In der neuen Rubrik Bauprojekte erfahren Sie stets den aktuellen Stand der geplanten und im Bau befindlichen Pflegeeinrichtungen in Deutschland. Zum Start der neuen Kategorie zählt pflegemarkt.com 152 aktive Bauvorhaben. Als besonders baufreudiges Bundesland stellt sich dabei Nordrhein-Westfalen heraus, welches mit 41 Baustellen fast ein Drittel der Gesamtmenge stellt.
Auch in Baden-Württemberg wird kräftig gearbeitet – hier entstehen 30 neue Pflegeeinrichtungen. Die flächenmäßig größten Bundesländer Bayern (15 Bauvorhaben) und Niedersachsen (ebenfalls 15) müssen vor solch einem Konstruktionseifer kapitulieren. Schlusslicht bilden die Bundesländer Brandenburg, Berlin und Hamburg mit jeweils einer hinterlegten oder erfassten im Bau befindlichen Einrichtung.
Inhaltsübersicht:
- Bauprojekte
- Kategorien der Bauprojekte
- Gemeinnützig, kommunal oder privat?
- Der größten Herausforderung stellt sich Senioren-Wohn-Thüringen
- Domicil baut die meisten Betten
- Kleine Häuser
- Die kleinsten geplanten Projekte
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Kategorien der Bauprojekte
Auf den meisten Baustellen entstehen Pflegeheime (82), von denen 36% auf ein Residenzkonzept setzen (also kleiner als 80 Betten sind). Klassische Pflegeheime mit mehr als 80 Betten sind jedoch in der großen Mehrheit (64%) vertreten. Im Mittel macht dies einen Schnitt von dennoch etwa 80 Betten pro Pflegeheim – man kann also von einem Gesamtvolumen von circa 6.560 neuen geplanten Pflegeplätzen ausgehen. Immerhin knapp ein Viertel (26%) entfällt auf Betreutes Wohnen, hier entstehen 40 neue Einrichtungen, die durchschnittlich 28 Betten zur Verfügung stellen – das macht etwa 1.120 neue Plätze aus. Tagespflegen und Wohngruppen werden mit je 15 und 13 geplanten Einrichtungen eher selten gebaut. Tagespflegen bieten dabei im Schnitt 18 Betten an (was einem Gesamtvolumen von etwa 270 Pflegeplätzen entspricht), während Wohngruppen mit durchschnittlich 20 Betten zwar etwas höher belegt sind, aber aufgrund ihrer geringeren Anzahl dennoch nur etwa eine Gesamtzahl von 260 Pflegeplätze anbieten werden.
Gemeinnützig, kommunal oder privat?
Wenig überraschend befinden sich die meisten im Bau befindlichen Objekte in privater Hand (89). Insgesamt 58 Einrichtungen sollen schließlich gemeinnützig und nur 5 Häuser kommunal geführt werden. Während die Mehrzahl der Pflegeheime (55 von 82) in privater Hand sind, teilt sich das Betätigungsfeld des Betreuten Wohnens beinahe gleichwertig auf gemeinnützig (20) und privat (19) auf.
Der größten Herausforderung stellt sich Senioren-Wohn-Thüringen mit einer über 100 Jahre alten Immobilie
Während die meisten Neubauten 2018 oder Ende 2017 angefangen wurden, sticht ein Neubau besonders aus der von pflegemarkt.com erhobenen Liste hervor. Das alte Hauptpostamt von Apolda soll zu einem Pflegeheim umstrukturiert werden. Errichtet wurde das Haus bereits 1896 im Auftrag der kaiserlichen Reichspost; ehe es am 28. September 1898 seine offizielle Einweihung feierte. Geplant ist in dem Haus eine Tagespflege mit Platz für etwa 30 Seniorinnen und Senioren. Zusätzlich sollen zwei getrennte Wohngemeinschaften mit jeweils 12 Plätzen für Menschen mit Demenz und für Intensivpflege-Patienten im Haus untergebracht werden. In einem Neubau hinter dem Hauptgebäude sollen insgesamt 42 Einheiten für Betreutes Wohnen mit Ein- und Zweiraumwohnungen entstehen.
