Damit die Einhaltung der medizinisch-pflegerischen Standards in den Pflegeeinrichtungen gewährleistet werden kann, überprüft der Medizinische Dienst stationäre Pflegeeinrichtungen und ambulante Pflegedienste regelmäßig. Seit dem 1. November 2019 gelten für die Qualitätsprüfungen in stationären Pflegeheimen neue Regeln, die auf einem wissenschaftlich entwickelten Qualitätssystem basieren. Das zuvor geführte Pflegenotensystem wurde durch die neuen Qualitäts- oder auch MD-Berichte abgelöst, die eine bessere Vergleichbarkeit der Qualität von Pflegeeinrichtungen ermöglichen sollen. Seit 2019 werden Punkte in vier verschiedenen Bereichen vergeben. Pro Bereich können bis zu vier Punkten vergeben werden. Die Skala reicht von 1 (schwerwiegende Qualitätsprobleme) bis 4 (keine oder geringe Qualitätsdefizite). Eine Einrichtung kann also maximal 16 Punkte erreichen. Die Ergebnisse werden jedoch nicht in Punkten, sondern in Prozentangaben veröffentlicht.

In Deutschland werden derzeit 11.552 stationäre Pflegeheime gezählt, die mehr als 900.000 Plätze zur Verfügung stellen. Seit 2020 sind für 10.820 MD-Berichte verfügbar. Dies entspricht einem Anteil von 93,7 Prozent. Für die folgende Analyse wurde die Entwicklung der MD-Berichte seit den Änderungen aus dem Jahr 2019 betrachtet.

Pflegequalität im Saarland am höchsten

Die durchschnittliche Qualitätsbewertung in deutschen Pflegeheimen liegt 2024 bei 92,73 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist ein leichter Anstieg zu erkennen. Vergleicht man den Wert aus 2024 allerdings mit der durchschnittlichen Qualitätsbewertung aus dem Jahr 2020, so ist ein Rückgang zu erkennen. Im Jahr 2020 lag der Durchschnitt bei 93,11 Prozent. Als Grund für die Abnahme an Qualität können strengere Kontrollen im Rahmen der Änderungen seit 2019 genannt werden.

Mit Blick auf die einzelnen Bundesländer geht das Saarland 2024 als Bundesland mit der höchsten Qualität hervor. Auch in den vergangenen Jahren war das Saarland das Bundesland mit der höchsten Qualität in Pflegeheimen, jedoch hat sich die durchschnittliche Qualität hier von 98,30 Prozent im Jahr 2020 auf 96,84 Prozent im Jahr 2024 reduziert. Neben dem Saarland können auch Baden-Württemberg und Sachsen eine durchschnittliche Qualität von über 95 Prozent aufweisen. Das Schlusslicht bildet das Bundesland Rheinland-Pfalz mit einer durchschnittlichen Qualitätsbewertung von 86,3 Prozent. Eine Unterscheidung der Bundesländer in Nord und Süd zeigt, dass die Qualität der Bundesländer im Norden mit 92,76 Prozent etwas höher ist als in den südlichen Bundesländern mit 92,38 Prozent.

Qualität privater Betreiber rückläufig

Hinsichtlich der Qualitätsbewertungen zeigen die kommunalen Träger mit 93,75 Prozent die höchste Qualität, dicht gefolgt von den gemeinnützigen Trägern mit 93,2 Prozent. Mit etwas Abstand folgen die privaten Träger. Das gleiche Bild zeichnete sich auch in den vergangenen Jahren ab. Die privaten Betreiber weisen mit durchschnittlich 91,98 Prozent die niedrigste Qualität auf, was sich auch mit Blick auf die zehn größten Pflegeheimbetreiber 2024 bestätigt. Die beiden gemeinnützigen Träger Evangelische Heimstiftung und die Johanniter liegen mit 94,49 Prozent bzw. 93,85 Prozent im Ranking unter den Top gemeinnützigen Betreibern vorne. Ebenfalls über dem Durchschnitt liegt der private Betreiber Kursana mit einer durchschnittlichen Qualität von 94,42 Prozent, der insgesamt den zweiten Platz im Gesamtranking belegt. Das Schlusslicht bildet die DOMICIL Senioren-Residenzen Hamburg SE mit einer durchschnittlichen Qualität von 86,26 Prozent.  

Betrachtet man die Entwicklung der zehn größten Pflegeheimbetreiber über die vergangenen Jahre, so fällt auf, dass Domicil seit 2020 laut den MD-Berichten mehr als 11 Prozent an Qualität in seinen stationären Einrichtungen verloren hat. Im Jahr 2020 lag die durchschnittliche Qualität bei 97,55 Prozent und Domicil führte das Ranking der Top-Betreiber anhand der Qualitätsbewertungen an. Im Jahr 2024 liegt die durchschnittliche Qualität bei 86,26 Prozent und Domicil muss sich hinter den anderen neuen Top-Betreibern einreihen. Lediglich drei Betreiber konnten die durchschnittliche Qualität ihrer stationären Einrichtungen im direkten Vergleich zu 2020 verbessern. Darunter sind die Evangelische Heimstiftung, die Johanniter und Kursana. Insgesamt schaffen es nur vier der 10 größten Betreiber eine Qualitätsbewertung zu erhalten, die über dem deutschlandweiten Durchschnitt liegt. 

