Der ambulante Pflegemarkt ist das kleinteiligste Segment der Pflege in Deutschland und wird vor allen Dingen von privaten und Inhabergeführten Pflegediensten ohne Gruppenzugehörigkeit geprägt. Die folgende Analyse wirft einen Blick auf die Versorgungsstruktur und Aufstellung jener alleinstehenden und Inhabergeführten Dienste, im Vergleich zu Diensten mit komplexen Angebotsstrukturen und Zugehörigkeit zu übergeordneten Betreibergruppen.

Inhaltsverzeichnis:

  • Unternehmensgruppen versorgen mit vielen Angebotsstrukturen mehr Patienten
  • Alleinstehende Pflegedienste besonders in Großstädten stark
  • Gesteigertes Interesse an solitären Pflegediensten erkennbar
  • Von den insgesamt rund 16.500 Pflegediensten in Deutschland ist etwa die Hälfte (8.236) ein sog. alleinstehender Pflegedienst (oder solitärer Pflegedienst), d.h. inhabergeführt mit ausschließlich ambulanter Versorgung, also ohne weitere Angebote wie Tagespflege, Wohngruppen, betreutes Wohnen oder gar stationäre Pflege. Über 90 Prozent dieser solitären Pflegedienste sind dabei in privater Hand – von den 8.281 Pflegediensten, die zu einer größeren Unternehmensgruppe mit mehreren Angeboten gehören, sind es nur 44 Prozent. Somit prägen vor allem gemeinnützige und kommunale Betreiber den Markt der Pflegedienste, die zu einer Unternehmensgruppe gehören, während der Markt der solitären Pflegedienste hauptsächlich von Privaten geführt wird. Und dennoch gibt es messbare Unterschiede und Vorteile für solitäre Anbieter als wichtige Stütze der ambulanten Pflege.

    Unternehmensgruppen versorgen mit vielen Angebotsstrukturen mehr Patienten

    Das im Bereich der Pflege im Besonderen gemeinnützige Betreiber eine große Menge an Patienten pro Dienst versorgen schlägt sich auch in der Versorgung nieder. So teilt sich die Anzahl der Pflegedienste zwar wie oben erwähnt etwas mittig in solitäre Dienste und Unternehmensgruppen, bei einem Blick auf die Anzahl der versorgten Patienten fällt deutlich ins Auge, dass rund 64 Prozent der 1,6 Millionen ambulant versorgten Patienten von Pflegediensten versorgt werden, die zu einer Unternehmensgruppe gehören. Diese versorgen auch im Schnitt mit 138 Patienten deutlich mehr Patienten als solitäre Pflegedienste, die durchschnittlich 83 Patienten ambulant versorgen.

    Der Markt teil sich im Bezug auf die Standorte zwar gleichmäßig auf, Unternehmensgruppen versorgen aber deutlich mehr Patienten.

    Gemeinnützige Unternehmensgruppen bieten zudem im Schnitt neben ihrem Pflegedienst zwei weitere ambulante Dienste, zwei betreute Wohneinheiten, zwei Tagespflegen und drei Pflegeheime an. Private Unternehmensgruppen die einen Pflegedienst anbieten sind dabei im Schnitt deutlich kleiner und bieten einen weiteren zusätzlichen Pflegedienst, eine betreute Wohnanlage, eine Tagespflege und ein Pflegeheim an.

    Deutlich wird, das vor allem private Pflegedienste als alleinstehende Standorte fungieren.

    Alleinstehende Pflegedienste besonders in Großstädten stark

    Bei Betrachtung der solitären Pflegedienste fällt auf, dass diese je nach Bundesland einen unterschiedlich großen Anteil an der Versorgung ambulanter Patienten aufweisen. So werden mehr als die Hälfte aller Patienten in Hamburg (57 Prozent) und Hessen (50,2 Prozent) von solitären Pflegediensten versorgt. Den geringsten Anteil an Versorgungen übernehmen solitäre Pflegedienste in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen – zuweilen wird hier weniger als jeder dritte Pflegebedürftige von solitären Diensten versorgt. Diese Unterscheidung ergibt sich auch aus der starken Stellung gemeinnütziger Anbieter in diesen Bundesländern.

