Einleitung

Unter Wohlfahrtspflege wird die Gesamtheit aller auf freigemeinnütziger Grundlage erfolgenden sozialen Hilfe und Selbsthilfeleistungen für Leistungsempfänger verstanden. Die Wohlfahrtspflege ist ein bedeutendes Wettbewerbsfeld im deutschen Pflegemarkt. Im Vergleich zu privaten (60 Prozent) oder kommunalen (2 Prozent) Trägern werden durch die Wohlfahrtspflege bezüglich der Verteilung nach Unternehmen 40 Prozent des deutschen Pflegemarktes bedient. In Deutschland bestehen zehn große gemeinnützige Bundesverbände mit regionaler Verbandsstruktur nach Diözesen, Landes-, oder Ortsverbänden. Der folgende Artikel soll die Stellung und Struktur der Verbände der Wohlfahrtspflege im deutschen Pflegemarkt näher betrachten und in ihrer Ausprägung quantifizieren und stellt somit den Auftakt zum Wohlfahrtsmonitor von Pflegemarkt.com dar:

Inhaltsverzeichnis 2018:

  • Übersicht über die Träger
  • Geschichte und Entwicklung
  • Finanzen
  • Wohlfahrtsmonitor: Pflegeheime
  • AWO bietet besonders große Heime
  • Johanniter treten im Wohlfahrtsmonitor mit vielen Leistungsergänzungen in Erscheinung
  • Fazit Stationär
  • Wohlfahrtsmonitor: Pflegedienste
  • Wohlfahrtsverbände legen Fokus nicht auf den ambulanten Bereich
  • Auch bei ambulanten viele Komplexträger
  • [/list]

    [br][/br]
    Inhaltsverzeichnis 2019:

    • Wohlfahrtsverbände gehören auch 2019 zu den Topbetreibern am Markt
    • Vollstationäre Versorgung 2019
    • Ambulante Versorgung 2019
    • Teilstationäre Versorgung 2019
    • [/list]

      [br][/br]
      Inhaltsverzeichnis 2020:

      • Wohlfahrtsverbände sichern die Pflege in Deutschland
      • Vollstationäre Versorgung 2020
      • Ambulante Versorgung 2019
      • Fazit
      • Quellen
      • [/list]

        Übersicht über die Träger

        Wohlfahrtsmonitor: Die zehn größten Wohlfahrtsverbände Deutschlands auf einem Bild zusammengefasst.

        Die zehn größten Wohlfahrtsverbände Deutschlands auf einem Bild zusammengefasst.

        Die Freie Wohlfahrtspflege ist in der Bundesrepublik Deutschland in sechs rechtlich selbstständigen Wohlfahrtsverbänden organisiert, deren Dachverband die Bundearbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) ist.

        • Arbeiterwohlfahrt (AWO)
        • Deutsches Rotes Kreuz (DRK)
        • Diakonie Deutschland
        • Deutscher Caritasverband (DCV)
        • Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband
        • Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST)

        Daneben existieren weitere große gemeinnützige Verbände, die unabhängig vom Dachverband agieren:

        • Die Johanniter
        • Malteser
        • Arbeiter-Samariter-Bund (ASB)
        • Volkssolidarität

        In Ihrer Ausrichtung sind die unterschiedlichen Verbände zum einen konfessionell oder nicht konfessionell geprägt. Die Diakonie Deutschland und Die Johanniter sind evangelisch geprägt, wohingegen der Deutsche Caritasverband und der Malteser Hilfsdienst e.V. nach ihrer Konfession der römisch-katholischen Kirche angehören. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) ist eine Vereinigung der Wohlfahrtsinteressen für die in Deutschland lebenden Juden und damit auch konfessionell gebunden.

        Der Paritätische und Das Deutsche Rote Kreuz verfolgen vor allem einen humanitären Wohlfahrtsansatz. Ebenso der Arbeiter-Samariter Bund, der sowohl konfessionell als auch politisch unabhängig ist. Die Volkssolidarität war der zentrale Wohlfahrtsverband der ehemaligen DDR und damit wiederum politisch beeinflusst.

        Die Arbeiterwohlfahrt, die in Ihrer Vergangenheit stark an die Sozialpolitik der Sozialdemokraten angelehnt war, versteht sich hingegen noch immer sehr politiknah und dürfte in Deutschland wohl den größten Einfluss auf die Sozialpolitik haben.

        Hinsichtlich ihrer Tätigkeitsfelder nehmen die Wohlfahrtsverbände Aufgaben im Bereich der Gesundheitshilfe, Jugend- und Familienhilfe, Altenhilfe, Hilfe für Menschen mit Behinderung oder mit besonderen sozialen Situationen und Selbsthilfe war. Die meisten Verbände; allen voran aber das DRK, übernimmt darüber hinaus Aufgaben im Bereich der humanitären Hilfe sowie Gesundheits- und Katastrophenhilfe im Ausland. In den Ausführungen zu den einzelnen Verbänden soll der Fokus auf der Versorgung und Hilfe von Senioren liegen.

        Die folgende Grafik hinterlegt die Verteilung der Tätigkeitsfelder des BAGFW nach der Anzahl der Einrichtungen.
        Wohlfahrtsmonitor: Vor Allem in der Jugend- und Altenhilfe sind die Mitglieder der Bundesarbeitsgemeinschaft sehr aktiv.

        Geschichte und Entwicklung

        Historisch gesehen haben die Verbände der freien Wohlfahrtpflege eine lange Entwicklungsgeschichte. Sowohl der Wandel gesellschaftlicher und staatlicher Verhältnisse als auch die frühe Industrialisierung, aber auch Massennotstände und Kriege führten dazu, dass sich die organisierte Hilfeleistung für Arme, Kranke oder Menschen in Not formierte. Aus dem Prinzip der christlichen Nächstenliebe entstanden nach der jüdischen und christlichen Tradition in Klöstern, religiösen Bruderschaften und Zünften die heutigen konfessionellen Träger.  Mit der weiteren Entwicklung der Städte bildeten sich auch freie Initiativen der Wohlfahrt heraus. Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten sich die Spitzenverbände des heutigen BAGFW:

        • Johanniterorden: aus der Ballei Brandenburg des Ritterordens des Johanniter- oder Hospitaliterordens hervorgegangen (1538), Gründung der Johanniter-Hilfsgemeinschaften (JHG) (1951)
        • Central-Ausschuss für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche (1848) als Vorläufer des Diakonischen Werks der EKD (1957, heute Diakonie Deutschland
        • Gründung der Genossenschaft der Rheinisch-Westfälischen Malteser Devotionsritter (1859) und Ausgliederung des Malteser Hilfsdienstes (1953)
        • Gründung der „Arbeiter-Samariter“ (1896)
        • Deutscher Caritasverband (1897)
        • Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden (1917)
        • Arbeiterwohlfahrt (1919)
        • Die “Vaterländischen Frauenvereine vom Roten Kreuz” (1866) als Vorläufer des Deutschen Roten Kreuzes (1921)
        • Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband (1924)
        • Volkssolidarität (1945)

        Finanzen

        Um die Hilfeleistungen für die verschiedenen Tätigkeitsfelder finanziell zu gewährleisten, kommen aus dem Solidaritätsprinzip, dem zentralen Element der Sozialversicherung, die verschiedenen Finanzierungsquellen in Betracht. Die Finanzierung der Wohlfahrtsverbände untergliedert sich nach öffentlichen Zuwendungen aus Bund und EU, Beiträgen der Kranken- und Pflegeversicherung und Kirchensteuermitteln durch die konfessionellen Verbände. Des Weiteren kommen Ihnen Mitgliedsbeiträge sowie Spenden wie Erbe, Schenkungen und finanzielle Mittel aus der Lotterie (Aktion Mensch e.V., etc.) zugute. Am Beispiel des DRKs im Jahresbericht 2016 ergibt sich absolut und prozentual folgende Verteilung.

        Wohlfahrtsmonitor: Das DRK finanziert sich vornehmlich aus öffentlichen Mitteln.

        Struktur der Verbände

        Wohlfahrtsmonitor: Die Diakonien sind zweifelsohne die größten Wohlfahrt Verbände am Markt.

