Aktuell leben in Deutschland rund 1,6 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Laut Zahlen der deutschen Alzheimerstiftung könnten es bis 2060 rund drei Millionen sein. Die folgende Analyse zeigt die aktuelle Versorgungsstruktur und den Bedarf an spezifischer Pflege für demenziell veränderte Menschen.


Inhaltsverzeichnis:

  • Verteilung der Demenzversorgung
  • Wachsende Anzahl an Menschen mit Demenz
  • Mehr als jede zehnte Neugründung auf Demenz spezialisiert
  • Demenzpflege bereits bei Neubauten berücksichtigt
  • Fazit
  • Laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft gilt in den westlichen Ländern die Alzheimer-Krankheit als häufigste Ursache einer Demenz. Ihr Anteil wird auf mindestens zwei Drittel der Krankheitsfälle geschätzt. Durchschnittlich treten Tag für Tag etwa 900 Neuerkrankungen auf. Sie summieren sich im Lauf eines Jahres auf mehr als 300.000. Infolge der demografischen Veränderungen kommt es zu weitaus mehr Neuerkrankungen als zu Sterbefällen unter den bereits Erkrankten. Aus diesem Grund nimmt die Zahl der Demenzerkrankten kontinuierlich zu.  Besonders auf den höheren Altersstufen sind Mischformen aus verschiedenartigen neurodegenerativen und vaskulären Krankheitsprozessen die Regel.

    Verteilung der Demenzversorgung

    Demenzpatienten werden in Deutschland in der Regel ambulant durch Pflegedienste, vollstationär in Pflegeheimen oder teilstationär in Demenz-Wohngemeinschaften versorgt. Mehr als 4.300 Pflegedienste bieten Dienstleistungen in diesem Bereich an, oder haben sich unter anderem auf Demenzpflege spezialisiert, was rund einem Viertel aller ambulanten Dienste entspricht. Auch bei den Pflegeheimen sind mehr als 26 Prozent der stationären Einrichtung auf Demenz spezialisiert oder bieten einen eigenen Bereich für demenziell veränderte Patienten an (3.075 Heime). Im Bereich der Wohngemeinschaften zeigt sich eine deutlich stärkere Tendenz zur Spezialisierung – der Markt ist hierbei dreigeteilt in Wohngemeinschaften für die außerklinische Intensivpflege, Senioren-Wohngemeinschaften und Wohngemeinschaften, die sich auf die Demenzpflege spezialisiert haben. Eine ausführliche Analyse des Marktes für Wohngruppen lesen Sie hier.

    Anzahl und Statistik der Demenzpflege in Deutschland 2022

    Zeitgleich werden Wohngemeinschaften mit Demenzspezialisierung überwiegend von privaten Anbietern betrieben (rund 60 Prozent). Bei Pflegediensten (53 Prozent) und Pflegeheimen (49 Prozent) ist die vorherrschenden Markstellung der privaten Betreiber nicht ganz so stark auszumachen. Zeitgleich nehmen gemeinnützige Pflegedienste einen überraschend hohen Anteil der, auf Demenzpflege spezialisierten, Anbieter ein, insbesondere unter Berücksichtigung der Tatsache, dass private Anbieter sonst rund 70 Prozent aller Pflegedienste ausmachen.

    Wachsende Anzahl an Menschen mit Demenz

    Laut deutscher Alzheimer-Stiftung beträgt die aktuell geschätzte Anzahl an Demenziell veränderten Personen 1.593.000 (Stand Jahrbuch 2019). Die Anzahl der Menschen mit Demenz wird auf Grundlage der Variante G1L3W1 „relativ alte Bevölkerung“ bis ins Jahr 2060 auf rund 2,9 Millionen Patienten ansteigen und sich somit beinahe verdoppeln – auch bei der Annahme einer eher jungen Bevölkerung beträgt die prognostizierte Anzahl der Menschen mit Demenzerkrankung noch immer 2,3 Millionen, was auf einen Handlungsbedarf in der Pflege zu diesem Thema hinweist.

    Mehr als jede zehnte Neugründung auf Demenz spezialisiert

    Bei Betrachtung der neueröffneten Standorte für Pflegeheime, Pflegedienste und Wohngruppen im Jahr 2021 zeigt sich insbesondere im Bereich der vollstationären Pflege und den Pflege-Wohngruppen ein Wachstum für die Spezialisierung der Demenzpflege ab. Insgesamt wurden im Jahr 2021 rund 30 neue Pflegeheime mit einer Spezialisierung auf Demenzpflege eröffnet, was einem Anteil von rund 23 Prozent an allen neu eröffneten Pflegeheimen 2021 entspricht (mehr zu den stationären Neueröffnungen 2021 lesen Sie hier). Im Bereich der ambulanten Pflege weisen 58 der Neugründungen Angebote in der Demenzpflege auf, was indes nur 12 Prozent aller neugegründeten Pflegedienste entspricht (mehr zu den ambulanten Neueröffnungen 2021 lesen Sie hier). Von den neu eröffneten Wohngruppen waren rund 25 Prozent Wohngemeinschaften mit einer Spezialisierung in diesem Bereich.

    Demenzpflege bereits bei Neubauten berücksichtigt

    Neben der Analyse der bereits Eröffneten Standorte in der voll- und teilstationären Pflege lohnt sich auch ein Blick auf die aktuell im Bau und in Planung befindlichen Standorte – diese befinden sich zwar in unterschiedlichen Phasen der Planung und Bebauung, so dass die Anzahl der Pflegeheime und Wohngruppen, die bei Neueröffnung eine Spezialisierung für Demenzpflege aufweisen höher sein kann, als die aktuellen Informationen abschätzen lassen, dennoch zeigen bereits die erhobenen Fakten eine weiter zu erwartende Steigerung im Bereich der Demenzpflege – während bereits jetzt rund 12 Prozent aller im Bau- und in Planung befindlichen Pflegeheime eine Spezialisierung auf Demenzpflege ausweisen, zeichnet sich im Bereich der Wohngruppen eine Verfestigung des dreigeteilten Marktes ab – 33 Prozent aller im Bau und in Planung befindlicher Wohngemeinschaften sollen bei Eröffnung eine Spezialisierung auf Demenzpflege aufweisen.

    Fazit

    Da die Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken mit dem Alter zunimmt und immer mehr Menschen immer länger leben, wächst auf die Zahl der Demenzpatienten rasant. Laut Robert-Koch-Institut sind demenzielle Erkrankungen sogar die häufigste Ursache für Pflegebedürftigkeit; bei den über 80-Jährigen machen sie einen Anteil von mehr als 35 % aus. Aktuell werden rund zwei Drittel aller Demenzkranken zu Hause von Angehörigen versorgt. Durchschnittlich sind 69 % aller Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner heute an einer Demenz (unabhängig von ihrer Ursache) erkrankt (Schäufele et al., 2007). Die zunehmende Zahl an Neubauten, Gründungen und Eröffnungen von auf Demenz spezialisierten Anbietern zeigen hier einen positiven Trend zu mehr Pflegemöglichkeiten und Entlastung von Angehörigen. Dennoch bietet und fordert die Demenzpflege weiterhin viele Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten.