Versicherte der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung haben Anspruch auf die Versorgung mit sogenannten Hilfsmitteln. Hilfsmittel, die die Patienten selbst erwerben, werden primär über den Sanitätsfachhandel vertrieben. Das Spektrum der Hilfsmittelleistungen ist vielfältig: Es beinhaltet orthopädische Hilfsmittel (z.B. Prothesen, Orthesen, Einlagen), Rehabilitationsmittel (z.B. Rollstühle, Gehhilfen), medizintechnische Artikel (z.B. Kompressionsstrümpfe, Bandagen) sowie spezifische Versorgungen, die häufig als Home Care bezeichnet werden (z.B. Stoma, Inkontinenz, Wundversorgung, respiratorische Heimtherapie). Nichtmedizinische Artikel wie Wäsche und Komfortschuhe können das medizinische Sortiment des Sanitätsfachhandels ergänzen. Die Branche wird primär von Betrieben repräsentiert, deren Leistung im Orthopädiehandwerk wurzelt oder im (dienstleistungsorientierten) Einzelhandel angesiedelt ist. Beide Betriebstypen nennen sich häufig Sanitätshäuser. Insgesamt gibt es in Deutschland gegen Ende des Jahres 2022 rund 4.800 Sanitätshäuser.


Inhaltsverzeichnis:

  • Rund 4.800 Standorte für Sanitätshäuser
  • Etwa 2.200 Unternehmen im Sanitätshausmarkt
  • Umsatzwachstum im Jahr 2021 bei den Sanitätshäusern
  • Rund 4.800 Standorte für Sanitätshäuser

    Insgesamt gibt es in Deutschland rund 4.800 Sanitätshäuser, welche ihren Kunden neben Hilfsmitteln auch mit Beratung und Sonderanfertigungen weiterhelfen können. Dabei sind die Sanitätshäuser in Deutschland unterschiedlich stark spezialisiert. Viele decken ofmtals nur einen Teil der möglichen Produktpalette ab.

    Der Kern des Angebotes sind im Regelfall die im Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenversicherung aufgeführten Produktgruppen (außer Hör- und Sehhilfen, diese werden noch immer überwiegend von Hörgeräteakustikern bzw. Optikern abgedeckt). Zusätzlich bieten viele Sanitätshäuser oftmals noch Wellnessartikel, Gesundheitsschuhe, Miederwaren und ähnliche Artikel an, welche nicht mit den Krankenkassen abgerechnet werden können und vom Kunden selbst getragen werden müssen.

    Die Aufteilung der Sanitätshäuser erweist sich dabei je nach Bundesland deutlich unterschiedlich – nicht weiter verwunderlich zeigen vor allem die größten Bundesländer auch die höchste Anzahl an Sanitätshäusern – doch auch die hohe Anzahl der Sanitätshäuser in Sachsen sticht ins Auge.


    Etwa 2.200 Unternehmen im Sanitätshausmarkt

    Die etwa 4.800 Sanitätshäuser werden in Deutschland dabei von rund 2.200 Unternehmen betrieben – der Großteil der Unternehmen (über 70 Prozent) sind dabei nur mit einem Sanitätshaus aktiv – etwa 430 Unternehmen sind an 2 bis 4 Standorten in der Bundesrepublik vertreten – insgesamt zeigt sich der Markt zum aktuellen Zeitpunkt noch recht kleinteilig – nur 14 Unternehmen verfügen über mehr als 20 Standorte im Markt.

    Im Sanitätsfachhandel verändert sich die Größenstruktur zu Lasten der kleineren Unternehmen, wie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken in seinem Branchenspezial 2020 feststellte. Der Markt sei durch einen deutlichen Trend zur Konzentration beherrscht. Vielfach sei zu beobachten, dass größere Unternehmen noch größer werden, weiter filialisieren und Wettbewerber übernehmen. Kleinere Unternehmen scheiden aus dem Markt aus.