        Die zehn größten Verbände der Wohlfahrtspflege in Deutschland sollen in diesem Abschnitt allgemein sowie einzeln näher betrachtet werden. Es folgt ein allgemeiner Teil zu Portfoliostruktur der einzelnen Verbände.

        Aus einer aktuellen Analyse von rund 7.000 Standortdaten in der Pflege der Top zehn gemeinnützigen Träger in Deutschland ergibt sich folgendes Bild. Die beiden größten Verbände, gezählt nach Anzahl der Einrichtungen und Leistungsangebote, sind mit Abstand die Diakonie und das Deutsche Rote Kreuz mit je rund 1.500 Einrichtungen, dicht gefolgt von der Caritas und der Arbeiterwohlfahrt mit rund 1.300 Einrichtungen. Diese vier Verbände bilden rund 81 Prozent der Versorgung im gemeinnützigen Bereich innerhalb der größten zehn Träger ab. Mit etwas größerem Abstand folgen der Arbeiter-Samariter-Bund mit rund 550 Einrichtungen und die Johanniter mit rund 330 Angeboten. Die Volkssolidarität als Wohlfahrtsverband der ehemaligen DDR versorgt noch heute in 264 Einrichtungen in den neuen Bundesländern. Im ambulanten Bereich hat den stärksten Fokus die Diakonie, die rund 60 Prozent Ihres Leistungsportfolios durch ambulante Pflegedienste abbildet. Teilstationär liegt der Arbeiter-Samariter-Bund mit 18 Prozent Tagespflegen in der Verteilung an der Spitze. Der größte relative stationäre Anteil kann mit Abstand bei der Arbeiterwohlfahrt beobachtet werden. Im Betreuten Wohnen sind vor allem die kleineren Träger wie die Johanniter, die Volkssolidarität oder die Malteser mit je rund 30 Prozent ihres Portfolios stark.

        Wohlfahrtsmonitor: Pflegeheime

        Die freie Wohlfahrtspflege in Deutschland gehört zu den wichtigsten Säulen des Sozialstaates der Bundesrepublik. Doch trotz ihrer Größe und Bedeutung gestaltet sich die Analyse und Betrachtung der deutschen Wohlfahrtspflege aufgrund verschachtelter Strukturen als äußerst komplex. In diesem Teil des Wohlfahrtsmonitors soll die stationäre Verteilung näher beleuchtet werden.

        Insgesamt machen die Pflegeheime der Wohlfahrtspflege fast 30 Prozent der Pflegeheime in Deutschland aus.

        In Deutschland werden insgesamt 11.494 Pflegeheime betrieben – 5.638 davon liegen in privater Hand, 410 werden kommunal betrieben und 5.445 gemeinnützig. Der Großteil der gemeinnützig betriebenen Einrichtungen gehört dabei zu einem der großen Wohlfahrtsverbände (3.252). Somit werden knapp 30 Prozent aller deutschen Pflegeheime von den großen Wohlfahrtverbänden betrieben. Auch beim Vergleich der angebotenen Pflegeplätze wird die starke Marktmacht der gemeinnützigen deutlich. Von den rund 880.000 Pflegeplätzen in Deutschland entfällt knapp die Hälfte auf die Gemeinnützigen allgemein und zu 30 Prozent auf die Wohlfahrtsverbände selbst – die privaten Betreiber bieten 46 Prozent aller Pflegebetten an.

        Zwar wächst der gemeinnützige Sektor insgesamt schwächer als der private Sektor, dennoch gibt es einige stark wachsende Unternehmen innerhalb der Wohlfahrt. Unter den Gemeinnützigen, die etwa ein Drittel aller Neugründungen der vergangenen zwei Jahre stellen, sticht die Diakonie hervor – in den neu eröffneten Einrichtungen der zum Verbund der diakonischen Träger gehörenden Unternehmen, entstanden über 1.200 Pflegeplätze in 20 Häusern.

        Zwar gehören die Johanniter zu den kleineren Wohlfahrtsverbänden im Bezug auf die stationäre Marktmacht, dennoch haben die den größten prozentualen Anteil an Komplexträgern.

