Betreute Wohnen ist eine der stärksten Säulen des Pflegemarktes und stellt für viele Hochbetagte eine attraktive Alternative zum Pflegeheim dar – nicht zuletzt gehören betreute Wohnanlagen auch zu den am häufigsten im Bau befindlichen Pflegeangeboten, wie Sie in unserem Bauradar nachlesen können. Die folgende Analyse beschäftigt sich mit der aktuellen Lage am Markt und wirft auf Bedarfsebene einen Blick auf das aktuelle Baugeschehen.

Inhaltsverzeichnis:

  • Standortwachstum im Betreuten Wohnen seit 2018 bei 16 Prozent
  • Vor allem im Süden und Osten hoher Bedarf an betreutem Wohnen

  • Standortwachstum im Betreuten Wohnen seit 2018 bei 16 Prozent

    Insgesamt befinden sich zum Zeitpunkt der Analyse mehr als 385 Betreute Wohnanlagen im Bau – der Sektor des betreuten Wohnens gehört bereits seit Jahren zu den am schnellsten wachsenden Sektoren in der Pflege. Mit einem Standortwachstum von rund 16 Prozent zwischen 2018 und 2022 auf nunmehr 7.500 Standorte hängt das betreute Wohnen im Bereich des prozentualen Wachstums sogar die Pflegedienste (13 Prozent) zurück – Pflegeheime liegen mit einem Standortwachstum von 2 Prozent zwischen 2018 und 2022 weit abgeschlagen. Nur die Tagespflege liegt noch deutlich vor dem Betreuten Wohnen – zwischen 2018 und 2022 nahm die Anzahl der Tagespflegestandorte in Deutschland um 35 Prozent zu.

    Und auch ein Blick auf die Anzahl der Wohneinheiten im betreuten Wohnen im Zeitverlauf zeigt das Wachstumspotential – nahm die Anzahl der Wohneinheiten im betreuten Wohnen von 2020 auf 2022 um 5 Prozent zu, kann man – nur auf Basis der bereits im Bau befindlichen Wohneinheiten – von einem weiteren Wachstum von 4 Prozent in den nächsten Jahren ausgehen – zeitgleich befinden sich noch mehr als 500 weitere Betreute Wohnanlagen in der Planungsphase, so das auch hier eine stetige Weiterentwicklung abzusehen ist.

    Vor allem im Süden und Osten hoher Bedarf an betreutem Wohnen

    Doch wenngleich auch betreutes Wohnen als wichtigte Stütze angesehen wird – und werden muss – offenbart ein Blick aus der Vogelperspektive deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Bundesländern – und Landkreisen.

    Insgesamt geht die Redaktion auf Basis langjähriger Erfahrung und enger Zusammenarbeit mit namhaften Betreibern von einem Bedarf zwischen 1,2 bis zu 2,0 Prozent der Einwohner ab 65 Jahren aus. Für diese Analyse wurde der maximalbedarf von 2,0 Prozent angenommen und auf Landkreisbasis verglichen – dabei wurden sowohl die bereits aktiven Plätze im betreuten Wohnen berücksichtigt als auch die aktuell bereits im Bau befindlichen Plätze – für die Anzahl der Einwohner ab 65 wurden die Werte für das Jahr 2030 kalkuliert.

    Somit ergibt sich in der rechts stehenden Grafik eine Übersicht über die Landkreise, die im Jahr 2030 einen gedeckten Bedarf im Bereich des betreuten Wohnens aufweisen (grün) und jenen, die im Jahr 2030 einen zusätzlichen Bedarf aufweisen (rot) – die auf der Karte zu sehenden Punkte entsprechen dabei bereits im Bau befindlichen Betreuten Wohnanlagen. Somit zeigt sich, das insbesondere in Nordrhein-Westfalen und dem Westen Deutschlands ein hoher Bedarf im Bereich des betreuten Wohnens abzusehen ist, der jedoch bereits aktiv durch viele Neubauprojekte  insbesondere im Speckgürtel Köln-Bonn-Düsseldorf abgefedert werden soll. Dennoch zeigt sich im Jahr 2030 ein weiterhin hohen Bedarf – ebenso zeigt es sich in Baden-Württemberg, wo viele Neubauprojekt auf einen hohen Bedarf stoßen. In Bayern zeigen sich dahingegen vergleichsweise wenige Neubauprojekte, trotz einem abzusehenden zusätzlichen Bedarf in vielen Landkreisen. Insgesamt zeigt sich eine starke Konzentration an Neubauprojekten im Westen und Südwesten Deutschlands, während im Osten und Südosten vergleichsweise wenig Neubauprojekte zu verzeichnen sind, obwohl sich ein Bedarf ableiten ließe.

    Besonders auffällig zeigt sich der niedrige Bedarf im Norden Deutschlands – sowohl Mecklenburg-Vorpommern als auch große Teile Schleswig-Holsteins zeigen einen gedeckten Bedarf im Jahr 2030 – wozu womöglich auch die bereits jetzt im Bau befindlichen betreuten Wohnanlagen im Norden Hamburgs beitragen. Ebenso zeigen sich viele betreute Wohnanlagen im Norden Berlins, welche womöglich den Bedarf im Brandenburger Umland abdecken sollen.

    Insgesamt zeigen sich insbesondere in Hessen, Sachsen, Thüringen, sowie Sachsen-Anhalt und Bayern noch deutlich ausbaufähige Strukturen im Bereich des betreuten Wohnens.