    Allgemein zeigen sich solitäre Pflegedienste besonders oft in Großstädten (ab 100.000 Einwohner) – rund jeder Dritte solitäre Pflegedienst findet sich in einer deutschen Großstadt. Zum Vergleich: Nur etwas mehr als jeder vierte Pflegedienst der Unternehmensgruppen findet sich in einer Großstadt – fast genauso häufig sind sie zudem in Städten (50.000 bis 100.000 Einwohner) anzutreffen. Auch in Kleinstädten und Dörfern finden sich zunehmend Pflegedienste aus Unternehmensgruppen, während solitäre Pflegedienste hier weniger vertreten sind.

    Der Standort des Pflegedienstes zeigt zudem deutliche Auswirkungen auf die Anzahl der von ihm versorgten Patienten. Dabei gilt jedoch nicht, dass die Größe des Standorts die Anzahl der versorgten Patienten unmittelbar erhöht: Tatsächlich unterscheidet sich die durchschnittliche Anzahl der versorgten Patienten solitärer Dienste in ländlichen Gebieten (75) nicht allzu sehr von der Großstadt (78) – die meisten Patienten versorgen solitäre Dienste tatsächlich in den Kleinstädten (zwischen 5.000 und 20.000 Einwohner); hier werden im Schnitt 89 Patienten versorgt.

    Vor allem in Landgemeinden und Großstädten sind solitäre Pflegedienste vertreten.

    Übernahme von 22 Pflegediensten mit rund 2.400 Versorgungen durch Unternehmensgruppen

    Die starke Marktstellungen in ihren jeweiligen Gebieten, ihre enge Kundenbindung und ihre Ortskenntnis, sowie ihr Wissen über die Lage der Pflege vor Ort machen dabei solitäre Pflegedienste auch zu einer wichtigen Säule im Gesundheitsmarkt. Diese Position macht einige Solitär-Anbieter dabei zu attraktiven Zielen für eine Übernahme ebenjener größeren Unternehmensgruppen. So wurden allein im letzten Jahr 24 solitäre Pflegedienste von überregional bekannten Unternehmensgruppen übernommen. Mehr zu den Übernahmen erfahren Sie in unserer M&A Analyse.

    Die übernommenen Unternehmen dienten hierbei vor allem als Erweiterung bereits bestehender Angebote und nicht als gänzlicher Neueinstieg in den ambulanten Markt eines stationären Betreibers. Was alle übernommenen Pflegedienste jedoch eint, ist ihre überdurchschnittliche Größe – die übernommenen solitären Dienste versorgten durchschnittlich 131 Patienten, was deutlich über dem Marktüblichen Volumen von 83 versorgten Patienten liegt. Die meisten übernommenen Pflegedienste (38 Prozent) lagen dabei in Großstädten – und versorgten durchschnittlich 172 Patienten und somit mehr als doppelt so viele wie der durchschnittliche solitäre Pflegedienst in dieser Region. Ein weiteres Viertel aller übernommenen Dienste bot seine Dienste in Städten an, Pflegediensten aus Dörfern oder Landgemeinden wurden kaum übernommen.

    Solitäre Pflegedienste zeigen sich als potenter Wettbewerber in de Pflege, die vor allen Dingen Versorgungen in westlichen Bundesländern – und insbesondere Großstädten anbieten. Die überwiegend privat geführten Dienste zeigen sich jedoch mit einem geringeren Kundenstamm als Unternehmen mit umfangreicheren  Angebotsstrukturen, sind allerdings insbesondere bei großem Erfolg und überdurchschnittlich vielen versorgten Kunden aufgrund ihrer Verwurzelung vor Ort potente Übernahmekandidaten größerer Unternehmen, die ihre Versorgungsstruktur ausweiten und das bestehende Know-How der Solisten positiv nutzen wollen.