        AWO bietet besonders große Heime an

        Während die Diakonie ohne jeden Zweifel die meisten Pflegeheime (949) und Pflegeplätze (74.420) der Wohlfahrt stellt, sticht die AWO (729 PH, 62.267 Betten) aufgrund der Größe ihrer Pflegeheime hervor. Die meisten anderen Wohlfahrtsverbände bieten nur etwa bei jedem zehnten Heim mehr als 120 Plätze an. Solch große Pflegeheime machen bei der AWO jedoch 17 Prozent des Pflegeheimportfolios aus. Im Schnitt verfügen die Häuser der AWO über 86 Pflegeplätze – deutlich mehr als der Schnitt von 81 Plätzen der Wohlfahrtseinrichtungen allgemein. Auffällig ist, dass die meisten dieser großen Pflegeheime in Nordrhein-Westfalen liegen (42), jenem Bundesland in dem aktuell aufgrund der 100 prozentigen Einzelzimmerquote zukünftig zahlreiche Häuser Kapazitäten abbauen müssen. Auch die Maximalgröße für neue Heime wurde bei 80 Betten gedeckelt. Welche Auswirkungen diese neuen Heimgesetze auf die Pflegeheime der AWO haben wird, muss sich noch zeigen.

        Johanniter treten im Wohlfahrtsmonitor mit vielen Leistungsergänzungen in Erscheinung

        Bei Betrachtung der einzelnen Standorte der unterschiedlichen Betreiber der Wohlfahrt stechen vor allem die von den Johannitern betriebenen Pflegeheime hervor. An etwa drei Viertel aller Standorte wird ein Pflegedienst angeboten, an den so gut wie immer zusätzlich eine Tagespflege angegliedert ist (74 Prozent aller Standorte). Ähnliche Komplexeinrichtungen werden auch durch die vergleichsweise eher kleinen Malteser (74 Prozent der Standorte verfügen über eine Leistungsergänzung, der  Fokus liegt allgemein vermehrt auf betreutem Wohnen ) und den auf kleine und mittlere Pflegeheime setzenden ASB (Arbeiter Samariter Bund) (71 Prozent der Standorte verfügen über eine Leistungsergänzung, der  Fokus liegt allgemein vermehrt auf Pflegediensten und Tagespflegen) zu einem überwiegenden Teil betrieben. Der starke Trend zu dieser Pflegeform zeigt sich durch die Bank hindurch bei allen Wohlfahrtsträgern – über die Hälfte aller Einrichtungen der Wohlfahrt bieten Leistungsergänzungen. Nur das DRK und die Volkssolidarität fallen im Vergleich leicht ab und agieren aktuell noch mit vielen singulären Angeboten im stationären Segment.

        Besonders auffällig ist die hohe Anzahl an Pflegeheimen der beiden kirchlichen Träger im Bundesländervergleich.

        Werden die Bundesländer in Vergleich gesetzt, fällt die starke Marktmacht der Diakonie deutlich ins Auge. In sieben der 16 Bundesländern sind die zugehörigen Verbände marktführend, in weiteren vier noch immer auf Platz zwei. In den neuen Bundesländern ist ihre Marktmacht sogar größer als die der Volkssolidarität, welche ihre Aktivität ausschließlich auf die östlichen Bundesländer beschränkt. In Brandenburg ist zudem der Arbeiter-Samariter-Bund auffällig, der dort eine außergewöhnlich starke Präsenz zeigt und knapp ein Viertel aller von der Wohlfahrt betriebenen Pflegeheime stellt.

        Fazit Stationär

        Die freie Wohlfahrtspflege in Deutschland gehört zu den größten Anbietern im Bereich der stationären Pflege und stellt einen Großteil der hiesigen Pflegeplätze. Wenngleich die flächendeckende Marktmacht und das Wachstum der Diakonie auffällt, zeigen sich bei näherer Betrachtung vor allem im Bereich der Leistungsergänzungen und Häusergrößen beträchtliche Unterschiede. Während kleinere Anbieter wie Malteser und Johanniter verstärkt auf Residenzkonzepte setzen, stechen AWO, der Paritätische und die Diakonie in der Tendenz eher mit großen Häusern hervor.