Qualität im Teilbereich Unterstützung in besonderen Bedarfs- und Versorgungssituationen deutschlandweit am höchsten

Wie bereits zuvor erwähnt, werden die MD-Berichte in vier Teilbereiche separiert. Die Bereiche, die geprüft werden, sind Unterstützung bei der Mobilität und Selbstversorgung, Unterstützung bei der Bewältigung von krankheits- und therapiebedingten Anforderungen und Belastungen, Unterstützung bei der Gestaltung des Alltagslebens und der sozialen Kontakte und Unterstützung in besonderen Bedarfs- und Versorgungssituationen. Im Folgenden lohnt sich ein Blick auf die Auswertung der MD-Berichte mit dem Fokus auf die einzelnen Teilbereiche und die Unterschiede, die hier deutlich werden.

Für das Jahr 2024 wird den MD-Berichten zufolge deutschlandweit die Unterstützung bei der Mobilität und Selbstversorgung in Pflegeeinrichtungen durchschnittlich zu 90,12 Prozent erreicht. Der zweite Teilbereich, die Unterstützung bei der Bewältigung von krankheits- und therapiebedingten Anforderungen und Belastungen zeigt einen bundesweiten Durchschnitt von 89,55 Prozent. Die Unterstützung bei der Gestaltung des Alltagslebens und der sozialen Kontakte wird 2024 in stationären Pflegeeinrichtungen zu 95,11 Prozent gewährleistet. Der vierte und letzte Teilbereich, die Unterstützung in besonderen Bedarfs- und Versorgungssituationen, erreicht im direkten Vergleich die höchste durchschnittliche Quote mit 96,92 Prozent. Ein Blick auf die Entwicklung des bundesweiten Durschnitts seit 2020 zeigt, dass die Qualität in allen Teilbereichen von 2020 bis 2024 leicht abgenommen hat.

Bei den Bundesländern zeichnet sich in den einzelnen Teilbereichen das gleiche Bild ab wie im Gesamtüberblick. Das Saarland zeigt die höchste Qualität in allen Teilbereichen und Rheinland-Pfalz die niedrigste Qualität. Bezüglich der Unterscheidung nach Trägerart ergibt sich auch hier ein ähnliches Bild: Die kommunalen Träger weisen die höchste Qualität in drei Teilbereichen auf. Im Bereich Unterstützung bei der Gestaltung des Alltagslebens und der sozialen Kontakte liegen die gemeinnützigen Träger knapp vorne.

Neuer Spitzenreiter der größten Pflegeheimbetreiber verliert an Qualität

Der private Betreiber Domicil zeigt in drei Teilbereichen die niedrigste Qualitätsbewertungen unter den Top-Betreibern und muss im direkten Vergleich mit den Werten aus dem Jahr 2020 in den Bereichen Unterstützung bei der Mobilität und Selbstversorgung sowie Unterstützung bei der Bewältigung von krankheits- und therapiebedingten Anforderungen und Belastungen einen Verlust von bis zu 14 Prozentpunkten verzeichnen. Während Domicil im Jahr 2020 noch einen Wert von 100 Prozent bei der Qualität der Unterstützung in besonderen Bedarfs- und Versorgungssituationen in seinen stationären Einrichtungen verzeichnete, beläuft sich der Wert im Jahr 2024 noch auf 95,49 Prozent, was unter dem deutschlandweiten Durchschnitt von 96,92 Prozent liegt.

Auch der private Betreiber Korian, der in diesem Jahr zum ersten Mal den ersten Platz der größten Pflegeheimbetreiber anhand der Anzahl an Pflegeplätzen belegt, verzeichnet in allen Teilbereichen der MD-Berichte im Vergleich zu 2020 rückläufige Qualitätsbewertungen. Die größte positive Entwicklung über die vergangenen Jahre zeigt die Evangelische Heimstiftung, die die durchschnittliche Qualität ihrer stationären Einrichtungen in allen Teilbereichen verbessern konnte.

Es wird außerdem deutlich, dass in jedem Teilbereich mindestens die Hälfte der zehn größten Betreiber unterhalb des deutschlandweiten Durchschnitts liegen. In den Teilbereichen Unterstützung bei der Mobilität und Selbstversorgung sowie Unterstützung bei der Gestaltung des Alltagslebens und der sozialen Kontakte liegen sieben der zehn größten Betreiber mit ihren Qualitätsbewertungen unter dem deutschlandweiten Durchschnitt.

Ausblick

Insgesamt zeigt sich zwar deutschlandweit ein leichter Anstieg der Qualität in Pflegeheimen im Vergleich zum Vorjahr, die Tendenz ist jedoch insgesamt rückläufig. Die Gründe für die abnehmende Qualität können vielseitig sein. Strengere Kontrollen, Fachkräftemangel und die anhaltende Insolvenzwelle stellen den Pflegemarkt weiterhin vor große Herausforderungen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Qualität der stationären Einrichtungen weiterentwickeln wird.