Der Bauboom in der Pflege herrscht weiter ungebrochen und gerade die großen Betreiber machen immer wieder mit neuen Bauprojekten auf sich aufmerksam – doch wie schlägt sich der bauliche Zustand der Pflegeheime der größten Betreiber im Deutschlandvergleich? Die folgende Analyse bietet Ihnen eine Übersicht über die aktuelle Bausubstanz sowie Tendenzen.

Inhaltsverzeichnis:

  • Bauboom bei den Top-30-Pflegeheimbetreibern
  • Große Betreiber mit moderneren Häusern
  • Moderne Pflegeheime mit großem Platzangebot
  • Einzelzimmerquote zeigt wachsende Auswirkungen
  • Die Investitionskosten für die Bewohner steigen im Zeitverlauf/a>
  • Fazit
  • Bauboom bei den Top-30-Pflegeheimbetreibern

    Gemessen an den sich im Bau befindlichen Pflegeeinrichtungen sowie den Objekten in Planung ist ersichtlich, dass die größten Pflegeheimbetreiber auch gleichzeitig die baufreudigsten sind. Die Top-30-Pflegeheimbetreiber verfügen über insgesamt 202.198 bestehende vollstationäre Pflegeplätze – rund 7.650 zusätzliche Plätze in vollstationären Pflegeeinrichtungen sind aktuell im Bau oder in Planung, so dass die Kapazitäten der größten Betreiber in den kommenden Jahren organisch um 3,7 Prozent wachsen werden. Ein ähnlicher Wert ergibt sich auch für die übrigen führenden Betreiber in diesem Segment. Die Betrachtung der verfügbaren Plätze der Top 400 Heimbetreiber unter Ausschluss der ersten 30 zeigt aktuell 263.232 bestehende Pflegeplätze und etwa 7.600 sich im Bau oder in Planung befindlichen Betten. Daraus ergibt sich in absehbarer Zukunft ein Wachstum von 2,8 Prozent. In der Gruppe der kleineren Betreiber hingegen ist von einem geringeren Wachstum auszugehen, obwohl dieses Unternehmenssegment mit 435.821 bestehenden Pflegeplätzen fast die Hälfte des gesamten Marktes stellt. Etwa 11.300 entstehende Betten im Bau und in Planung entsprechen einer Wachstumsrate von 2,5 Prozent. Nicht berücksichtigt wurden in dieser Analyse weitere 9.000 Pflegeplätze, die sich aktuell überwiegend in der Planung befinden und noch keinem Betreiber eindeutig zugeordnet werden konnten.

    Um den entstehenden Bedarf in der stationären Pflege zu decken wird diese Entwicklung jedoch kaum ausreichen. Allein in den kommenden 10 Jahren ist mit einem Anstieg der Anzahl der Pflegebedürftigen um 20 Prozent zu rechnen – im stationären Pflegesektor fehlen bis dahin noch etwa 50.000 weitere Plätze.

    Die meisten Aktivitäten beim Bau neuer Pflegeheime verzeichnen die Betreiber Korian, die Schönes Leben Gruppe, sowie Orpea, Emvia Living und der Alloheim Gruppe.

    Große Betreiber mit moderneren Häusern

    Eine genauere Einschätzung des Immobilienmarktes erlaubt zudem die genauere Analyse der Baujahre: Im Schnitt sind alle auswertbaren Pflegeheime, die nicht zu den 400 größten Betreibern gehören und somit etwa die die Hälfte sämtlicher Pflegeheime in Deutschland ausmachen, heute 40 Jahre alt (Baujahr 1980) und weisen damit eine deutlich ältere Bausubstanz auf als die Einrichtungen der führenden Top-30- und Top-400-Pflegeheimbetreiber. Ausgewertet wurden hierfür die Baujahre ohne Berücksichtigung eventueller Modernisierungsmaßnahmen von 7.980 der insgesamt 11.660 stationären Pflegeeinrichtungen.  Die Häuser der Top 400 zeigen mit einem durchschnittlichen Baujahr von 1988 bereits eine deutlich jüngere Bausubstanz, mit einem durchschnittlichen Baujahr von 1995 sind die Pflegeheime der Top-30-Betreiber am modernsten und keine 30 Jahre alt.

    Aufteilung Pflegeheime Baujahr Top 30 Betreiber und Gesamtmarkt

    Besonders deutlich stechen hierbei die Häuser der DOMICIL Senioren-Residenzen Hamburg SE sowie die Pflegeheime der Schönes Leben Gruppe hervor, deren Pflegeheime im Schnitt jeweils kaum älter als zehn Jahre sind. Auch die DSG, sowie K&S betreiben Pflegeheime mit überdurchschnittlich modernen Baujahren.

