Nach den starken Konsolidierungen 2018 zeigt sich auch das erste Halbjahr 2019 höchst dynamisch. Der folgende Artikel analysiert die 116 Deals des ersten Halbjahres und bietet einen Rückblick auf die bisher größten Konsolidierungen des Jahres.

Inhaltsverzeichnis:

  • Vor allem betriebliche Übernahmen in der Pflegebranche
  • Immobiliensektor vor allem in Einzeldeals stark
  • Fazit
  • Im ersten Halbjahr 2019 waren fast 140 Pflegeheime, circa 100 Pflegedienste, mehr als 90 Wohngemeinschaften, rund 70 betreute Wohnanlagen und beinahe 50 Tagespflegen in betriebliche Übernahmen und Immobiliendeals eingeschlossen. Bei rund 16 Prozent der 116 Deals in der Pflegebranchen waren dabei mehrere Standorte zugleich Teil der Transaktionen.

    Vor allem betriebliche Übernahmen in der Pflegebranche

    Deals im ersten Halbjahr 2019 - Transaktionsvolumen

    Den Großteil aller Deals in der Pflegebranche machen betriebliche Übernahmen und Fusionen aus (71 Prozent), Immobilien- und Grundstückkäufe nehmen rund ein Drittel (zusammen 29 Prozent) aller Deals im ersten Halbjahr ein. Ebenfalls auffällig ist der große Anteil vollstationärer Einrichtungen (siehe Grafik 1), welche beinahe die Hälfte aller Übernahmen — Immobilien wie Konsolidierungen — ausmachen. Die restlichen Immobilien- und Betriebsübernahmen verteilen sich auf Komplexträger (Pflegeheime im Verbund mit Wohngemeinschaften, Tagespflegen oder betreuten Wohnanlagen – 35 Prozent), sowie auf den ambulanten (14 Prozent) und den Bereich der außerklinischen Intensivpflege (5 Prozent).

    Die größte Konsolidierung im ersten Halbjahr 2019 war dabei der Einstieg der französischen Colisée Gruppe in die aus Balen stammende Pflegeheim-Gruppe Armonea im Februar. Die Gerüchte über eine mögliche Übernahme von Armonea kursierten dabei schon seit einiger Zeit. Grundlage dafür war der Ausstieg von Frédéric de Mévius als Vorsitzender und Gesellschafter von Verlinvest, dem Partner von Palmyra Brands (Familie Van den Brande) innerhalb von Armonea. Beide brachten 2008 ihre Altersheimaktivitäten zusammen. Mit dieser Fusion setzt sich Armonea nun auf den vierten Platz der 25 größten Pflegeheimbetreiber in Europa.

    Doch nicht nur große internationale Betreiber sind im ersten Halbjahr fusioniert. Auch im Bereich der Wohlfahrtspflege hat sich einiges getan. So fusionierten die Sozial- und Gesundheitsunternehmen Evangelisches Johannesstift und Paul Gerhardt Diakonie im Juni unter der neuen Dachmarke Johannesstift Diakonie. Mit 8.850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (rund 7.000 davon in Berlin und Brandenburg), 570 Millionen Euro Jahresumsatz und Einrichtungen in sechs Bundesländern ist die Johannesstift Diakonie damit einer der führenden Arbeitgeber der Region und der größte diakonische Träger im Nordosten Deutschlands.

    Einen der größten Deals schloss im Mai jedoch die Alloheim-Gruppe mit der Übernahme von Pro Talis ab. Die Pro Talis Gruppe betreibt 14 Seniorenzentren mit über 1.100 Pflegebetten, einem ambulanten Dienst, zwei Tagespflegen und zwei Einrichtungen für Betreutes Wohnen mit zusammen 54 Apartments. Mit dieser Übernahme wuchs die Alloheim Gruppe um mehr als fünf Prozent und stärkte somit weiterhin ihren zweiten Platz unter den Top 30 Pflegeheimbetreibern 2019.

    Trotz zahlreicher Konsolidierungen und der Pro Talis-Übernahme seitens Alloheim rangiert die Korian Gruppe weiterhin auf Rang 1 der Top 30 Pflegeheimbetreiber 2019 und machte zudem mit einer weiteren, innereuropäischen Übernahme auf sich aufmerksam. In Spanien übernahm die Korian-Gruppe im Januar diesen Jahres das Unternehmen Seniors, ein Pflegeanbieter in Andalusien. Insgesamt betreibt Seniors sieben Langzeit-Pflegeeinrichtungen in Andalusien, vor allem in der Provinz Malaga. Die Gruppe wartet mit rund 1.300 Betten auf – inklusive Tagespflege und betreuten Wohneinheiten. Diese Akquisition gewährt Korian ein festes Standbein im spanischen Markt, der bereits der viertgrößte in ganz Europa ist.

    Insgesamt beläuft sich das Transaktionsvolumen für innerdeutsche Betriebsübernahmen im ersten Halbjahr 2019 wohl auf rund 770 Millionen Euro (siehe Grafik 2), während im Gesamtjahr 2018 rund 1,12 Milliarden Euro Transaktionsvolumen zusammenkamen. Somit liegt das aktuelle Halbjahr nur 31 Prozent unter der Gesamtsumme des vergangenen Jahres.

    Immobiliensektor vor allem in Einzeldeals stark

    Deals im ersten Halbjahr 2019 - Aufteilung

    Nicht außer Acht gelassen werden darf zudem der Immobiliensektor der Pflegebranche, stellt dieser doch rund ein Drittel aller Deals im ersten Halbjahr 2019. Zu den Größten Deals in diesem Sektor zählt dabei die Primonial-Übernahme von 12 Wohneinrichtungen, welche das Unternehmen im März von Advita erwarb. Das gesamte Portfolio bestand aus 513 betreuten Wohnungen, 290 Betten in Wohngemeinschaften, 398 Betten in Pflegeheimen auf einer Gesamtfläche von 57.550m².

    Auch AviaRent ging im ersten Halbjahr 2019 mit einem großen Deal an den Start – mit der Platzierung ihres offenen Spezialfonds „CareVision IV“ finanzierte AviaRent im Juni zwölf Objekte für Wohnparks der Convivo Unternehmensgruppe (Rang 20 der Top 30 Pflegeheimbetreiber 2019). Diese zeichnen sich durch ein besonderes Konzept aus, welches Service-Wohnen für Senioren, Tagespflege und Senioren-WGs mit einer Wohngarantie und Kostendeckelung für die Bewohner kombiniert. Die Convivo Parks bestehen in der Regel aus jeweils mindestens 55 barrierefreien und betreuten Wohnungen, einer Tagespflege mit 15 Plätzen sowie zwei Senioren-WGs für jeweils zwölf Personen.

    Das Investitionsvolumen für Immobilien-Übernahmen beläuft sich im ersten Halbjahr 2019 auf insgesamt rund 950 Millionen Euro. Im gesamten Vorjahr belief sich das Investitionsvolumen für Pflegeimmobilien auf rund 2,1 Milliarden Euro.

    Fazit

    Das erste Halbjahr 2019 zeigt sich im Bereich der Betriebsübernahmen als außerordentlich stark. Nicht nur fusionieren zunehmend auch Wohlfahrtsverbände, auch die Top 30 Unternehmen zeigen sich wachstumsstark und halten mit den wachsenden Anforderungen des Marktes schritt. Zudem finden auch innereuropäisch vermehrt Konsolidierungen statt, was den dynamischen Markt in ganz Europa weiter unterstreicht.