Ambulantisierung der Top20 Betreiber – Private Pflegeheimbetreiber setzen zunehmend auf Tagespflege

 

Der Trend zur Ambulantisierung im deutschen Pflegemarkt nimmt weiter Fahrt auf – nahezu alle Pflegeheimbetreiber aus der Liste der größten 20 Pflegeheimketten betreiben zusätzlich zum Kerngeschäft der stationären Pflege aktuell auch Pflegedienste und Tagespflegen. Zunehmend wird das Angebot um den Sektor des Betreuten Wohnens ergänzt und in sogenannte Quartierskonzepte integriert. Allein zwölf konkrete Bauvorhaben betreuter Wohnanlagen sind derzeit in der Pflegedatenbank hinterlegt. Während das Kerngeschäft der stationären Pflege der Pflegestatistik des statistischen Bundesamtes zufolge zwischen 2013 und 2015 mit 2,5 Prozent nur moderat gewachsen ist, nahm die Zahl ambulanter Pflegedienste im gleichen Zeitraum um zwölf Prozent zu. Das größte Wachstum erfuhr der Bereich der Tagespflege, hier stieg die Zahl der Plätze um 18 Prozent.

Inhaltsverzeichnis:

 

Wachstum Kerngeschäftsfelder

Aktuelle Entwicklung der Ambulantisierung von Pflegeheimen und Pflegeheimbetreibern

Der Trend der wachsenden Zahl an Einrichtungen für Tagespflege, insbesondere in Kombination mit einem Pflegeheim, setzt sich auch im Jahresverlauf 2017 fort. Im Zeitraum von Januar bis Dezember sind insgesamt 459 Standorte neu eröffnet worden, davon knapp die Hälfte in Verbindung mit einer stationären Einrichtung. Auch der Anteil der Pflegeheime, die zusätzlich zur klassischen vollstationären Versorgung auch ambulante Konzepte in Form einer integrierten Tagespflege sowie Zusatzangebote durch betreutes Wohnen verfolgen, liegt bei fast 50 Prozent. Das Angebot der 129 im Jahresverlauf neu eröffneten Pflegeheime bestätigt diesen Trend der Ambulantisierung stationärer Pflegeangebote. Während der Anteil klassischer Einrichtungen mit Schwerpunkt in der vollstationären Versorgung der Patienten rund 40 Prozent beträgt, zählt der Großteil der neuen Häuser in die Kategorie der Residenzen mit kleineren Kapazitäten und ambulanten Zusatzangeboten oder kleinen Spezialeinrichtungen, beispielsweise für die gezielte Versorgung intensivpflegebedürftiger Bewohner.

Deutlich weiter fortgeschritten im Prozess der Ambulantisierung als privatwirtschaftliche Betreiber stationärer Einrichtungen sind die Träger gemeinnütziger Einrichtungen, die bereits in der Vergangenheit segmentübergreifende Angebote bereitstellten, diese nun zunehmend kanalisieren und konzeptionell zusammenführen.

Gemeinnützige Pflegeheimketten sind bereits ambulant. Die Privaten Betreiber rüsten nach

Die Auswertung der Angebote der aktuell 400 größten Pflegeheimbetreiber mit mehr als vier Standorten zeigt, dass nahezu alle der 254 gemeinnützigen Träger dieser Liste, die insgesamt 2.577 Einrichtungen betreiben, neben Pflegeheimen auch ambulante Pflegedienste im Portfolio führen. Während diese Tatsache mit der Historie der Wohlfahrtspflege zu begründen ist, zeigt die Zunahme der Angebote für Tagespflege und Betreutes Wohnen hingegen die zunehmende Professionalisierung, auch und insbesondere der gemeinnützigen Unternehmen. Knapp 60 Prozent der größten gemeinnützigen Träger führen separate Angebote für Tagespflege an rund 420 Standorten, darüber hinaus über drei Viertel der Träger zusätzlich Betreutes Wohnen und Servicewohnen an über 700 Standorten.

