Nach Angaben der Pflegevorausberechnung des statistischen Bundesamtes wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland bis 2055 um insgesamt 37% ansteigen. Die Prognose zeigt, dass die Anzahl der Pflegebedürftigen von 5 Mio. für Ende 2021 auf ungefähr 6,8 Mio. Pflegebedürftige im Jahr 2055 ansteigen wird. Bereits für das Jahr 2035 wird ein Zuwachs von 14% auf etwa 5,6 Mio. Pflegebedürftige erwartet.

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Pflegebedürftige nach Versorgungsart

Im Hinblick auf die Art der Versorgung der Pflegebedürftigen zeigt die letzte amtliche Pflegestatistik für das Jahr 2021, dass insgesamt 16% der Pflegebedürftigen stationär versorgt wurden, während 21% der Pflegebedürftigen ambulant durch einen ambulanten Pflegedienst betreut und versorgt wurden. Etwa 63% nahm keine professionelle Unterstützung in Anspruch und wurde durch Angehörige versorgt. Interessant ist diese Verteilung in der Entwicklung im Zeitverlauf. Gemäß Pflegestatistik 2011 wurden nach etwa 30% der Pflegebedürftigen stationär und 23% ambulant versorgt, der Anteil Pflegebedürftiger ohne professionelle Unterstützung lag deutlich unter 50%. Es ist somit davon auszugehen. dass die Kapazitäten im professionellen Segment für die steigende Nachfrage schlicht nicht ausreichen – besonders deutlich wird diese Versorgungslücke im Segment der stationären Versorgung.

Insgesamt wurde die Kapazität stationärer Pflegeplätze im Zeitraum von 2011 bis 2021 um 6,7% auf insgesamt 793.000 Pflegeplätze in Heimen erhöht. Dies entspricht einem durchschnittlichen Anstieg von weniger als einem Prozent pro Jahr. In der Zeit 2019 bis 2021 ist die Zahl verfügbarer Plätze in Pflegeheimen sogar zurückgegangen und die aktuellen Herausforderungen rund um die Folgen der Energiekrise, Corona-Auswirkungen und Inflation, die einen Rückgang der Bautätigkeit auch im Bereich Sozialimmobilien / Pflegeheime zur Folge haben, werden den Bau der zwingend benötigten Einrichtungen und Plätze in Pflegeheimen nicht beschleunigen. Neben den Investitionen in neue Einrichtungen berücksichtigen aktuelle Prognosen noch nicht oder nur unzureichend den Wegfall bestehender Einrichtungen aufgrund veralteter Bausubstanz, Insolvenz von Betreibergesellschaften sowie Personalmangel. 

Die bereits bestehende Versorgungslücke in der stationären Versorgung wird teilweise in der ambulanten Versorgung aufgefangen. Die Anzahl der durch ambulante Pflegedienste versorgten Pflegebedürftigen ist im gleichen Zeitraum zwischen 2011 und 2021 um 82% auf insgesamt 1.047.000 versorgte Pflegebedürftige gestiegen. Vollständig gedeckt wird der bestehende Bedarf und die Nachfrage aktuell jedoch keinesfalls, dies zeigt ein Blick auf die Entwicklung der Anzahl der Pflegebedürftigen, die binnen des Zeitraums von 2011 bis 2021 ohne professionelle Unterstützung durch Angehörige versorgt wurden. Deren Zahl ist in diesem Zeitraum um das 2,6fache von 1,18 Millionen auf 3,11 Millionen gestiegen. Auch im Bereich der Pflege durch Angehörige ist von 2011 bis 2021 die Anzahl an Pflegebedürftigen um das 2,6-Fache ansteigen. Trotz des starken Wachstums im Bereich der ambulanten Pflege können die fehlenden Plätze in der stationären Pflege nicht kompensiert werden, woraus sich die stark zunehmende Anzahl an durch Angehörige gepflegte Patienten ableiten lässt.

Prognose für die Entwicklung der Pflegebedürftigen ab 2025

Ein Blick auf die einzelnen Bundesländer lässt verraten, dass Bayern, Baden-Württemberg und Berlin die höchsten Zuwächse an Pflegebedürftigen verzeichnen werden. In Sachsen-Anhalt und Thüringen hingegen sind die geringsten Anstiege an Pflegebedürftigen zu erwarten.

Verfolgt man die Annahme, dass die Anzahl an in Heimen versorgten Pflegebedürftigen Prognose für die Entwicklung der Pflegebedürftigen ab 2025ab dem Jahr 2025 gleichbleibt und die die Anzahl ambulant versorgter Patienten jährlich um 2% ansteigt, erhöht sich die Anzahl an durch Angehörige gepflegte Personen von 2025 bis 2050 um insgesamt 25,9%.

Bei Betrachtung der prozentualen Verteilung der Pflegebedürftigen nach Versorgungsart wird deutlich, dass sich der prozentuale Anteil der in Heimen versorgten Pflegebedürftigen aufgrund der sich nicht verändernden Kapazität kontinuierlich verringern würde. Wohingegen der prozentuale Anteil der durch ambulante Pflegedienste versorgte Patienten von 19,9% im Jahr 2025 auf 24,7% im Jahr 2050 ansteigen würde. Der prozentuale Anteil der durch Angehörige versorgte Patienten wiederum würde sich anhand dieser Prognose um 1,8 Prozentpunkte von 66,5% im Jahr 2025 auf 64,7% im Jahr 2050 verringern.

Es lässt sich ableiten, dass die fehlenden Plätze in der stationären Pflege trotz des starken Wachstums in der ambulanten Pflege nicht kompensiert werden können und dadurch die Pflege im privaten Umfeld durch Angehörige weiterhin stark zunehmen wird. Die Versorgungssituation könnte sich in Zukunft weiterhin verschärfen, da die letzten Jahre gezeigt haben, wie viel Einfluss Krisen auf Neubauprojekte im stationären Bereich haben können. Steigende Energiekosten, steigende Rohstoffpreise und Fachkräftemangel führen zu weniger Attraktivität im Neubau und im Extremfall zu einem Rückgang an verfügbaren stationären Plätzen.