Domicil baut die meisten Betten
Die mit Abstand größten Anlagen baut dabei die Firma Domicil. Sie ist in der Top5 gleich drei Mal vertreten. Spitzenplatz belegt dabei das Domicil – Seniorenpflegeheim Lichterfelde-West GmbH in Berlin mit 189 geplanten Betten Auf dem zweiten Platz folgt das Schweinfurter Seniorenpflegeheim Lichterfelde-West GmbH, ebenfalls unter dem Label von Domicil, mit 152 Plätzen. Den dritten Platz sichert sich das Seniorenzentrum Diakonie Ingolstadt mit 135 Betten, ehe sich Domicil mit dem Seniorenpflegeheim Carl-Damm-Straße Friedberg mit 133 Betten den vierten Platz holt. Einen verdienten fünften Platz veranschlagt das Vitanas Senioren Centrum Am Sternplatz mit 131 Betten.
Kleine Häuser
Die kleinsten im Bau befindlichen Pflegeheime haben kaum mehr als zwei Dutzend Betten. Mit 23 Pflegeplätzen ist die Seniorenresidenz Zur Baumschule Senioren Wohnpark Weser GmbH in Weener das kleinste im Bau befindliche Pflegeheim unserer Liste. Nicht viel größer sind das Gesundheitsquartier Düren, Wohnen und Leben am Blohn und das Seniorenzentrums Münchenbernsdorf mit jeweils 24 Betten. Mit 30 Betten setzt sich das Routeux-Quartier schon von den anderen ab.
Die kleinsten geplanten Projekte
Doch es gibt natürlich nicht nur große Planungen. Besonders Wohngruppen und Betreutes Wohnen müssen sich auf wenige Plätze konzentrieren. Dazu gehört das Seniorenzentrum Bad Waldsee mit 7 geplanten Plätzen ebenso wie die Ambulant betreute Wohngruppe in Hagen am Teutoburger Wald mit 8 Plätzen und dem Pflegeheim Haus Felizitas in Limburg mit 10 Plätzen. Der Wiedenhöfer Stift in Herrenberg ist als Betreutes Wohnen mit 13 Plätzen geplant, während die Seniorenresidenz Steimker Gärten eine Tagespflege mit 18 Pflegeplätzen in Wolfsburg werden soll.
Guten Tag,
bezüglich dieses Artikel und der genannten Daten ist mir folgendes aufgefallen: die Grenze 80 Betten.
Hierbei treffen die Anbieter nicht immer eine freie Entscheidung pro Residenz oder ähnliches. In NRW lautet die derzeitige Empfehlung 80 Betten bzw. hier ist die Grenze bzgl. der Refinanzierung.
Es macht also keinen Sinn größer zu bauen.
Dies ist ein nicht unwichtiger Punkt, den es aus Effizenz-und Nachhaltigkeits-Sicht einmal zu beleuchten gäbe. Und auch die Frage, warum diese Zahlen in den Bundesländern unterschiedlich sind.
Nehmen wir mal einen gemeinnützigen Träger in Düsseldorf:
Dieser hat drei stationäre Einrichtungen, je nach Baujahr und Empfehlung unterscheiden sich diese extrem – auch in Bezug auf Zimmergrößen, Einzelzimmerquote etc.
Zwei kleine Einrichtungen mit 49 bzw. 51 Plätzen (Baujahr 2000 bzw 2002) und eine Einrichtung mit 121 Betten (Baujahr 1996). Die große Einrichtung hat bzgl. der Kapazität einen Bestandsschutz.
Eine neue Einrichtung wird nun mit 80 Betten, Betreutem Wohnen, einer Demenz-WG und Tagespflege gebaut.
Wie werden wohl die Empfehlungen in 5 Jahren aussehen und was bedeutet das für die Bestandshäuser. Wie wirken sich diese Rahmenbedingungen wirtschaftlich aus? Die alten Häuser entsprechen natürlich auch keinem Heim der 5. Generation – und sind auch wirtschaftlich nicht entsprechend umzurüsten. Kredite und Fördergelder sind häufig länger gebunden als Konzepte und neue Ansprüche sich ändern. Was bedeutet das für die Träger?
Im Bereich “Wohnen” (BeWo, Ambulante WG´s) beobachte ich übrigens häufiger die Konstellation einer langfristigen Kooperation mit Wohnungsbaufirmen oder Genossenschaften, als das selbst gebaut wird. Ist das eher in den Ballungsräumen / A-Lagen so?
Vielleicht konnte ich Ihnen ein paar Anregungen zu weiteren Analysen und Berichten geben.
Viele Grüße aus Düsseldorf