Das Projekt „Pflege im Quartier“, 2016 in Gelsenkirchen gestartet, ist beendet. Die Ergebnisse der dreijährigen Pionierarbeit können sich sehenlassen: Informatiker und Sozialwissenschaftler der FH Dortmund haben gemeinsam mit dem Generationennetz Gelsenkirchen digitale Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen in einer frühen Phase der Pflegebedürftigkeit entwickelt und in der Realität erprobt. Weitere Partner auf dem digitalen Weg waren die APD Ambulante Pflegedienste Gelsenkirchen GmbH und das BiG Bildungsinstitut im Gesundheitswesen aus Essen.

Im Rahmen einer Abschlussveranstaltung im Wissenschaftspark Gelsenkirchen stellten die Projektpartner ihre Ergebnisse vor. Das Kernstück dabei ist eine neuartige Internetplattform zum Thema Pflege in Gelsenkirchen. Sie stellt neben wichtigen Informationen und Kontakten digitale Module bereit, die den Pflegealltag erleichtern. Dazu gehören u.a. der Medikationsplan, der Pflegebericht und ein Selbstsorge-Tagebuch. Verbunden ist die Plattform mit einer Smartphone-App für Ältere, die ihre Nutzerinnen und Nutzer jederzeit lokalisieren und im Notfall Hilfe herbeirufen kann.

BZ: Abschlusskonferenz Pflege im Quartier (PiQ) am 27.03.2019 Foto: Arne Pöhnert mail@arnepoehnert.de - 0178/1866645

Folgeprojekt „GerneDigital!“ fußt auf Gelsenkirchener Ergebnissen

„Wir sind sehr stolz, dass wir mit den Projektpartnern technische Lösungen für die frühe Phase der Pflege in Gelsenkirchen erarbeiten, etablieren und evaluieren konnten. Dabei waren die Grundlagen und Strukturen aus dem Vorgängerprojekt QuartiersNETZ eine gute Stütze,“ zieht Prof. Dr. Sabine Sachweh, Professorin für Angewandte Softwaretechnik an der FH Dortmund ein Projektfazit. Die Ergebnisse aus Gelsenkirchen bilden nun die Grundlage für das Folgeprojekt „GerneDigital!“, das am Beispiel einer Dortmunder Klinik den Wechsel zwischen stationären Krankenhausaufenthalten und Aufenthalten zuhause oder in Pflegeeinrichtungen in den Mittelpunkt stellt.

Erfahrungen mit Nutzung sammeln

Auch in Gelsenkirchen geht es mit „PIQ“ weiter. Das Generationennetz werde sich nach Projektabschluss entsprechend seiner Möglichkeiten und Kapazitäten um die Aktualisierung der Plattform-Inhalte kümmern und Erfahrungen mit der Nutzung sammeln, kündigte Lisa Heite, Geschäftsführerin des Generationennetzes an. Außerdem werde das Veranstaltungsformat „Fachdiskussion“ fortgeführt. Fachlicher Input gepaart mit informellem Austausch werde als „hilfreich, zielführend und ergänzend zu schon bestehenden Gremien erlebt“, so Heite weiter.

Projektergebnisse in einer Hand

Für den technischen Betrieb der Plattform zeichnet bis auf weiteres die FH Dortmund verantwortlich, so Prof. Dr. Sabine Sachweh: „Ich freue mich sehr über die Übernahme der Plattform-Pflege durch das Generationennetz. So bleiben die Projektergebnisse aus dem QuartiersNETZ und aus PIQ für Gelsenkirchen erhalten und aus einer Hand gepflegt, was den Prozess vereinfacht und die Qualität sicherlich erhöht.“

Elektronischer Pflegebericht

Das BiG liefert geprüfte Schulungs- und Beratungsinhalte zum Thema Pflege, die auf der Online-Plattform sichtbar werden. Diese soll nicht nur Informations-, sondern auch Lernplattform sein für Angehörige, wo sie zum Beispiel den Umgang mit neuen Hilfsmitteln kennenlernen und trainieren können. Die Nutzung einer digitalen Pflegeakte und die Implementierung von Schnittstellen zwischen den Pflege-Akteuren ermöglichen einen Austausch pflegerischer Daten, zum Beispiel in Form eines elektronischen Pflegeberichts.

PIQ nutzt QuartiersNETZ-Strukturen

Als Projektgebiet ausgewählt wurden – stellvertretend für das Ruhrgebiet – die demografisch maximal unterschiedlichen Quartiere Buer-Ost, Bulmke-Hüllen, Schaffrath/Rosenhügel und Schalke. Das PIQ-Areal baut damit auf den Strukturen des 2014 gestarteten Projekts QuartiersNETZ auf. In den vier Arealen forschen und entwickeln junge Sozialwissenschaftler, Software-Ingenieure und Medizininformatiker der FH Dortmund zum Thema Pflege Hand in Hand – ein echtes Novum in der universitären Landschaft.

Menschen im Quartier gestalten mit

Vor Beginn der technischen Umsetzung erfragten zunächst die Sozialwissenschaftler um Prof. Dr. Harald Rüßler (FH Dortmund), was Akteure und Betroffene in den Quartieren tatsächlich unter einer bedarfsgerechten Versorgung, Beratung und Information verstehen. Die in Interviews gewonnenen Erkenntnisse bildeten die Grundlage für die datenschutzrechtlich hochkomplexe digitale Umsetzung von Plattform und App durch die Mitarbeiterteams der Medizininformatikerin Prof. Dr. Britta Böckmann und der Software-Entwicklerin Prof. Dr. Sabine Sachweh. Die Smartphone-App wurde im März testreif. Die Beta-Version der Online-Plattform wird gegen Ende 2018 von zukünftigen Nutzern geprüft und bewertet. Die Testergebnisse fließen in die finale Gestaltung ein.

Projektende für 2019 geplant

Das Projektende ist für 2019 geplant. Dann werden die Projektpartner der Stadt Gelsenkirchen die fertige Plattform und die App übergeben mit dem Wunsch, dass dieses Angebot im gesamten Stadtgebiet ausgerollt und weiter gepflegt wird. Die für Android entwickelte App soll kostenfrei unter Google Play angeboten werden.

(Quelle: Pressemitteilung “Pflege im Quartier” // Foto: Arne Pöhnert / PIQ)