Auch privatwirtschaftlich organisierte Träger rüsten in diesem Segment nach. Zwar liegt der Anteil privater Träger, die neben stationären Einrichtungen auch ambulante Pflegedienste betreiben, mit knapp 50 Prozent deutlich hinter den gemeinnützigen zurück. Die Übernahmen großer privater Pflegeheimbetreiber finden zunehmend aber auch im ambulanten Sektor statt. Erst kürzlich hat beispielsweise die DOREA Gruppe einen ambulanten Dienst in Norddeutschland übernommen. Eine ähnliche Entwicklung zeigen auch die Segmente der Tagespflege sowie des betreuten Wohnens. Rund 50 Prozent der führenden privaten Träger von Pflegeheimen decken zusätzlich den Bereich der Tagespflege ab, zwei Drittel der Betreiber folgen dem Trend der betreuten Wohnanlagen.

Ambulantisierung der Pflegeheimbetreiber

Die Top20 Betreiber investieren massiv in Tagespflege

Insgesamt 19 der 20 führenden Pflegeheimbetreiber, von denen 13 privatwirtschaftlich organisiert sind, verfügen aktuell über Standorte ambulanter Pflegedienste. Bemerkenswert ist die Entwicklung der Tagespflegeangebote dieser Unternehmen. Während noch vor zwei Jahren nur acht und im vergangenen Jahr 15 Betreiber Tagespflegeangebote führten, sind es nun bereits 18 Unternehmen. Insbesondere der private Sektor, der sich lange auf das Kerngeschäft der Pflegeheime und die Konsolidierung dieses Marktes fokussiert hat, ergänzt sein Portfolio zunehmend um segmentübergreifende Angebote. Gleichzeitig treiben auch die gemeinnützige Träger wie beispielsweise die Diakonien, Johanniter, Malteser, Arbeiterwohlfahrtsverbände, DRK und andere, die bereits traditionell die drei Bereiche im Pflegemarkt bedienen, die Ambulantisierung voran. Bestes Beispiel ist der Arbeiter-Samariter-Bund Landesverband Baden-Württemberg e. V., der mit 54 Standorten von Pflegeheimen zu den Top 20 Pflegeheimbetreibern zählt und seine Angebote im ambulanten und teilstationären Bereich deutlich erweitern konnte. Neben 17 Standorten ambulanter Pflegedienste betreibt der Verband 14 Tagespflegeeinrichtungen. Das größte Standortportfolio im Segment des betreuten Wohnens zeigen die Johanniter. Neben 89 klassischen Pflegeheimen betreibt der Verband bundesweit 86 betreute Wohnanlagen. Das größte Wachstum unter den privaten Trägern verzeichnet die französische Orpea Gruppe. Zu den 126 stationären Einrichtungen betreibt der Konzern aktuell 25 Standorte von Tagespflegeinrichtungen – kein anderer privater Betreiber kann mehr Standorte ausweisen.

Ambulante Quote

PSG2 befeuert ambulant vor stationär und lässt Ambulantisierung Realität werden

Die klassische Einteilung in die Segmente ambulant, stationär und teilstationär ist immer seltener anzutreffen. Singuläre Angebote werden zunehmend durch übergreifende Dienstleistungen ergänzt. Dies führt dazu, dass sich sowohl die Organisationen als auch die Dienstleister der Branchen neu orientieren müssen. Führungskräfte, Pflegesoftware oder Dienstleister müssen alle drei Bereiche und zusätzlich betreutes Wohnen abdecken und Einzelanforderungen bewältigen können. Ambulant vor stationär wird Realität und das PSG 2 gibt weitere Anreize ambulante Konzepte in bestehende Strukturen einzubauen. Signale zum weiteren Ausbau setzen beispielsweise die K & S – Dr. Krantz Sozialbau und Betreuung SE & Co. KG, die im vergangenen Jahr vier weitere Tagespflegeeinrichtungen in Dresden, Rodgau, Zwickau und Leipzig in Betrieb genommen hat.

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Fazit

Die Pflegeheimanbieter sowohl mit privater als auch gemeinnütziger Trägerschaft dringen weiter in den ambulanten und teilstationären Pflegemarkt vor. Während die gemeinnützigen Pflegeheimbetreiber im ambulanten Pflegebereich schon sehr präsent sind, sind es vor allem die private Pflegeheimanbieter die teilstationäre Pflege in Form von Tagespflege anbieten. Der Trend der Portfolioerweiterung von Pflegeheimbetreibern um Pflegedienste, betreutes Wohnen und Tagespflege setzt sich fort. Ambulantisierung und damit der politische Wille ambulant vor stationär wird Realität.

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Definition Ambulantisierung

Definition Quartierskonzept

Quellen