Der Pflegemarkt ist sehr dynamisch und muss sich dabei einem stetig wachsenden Bedarf anpassen – jeden Monat eröffnen daher über alle Segmente hinweg bis zu 70 neue  Standorte ihre Pforten, um dem wachsenden Bedarf hinterher zu kommen. Zeitgleich sind noch weitere Projekte in der Bau- oder Planungsphase – während weiterhin Schließungen den bestehenden Bestand verringern. Diese Analyse wirft einen Blick auf die Bewegungen im Markt im ersten Quartal 2022.

Inhaltsverzeichnis:

  • 1.920 neue vollstationäre Plätze im ersten Quartal 2022
  • Wachstum in der Tagespflege ungebrochen
  • 78 Pflegedienste mussten schließen, 142 eröffneten neu

  • Analyse der Öffnungen und Neubauten im Bereich der Pflegeheime

    In der Quartalsauswertung des ersten Quartals 2022 zeigt sich, dass insgesamt 23 Pflegeheime neu eröffnet wurden – damit liegt die Anzahl der Neueröffnungen im stationären Bereich leicht hinter den Zahlen für das Jahr 2021 – hier wurden im ersten Quartal insgesamt 27 Heime neu eröffnet. Im Bereich der Tagespflege konnten 79 Standorte erhoben werden (Vorjahr: 58), im Bereich der Pflegedienste wurden 142 neue Standorte erhoben (Vorjahr: 149).

    1.920 neue vollstationäre Plätze im ersten Quartal 2022

    Mit einer Gesamtkapazität der neuen Häuser von 1.920 Pflegeplätzen lag das Wachstum in der stationären Versorgung bei etwa 0,3 Prozent. Mit 6 neuen Pflegeheimen entstanden die meisten neuen Einrichtungen dabei in Niedersachsen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen, wo 5 Einrichtungen eröffnet wurden. Aufgrund der Struktur des Marktes gehören Pflegeheime zu den am langsamsten wachsenden Segmenten des Marktes. Hierbei muss jedoch sowohl die lange Bauzeit, die juristischen Vorgaben, als auch die Schließungen aufgrund der Einzelzimmerquote in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg berücksichtigt werden. Von 2018 bis Ende 2021 nahm die Zahl der vollstationären Pflegeheime um 2 Prozent zu, während Pflegedienste und betreute Wohnanlagen (jeweils 13 Prozent) und insbesondere auch das Segment der Tagespflege (35 Prozent) ein deutlich stärkeres Wachstum an den Tag legten., wenngleich auch im Bereich der vollstationären Pflege weiterhin viele neue Einrichtungen im Bau sind und jeden Monat neue Baustellen erschlossen werden.

    Analyse der Öffnungen und Schließungen im Bereich der Pflegeheime

    Betrachtet man neben den neueröffneten Pflegeplätzen zugleich auch noch die geschlossenen Pflegeplätze im ersten Quartal fällt deutlich ins Auge, das weiterhin insbesondere in Baden-Württembeg und Nordrhein-Westfalen Heime geschlossen werden, wenngleich im ersten Quartal 2021 nunmehr auch vermehrt Thüringen und Berlin betroffen waren. Mit Hinblick auf das prozentuale Wachstum fällt insbesondere Sachsen-Anhalt auf – hier wuchs die Anzahl der vollstationären Plätze im vergleich zum Dezember 2021 um rund 0,5 Prozent. Auch in Niedersachsen (0,4 Prozent) und Brandenburg (0,4 Prozent) zeigen sich ähnliche Zahlen. Den prozentual stärksten Rückgang (0,9 Prozent) müsste Thüringen erleben – hier gingen 238 Pflegeplätze verloren, ohne dass im ersten Quartal 2022 ein neues Pflegeheim eröffnet hätte.

    Wachstum in der Tagespflege ungebrochen

    Neben der vollstationären Pflege werden auch insbesondere Angebote in der Tagespflege neu errichtet – rund 240 Baustellen mit zukünftigen Angeboten in der Tagespflege zeigten sich im ersten Quartal 2022 – und das obwohl jeden Monat im Schnitt 26 Tagespflegen eröffnet wurden – dies unterstreicht das starke Wachstum der Tagespflege noch einmal zusätzlich. In Deutschland werden gegenwärtig rund 6.165 Tagespflegen mit etwa 97.650 Plätzen betrieben. Mit der Einführung des Pflegestärkungsgesetzes I (PSG I), das 100 Prozent Sachleistung für die Tagespflege ermöglichte, wurde das Wachstum weiter angetrieben, sodass die Zahl der Tagespflegeplätze in den vergangenen sieben Jahren nochmals um gut 90 Prozent auf fast 97.650 Plätze stieg. Auch im Bereich der Standorte sind Tagespflegen das am stärksten wachsende Segment der Pflege– durchschnittlich eröffneten jeden Monat im Jahr 2021 etwa 24 Tagespflegen neu. Zeitgleich hielten sich die geschlossenen Tagespflegen im Jahr 2021 in Grenzen – von Januar bis Ende März mussten nur etwa 10 Tagespflegen mit 86 Plätzen schließen – im gleichen Zeitraum eröffneten 79 Tagespflegen mit mehr als 1.400 Plätzen.

    78 Pflegedienste mussten schließen, 142 eröffneten neu

    Deutlich mehr Löschungen mussten im Bereich der Pflegedienste verzeichnet werden – insgesamt 78 Pflegedienste wurden geschlossen – diese versorgten insgesamt rund 4.400 Patienten. Wie viele Patienten durch die 142 neuen Pflegedienste versorgt werden kann erst nach einer Erstbewertung des MDK erhoben werden.

    Trotz merklichen Bestrebungen zur Ambulantisierung der Pflege ist und bleibt die vollstationäre Pflege eine der tragenden Säulen des Marktes. Die Entwicklung in der stationären Pflege zeigt seit Jahren eine Stagnation, die zu einer Abnahme der Versorgungssituation führt. Diese Entwicklung ist äußerst problematisch, da die Versorgung durch Pflegeheime auch im ambulantisierten Umfeld weiterhin von großer Bedeutung sein wird; insbesondere da durch das Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz (IPReG) vor allem Dingen die Intensiv- und Schwerstpflege auf den stationären Sektor fokussiert wird. Zwar zeigt die Anzahl der im Bau befindlichen Pflegeheime einen stetig leichten Anstieg, doch noch immer schließen zeitgleich aktive Pflegeheime und senken damit die vorhandene Platzzahl.

    Das dennoch weiterhin Bewegung in den Markt kommt zeigt die Jahresauswertung der Gründungsradare für das Jahr 2021, im vergangenen Jahr wurden 128 neue Pflegeinrichtungen eröffnet, zeitgleich wurden im selben Zeitraum 65 Einrichtungen geschlossen. Die Neueröffnungen übersteigen dabei die Eröffnungen des Vorjahres um mehr als das doppelte, 2020 gingen 61 neue Einrichtungen ans Netz.