60 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (58 Prozent), Thüringen (53 Prozent) und Sachsen (51 Prozent) mehr als die Hälfte aller Tagespflegen von privaten Betreibern gestellt werden, sind in allen anderen Betreibern vor allem gemeinnützige Betreiber stark. Insgesamt zeigt sich eine der vollstationären nicht unähnlichen Verteilung der Betreiberarten, was auch damit zusammenhängen mag, das viele größere Betreiber die Tagespflege auch an ihren vollstationären Standorten anbieten.

    Stadt VS Land – Meiste Tagespflegen auf dem Land von privaten Betreibern

    Prozentualer Anteil der Betreiberarten nach Stadttyp

    Doch nicht nur innerhalb der Bundesländer zeigt sich eine unterschiedliche Verteilung der Tagespflege – auch zwischen Stadt und Land zeigen sich zuweilen große Unterschiede. Die Analyse aller Tagespflegestandorte zeigt deutlich, dass der Anteil privater Träger mit steigender Größe der Einwohnerzahl langsam abnahm. Während in Großstädten (>100.000 Einwohner) nur noch 40 Prozent aller Tagespflegen von privaten Betreibern gestellt werden zeigt sich, dass diese insbesondere in den Landgemeinden (< 5.000 Einwohner) und Dörfern (5.000 – 10.000 Einwohner) der Republik einen großen Teil der teilstationären Pflege stellen. Hier würde ohne private Betreiber ein wichtiger Pfeiler der Pflege fehlen. Welche Betreiber indes in den zehn größten Metropolen Deutschlands aktiv sind, haben wir in einer anderen Analyse betrachtet.

    Gleichzeitig zeigte sich in der Analyse, das mit steigender Einwohnerzahl auch die durchschnittliche Größe der Tagespflegen steigt – von durchschnittlich 14 Plätzen in Tagespflegen in Landgemeinden bis hin zu durchschnittlich 17 Plätzen in einer Tagespflege innerhalb einer der Großstädte. Insgesamt liegt die durchschnittliche Größe einer Tagespflege bei 78 Plätzen – wenngleich sich die durchschnittliche Platzzahl auch je nach Trägerart unterscheiden kann:

    Während kommunale Anbieter mit Ø 14 Plätzen die durchschnittlich kleinsten Tagespflegen anbieten, unterschieden sind gemeinnützige Anbieter (Ø 15 Plätze) und private Anbieter (Ø 17 Plätze) merklich größer.

    Fazit

    Seit 2008 herrscht ein regelrechter Tagespflegeboom in Deutschland. Unterstützt vom Pflegewohngeld im Jahr 2008 und dem Pflegestärkungsgesetz I im Jahr 2015 zeigt die Tagespflege ein enormes Wachstum, das voraussichtlich zunächst anhalten wird. Die Veränderung möchte die Bundesregierung stützen, indem die Tagespflege verstärkt gefördert wird. Dieser Ansatz folgt dem Grundsatz der Ambulantisierung des Gesundheitswesens („ambulant vor stationär“). Der Anstieg der durchschnittlichen Zahl der Tagespflegeplätze erklärt sich aus dem oft anzutreffenden Verbund einer neuen Tagespflege mit einer betreuten Wohnanlage in einem gemeinsamen Quartierskonzept.