    Moderne Pflegeheime mit großem Platzangebot

    Zuvor wurde bereits herausgestellt, dass die Objekte der größten Pflegeheimbetreiber im Schnitt eine jüngere Bausubstanz aufweisen als der restliche Markt. Auch beim Größenvergleich zeigen die Häuser der Top 30 Betreiber deutliche Auffälligkeiten im Vergleich zu den übrigen stationären Pflegeunternehmen. Mit im Schnitt 99 Plätzen pro Pflegeheim verfügen die größten Betreiber auch im Schnitt über die Pflegeheime mit der größten Kapazität. Die Einrichtungen der Bertreiber, die nicht zur Gruppe der Top-400 zählen, kommen hingegen im Schnitt mit 69 Plätzen pro Standort auf eine geringere Platzzahl. Im Segment dazwischen, also den Top-400-Pflegeheimbetreiber, wurde eine durchschnittliche Platzzahl  von 82 Plätzen pro Pflegeheim und somit eine linear fallende Kapazität nach Unternehmensgröße ermittelt. In die Analyse einbezogen wurden die Platzzahlen von 11.604stationären Pflegeeinrichtungen.

    Aufteilung der Größe der Pflegeheime nach Betreiber

    Einzelzimmerquote zeigt wachsende Auswirkungen

    Auf den ersten Blick scheint es, als hätten die Top 30 die niedrigste Einzelzimmerquote im Bundesvergleich. Bei genauerer Betrachtung wird allerdings deutlich, dass bei den Pflegeheimen ab Baujahr 2000 die allgemeine Einzelzimmerquote der Top-Betreiber weit über dem Durchschnitt von 79 Prozent liegt. Die Top 400, denen auch zahlreiche Regional- und Ortsverbände der gemeinnützigen Wohlfahrtsverbände angehören, haben die höchste Einzelzimmerquote. Drei Viertel der zu den Top 400 gehörenden Betreiber weisen bei Pflegeheimen ab dem Jahr 2000 eine Einzelzimmerquote von durchschnittlich 90 Prozent auf. Die Quoten lagen bei insgesamt 6.073 Pflegeheimen vor. Dies entspricht einer messbaren Einzelzimmerquote bei der Hälfte aller deutschen Pflegeheime.

    Die mit Abstand höchste durchschnittlich messbare Einzelzimmerquote unter den Top 30 Pflegeheimbetreibern bietet dabei der Saarländische Schwesternverband (99 Prozent), sowie die Deutsche Seniorenstift Gesellschaft (96 Prozent). Knapp dahinter finden sich bereits die Schönes Leben Gruppe (94 Prozent), sowie die Evangelische Heimstiftung mit einer Einzelzimmerquote von 93 Prozent, deren regionaler Fokus insbesondere in Baden-Württemberg liegt.

    Aufteilung Einzelzimmerquote Top 30 und Gesamtmarkt

    Bei der Betrachtung der Pflegeheime im Ländervergleich wird ersichtlich, wie die unterschiedlichen Einzelzimmerquoten zustande kommen. Die Top-30-Pflegeheimbetreiber haben die meisten Pflegeheime in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen (22,1 Prozent), Niedersachsen (12,4 Prozent) und Bayern (7,8 Prozent). Da die Einzelzimmerquote bei den Bestandsbauten in Nordrhein-Westfalen 80 Prozent und in Baden-Württemberg 100 Prozent, sowie für Neubauten in beiden Bundesländern 100 Prozent beträgt, lässt sich die vergleichsweise niedrigere Einzelzimmerquote für die 30 größten Pflegeheimbetreiber erklären. Durch den hohen Anteil von Pflegeheimen in Niedersachsen (12,4 Prozent) und dem verhältnismäßig geringen Anteil an Pflegeheimen in Baden-Württemberg (6,1 Prozent) sind die größten Pflegeheimbetreiber von der gesetzlich vorgegebenen Einzelzimmerquote am wenigsten betroffen.

    Die Investitionskosten für die Bewohner steigen im Zeitverlauf

    In der Betrachtung der einzelnen Jahrzehnte wird deutlich, dass die Investitionskosten mit jüngerer Bausubstanz steigen. Betragen die Investitionskosten in Pflegeheimen mit einer Bausubstanz aus den Jahren 1950 bis 1960 13,01 Euro im Schnitt, so betragen die Investitionskosten bei Pflegeheimen aus den Jahren 1990 bis 2000 durchschnittlich 14,17 Euro. Bei modernen Pflegeheimen aus den Jahren 2010 bis 2020 schlagen die Investitionskosten mit durchschnittlich 17,48 Euro zu Buche.

    Fazit

    Bundesweit hält der Bauboom weiter an und die Pflegeheimbetreiber sind im Begriff, ihre Bausubstanz nachhaltig zu modernisieren. Gerade die größten Betreiber der 400 führenden Unternehmen und insbesondere der Top 30 sind hierbei Vorreiter. Die Pflegeheime werden flächendeckend immer größer und werden dabei von den föderalen Gesetzgebungen maßgeblich beeinflusst. Auch wenn die Top-Pflegeheimbetreiber in dieser Analyse hervorstechen, so ist im gesamten Markt eine Bau- sowie Modernisierungsbereitschaft erkennbar, die eine weitere Modernisierung der Bausubstanz mit sich bringen wird.