    Allmählich werde zudem erkennbar, dass kapitalgetriebene Investoren wie Private-Equity-Fonds und strategische Investoren – mit dem Ziel hoher (regionaler) Marktanteile und Plänen zur Kettenbildung – nun auch die Hilfsmittel-Branche in den Fokus nehmen, nachdem zuerst Pflegeeinrichtungen und kapitalintensive Facharztsparten (Dental, Radiologie, Ophthalmologie) im Mittelpunkt des Interesses gestanden hätten. Erste Übernahmen gab es vor etwa zehn Jahren im Homecare-Bereich, danach wurden Firmen wie die niederländische HAL Investments, die Auxiliumgruppe, die schwedische Private Equity-Gesellschaft Nordic Capital oder die Droege Group generell im Sanitätshaussektor aktiv. Die Ende 2019 angemeldete vorläufige Insolvenz der Gruppe GB Holding/Brandvital zeigt allerdings, dass im Sanitätsfachhandel Beteiligungen und Gruppenbildung nicht per se erfolgreich sein müssen

    Bei einem Blick auf die Standorte der Sanitätshäuser zeigt sich jedoch noch deutlich die Fragmentierung des Marktes. Unternehmen mit mehr als 10 Standorten betrieben insgesamt mit 1.100 Unternehmen weniger als ein Viertel des Marktes – die restlichen Standorte werden von deutlich kleineren Unternehmen zur Verfügung gestellt.

    Umsatzwachstum im Jahr 2021 bei den Sanitätshäusern

    Laut Daten des Forschungsinstituts opta data analytics konnten sich die Umsätze in wichtigen Sparten der Sanitätshaus-Branche nach Rückgängen im Pandemie-Jahr 2020 im vergangenen Jahr 2021 wieder erholen.

    So konnte im Abrechnungsfeld Sanitätshaus (IK 33) der Umsatz um 3,9 Prozent zulegen, nach einem Rückgang von 2,1 Prozent im Vorjahr. Die Zahl der Verordnungen erhöhte sich um 4,3 Prozent nach einem Minus von 2,9 Prozent im Vorjahr. Der durchschnittliche Wert je Verordnung lag bei 172,17 Euro nach 172,81 und 171,37 Euro in den beiden Vorjahren.

    Im Geschäftsfeld Medizintechnik (IK 59) lag der Umsatz 2021 um 7,9 Prozent über 2020, als er um 7,9 Prozent gesunken war. Die Verordnungsanzahl stieg um 6,1 Prozent nach einem Rückgang von 8 Prozent. Der durchschnittliche Wert je Verordnung erreichte 344,07 Euro und damit deutlich mehr als 2020 mit 338,27 Euro und 2019 mit 337,82 Euro.

    Nach Schätzungen des Ifo-Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsförderung belief sich der Umsatz der Sanitätshäuser in Deutschland im Vor-Corona-Jahr 2019 auf 6,8 Milliarden Euro. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die demographische Entwicklung. Mit steigendem Anteil älterer Versicherter sowie zunehmender Lebenserwartung erhöht sich auch der Bedarf an Hilfsmittel. 2019 war das Umsatzwachstum überdurchschnittlich hoch, denn die GKV gab für den hier betrachteten Hilfsmittelbereich besonders viel Geld aus.

    Zwar gelten für gesetzlich Versicherte Vertragspreise und teilweise Festbeträge, die die notwendige Versorgung sicherstellen; wählen Versicherte jedoch Leistungen, die über das Notwendige hinausgehen, müssen sie die Mehrkosten selbst tragen. Dem Mehrkostenbericht 2018 zufolge wurden bei knapp einem Fünftel der Versorgungsfälle von den Leistungserbringern Mehrkosten berechnet. Die Umsätze der Sanitätshäuser setzen sich somit aus den Leistungen der GKV, der privaten Krankenversicherung und der Beihilfe sowie den Eigenzahlungen der Versicherten zusammen.