        Wohlfahrtsmonitor: Pflegedienste

        In Deutschland werden insgesamt rund 1,4 Millionen Patienten durch ambulante Pflegedienste versorgt – 10.500 der 15.000 Pflegedienste liegen in privater Hand, 4.500 in gemeinnütziger. Zwar existieren in Deutschland mehr als doppelt so viele Pflegedienste im privaten wie im gemeinnützigen Sektor, dennoch unterscheiden sie sich enorm in der Ausprägung ihrer Kundenversorgung. Während private Anbieter im Schnitt 70 Patienten betreuen, versorgen gemeinnützige Dienste rund 140 Patienten. So erreicht der gemeinnützige Sektor trotz weniger Pflegediensten mit 613.000 Patienten fast das gleiche Volumen wie die Privaten, welche etwa 763.000 Patienten betreuen. Somit verschiebt sich der reale Marktanteil der gemeinnützigen Träger von 30 auf 44 Prozent. Auch die Wohlfahrtsverbände beweisen ihre Marktmacht vor allem bei der Kundenversorgung – sie stellen hier 75 Prozent aller von den gemeinnützigen Trägern versorgten Kunden. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die freien Wohlfahrtsverbände trotz vergleichsweise wenigen Standorten gut ein Drittel aller ambulant versorgten Patienten in Deutschland betreut.

        Wenig überraschend betreibt die Diakonie die meisten Pflegedienste – in den Rängen 2 bis vier ergeben sich jedoch Änderungen im Vergleich zum Betrieb von Pflegeheimen.

        Wohlfahrtsverbände legen Fokus nicht auf den ambulanten Bereich

        Dabei liegt der Fokus der Wohlfahrtsverbände in der Regel nicht hauptsächlich auf dem ambulanten Bereich – die meisten Wohlfahrtsverbände, darunter auch Diakonie und Caritas, verteilen ihren Fokus etwa jeweils zur Hälfte auf ambulante und stationäre Dienstleistungen. Ein besonders großes Augenmerkt legen indes die Volkssolidarität und der Paritätische auf den ambulanten Sektor. Sie stechen, aufgrund des Fokus von 58 Prozent (Paritätische) und 61 Prozent (Volkssolidarität) ihres Gesamtportfolios auf den ambulanten Bereich, hervor.

        Unter den Wohlfahrtsverbänden verfügen Diakonie (~ 1.000), Caritas (~ 660) und das DRK (~ 580) über die größte Anzahl an Pflegediensten. Mit jeweils rund 170 Patienten versorgen Diakonie und Caritas sogar noch mehr Patienten als der Durchschnitt der Gemeinnützigen, das DRK liegt mit 131 Patienten leicht unter dem Mittelwert von 137 Patienten. Zudem ist der MDK-Schnitt aller Pflegedienste der Wohlfahrtsverbände besser als der Bundesschnitt von 1,4 – einzig die Johanniter liegen mit einem Schnitt von 1,42 etwa im Mittelwert. Der Notenschnitt der Wohlfahrtsverbände untereinander beträgt indes 1,31. Spitzenreiter sind hier die Volkssolidarität, der Paritätische und die AWO mit einem Schnitt von jeweils 1,27. Ausgewertet wurden etwa 3.100 MDK Berichte der zur Wohlfahrt gehörenden Pflegedienste.

        Auch bei ambulanten viele Komplexträger

        Bei genauerer Analyse der Pflegedienste fällt zudem die starke Präsenz an Komplexträgern ins Auge. Etwa die Hälfte aller wohltätigen Pflegedienste betreibt zudem noch eine Tagespflege, eine betreute Wohnanlage oder sogar beides. Auch hier stechen wieder der Paritätische und die Volkssolidarität hervor – sie betreiben in 67 Prozent (Volkssolidarität) und 69 Prozent (Paritätische) aller Fälle noch eine Tagespflege, eine betreute Wohnanlage oder beides. Das sonst so präsente Deutsche Rote Kreuz verfügt zwar über weniger komplexe Angebote als der Rest der freien Wohlfahrtspflege, doch auch bei ihnen ist etwa jeder dritte Pflegedienst in den Betrieb weiterer Angebote eingebettet.

        Wohlfahrtsmonitor: Während die regionale Marktmacht im Sektor der Pflegeheime bei den Wohlfahrtsverbänden noch hauptsächlich unter Diakonie und Caritas aufgeteilt wurde, rangiert das DRK nun oft gleichauf mit der Diakonie.

        Betrachtet man die Verteilung der regionalen Marktmacht innerhalb des Wohlfahrtsmonitor, fallen bei den Pflegediensten vor allem im direkten Vergleich zu den Pflegeheimen starke Unterschiede auf: Waren im Pflegeheimbetrieb vor allem die beiden kirchlichen Wohlfahrtsverbände von Diakonie und Caritas vertreten, messen sich nun vor allem Diakonie und das Deutsche Rote Kreuz bei der Patientenversorgung in den einzelnen Bundesländern.


        2019

        Wohlfahrtsverbände gehören auch 2019 zu den Topbetreibern am Markt

        Die Anbieter der freien Wohlfahrtspflege gehören auch 2019 zu den größten Betreibern im deutschen Markt. Mit der Johanniter Seniorenhäuser GmbH, dem Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen, dem Arbeiter-Samariter-Bund Landesverband Baden-Württemberg e. V., der Sozialservice-Gesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes, der Arbeiterwohlfahrt Landesverband Saarland e. V., dem Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e. V. und dem AWO Bezirksverband Hessen-Nord e. V. gehören gleich sieben Wohlfahrtsverbände zu den Top-30-Pflegeheimbetreibern 2019.

        Auch wenn die Wohlfahrtsverbände bei Weitem nicht so aktiv am Transaktionsmarkt der Pflege teilnehmen wie die privaten Unternehmen, so zeigen sich durch Fusionen doch zunehmend mehr Konsolidierungen im Bereich der gemeinnützigen Wohlfahrtspflege. Es gab allein 2019 bisher fünf Fusionen, von denen rund 1.500 Betten, 300 betreute Wohnungen und knapp 90 Tagespflegeplätze betroffen waren. Eine der größte Fusionen war die Fusion des Landesvereins für Innere Mission in der Pfalz (LVIM) mit den Diakonissen Speyer-Mannheim. Auch die Fusion der Immanuel Diakonie mit dem Albertinen-Diakoniewerk zur Immanuel Albertinen Diakonie sorgte für Aufsehen. Damit begegneten die Wohlfahrtsverbände den steigenden Anforderungen des Pflegemarktes. Erst kürzlich drohte die Wohlfahrt sich aus der ambulanten Pflege in Niedersachsen zu verabschieden, als sie meldete rote Zahlen zu schreiben. Mittlerweile wurde zwar eine Einigung gefunden, die

        Vollstationäre Versorgung 2019

        Wohlfahrtsreport 2019 Stationäre Versorgung

        Diese Kämpfernatur verwundert nicht, denn die Wohlfahrtspflege ist einer der starken Pfeiler der deutschen Altenpflege. Mit knapp 19.000 Versorgungen stellt die Wohlfahrt 28 Prozent der vollstationären Pflege in Deutschland. Vor allem in den neuen Bundesländern ist die Wohlfahrt dabei sehr aktiv – dort wird fast ein Drittel aller Pflegeheimbewohner von einem der großen Wohlfahrtsverbände versorgt. Besonders stark ist die stationäre Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern, wo sich fast die Hälfte aller Pflegeheimbewohner in einem Pflegeheim der großen Wohlfahrtsverbände befindet. In den alten Bundesländern ist es hingegen durchschnittlich nur jeder vierte Pflegeheimbewohner.

        Bei Betrachtung der Verteilung der vollstationären Plätze auf die einzelnen Wohlfahrtsverbände ergibt sich, dass vor allem die Diakonie und die Malteser in besonders vielen Bundesländern die meisten vollstationären Plätze stellen. Mit Bayern und Nordrhein-Westfalen verzeichnet die Caritas jedoch in zwei der größten Bundesländer den höchstem Anteil im Vergleich der Wohlfahrtsverbände. Ebenfalls bemerkenswert ist die Vormachtstellung der Diakonie in der Hauptstadt, die sich über alle Sektoren erstreckt. Wenngleich die flächendeckende Präsenz und das Wachstum der Diakonie auffallen, zeigen sich bei näherer Betrachtung insbesondere im Bereich der Leistungsergänzungen und Häusergrößen beträchtliche Unterschiede. Während kleinere Anbieter wie die Malteser und die Johanniter verstärkt auf Residenzkonzepte setzen, stechen AWO, der Paritätische und die Caritas in der Tendenz eher mit großen Häusern hervor.

        Ambulante Versorgung 2019

        Wohlfahrtsreport 2019 Ambulante Versorgung

        Bei Beleuchtung der ambulanten Versorgung der Wohlfahrtsverbände hingegen verlagert sich der Markt deutlich mehr zugunsten der Diakonie. In Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Berlin und Brandenburg überwiegen Angebote der Diakonie, in Mecklenburg-Vorpommern werden nahezu gleich viele Patienten vom Deutschen Roten Kreuz und den Diakonissen versorgt. Im äußersten Westen der Republik versorgt dagegen vor allem die Caritas ihre Kunden über ambulante Dienste und kann sogar Bayern für sich behaupten, während in den neuen Bundesländern außer in Mecklenburg-Vorpommern vor allem in Sachsen und Sachsen-Anhalt viele Patienten von den Pflegediensten des DRK beliefert und versorgt werden.

        Zwar existieren in Deutschland mehr als doppelt so viele Pflegedienste im privaten wie im gemeinnützigen Sektor, doch unterscheiden sie sich erheblich in der Ausprägung ihrer Kundenversorgung. Während private Anbieter im Durchschnitt 84 Patienten betreuen, versorgen gemeinnützige Dienste durchschnittlich rund 166 Patienten. So erreicht der gemeinnützige Sektor trotz einer geringeren Zahl an Pflegediensten mit 711.000 Patienten ein ähnlich großes Volumen wie die Privaten, die etwa 816.000 Patienten betreuen. Somit verschiebt sich der reale Marktanteil der gemeinnützigen Träger von 30 auf 47 Prozent. Auch die Wohlfahrtsverbände beweisen ihre Marktmacht vor allem bei der Kundenversorgung – sie stellen hier 75 Prozent aller von den gemeinnützigen Trägern versorgten Kunden. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die freien Wohlfahrtsverbände trotz vergleichsweise wenigen Standorten gut ein Drittel aller ambulant versorgten Patienten in Deutschland betreut.

        Teilstationäre Versorgung 2019

        Wohlfahrtsreport 2019 Teilstationäre Versorgung

        Einen starken Kontrast zu der Verteilung der ambulanten und vollstationären Versorgung nach Wohlfahrtsverband im Bundeslandfokus bildet die Verteilung der teilstationären Plätze. Betrachtet wurde hierbei die Gesamtzahl aller Plätze in Tagespflege, Wohngruppen und betreuten Wohnanlagen. Zeigten sich Diakonie und Caritas in den zuvor behandelten Sektoren als eindeutige Standartenträger der Wohlfahrtspflege, sind im Bereich der teilstationären Versorgung das DRK und die Arbeiterwohlfahrt in den meisten Bundesländern führend. Bemerkenswert ist dabei die prominente Stellung der Volkssolidarität, für die sich in den Analysen zum ambulanten Bereich nur ein geringes Gewicht ergab, die im teilstationären Bereich aber sowohl in Thüringen als auch Mecklenburg-Vorpommern der stärkste der Wohlfahrtsverbände ist. Auch in Sachsen ist sie bedeutend und liegt nur knapp hinter den Maltesern. Auch bei der Analyse der Neubauten zeigt sich die teilstationäre Pflege als starkes Wettbewerbsfeld – befanden sich im Bereich der vollstationären Pflegeheime im Durchschnitt 7 neue Angebote im Bau oder in Planung, sind es im teilstationären Bereich durchschnittlich doppelt so viele.


        2020

        Wohlfahrtsverbände sichern die Pflege in Deutschland

        Die Anbieter der freien Wohlfahrtspflege gehören zu den größten Betreibern im deutschen Markt. Mit der Johanniter Seniorenhäuser GmbH, dem Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalenund der Arbeiterwohlfahrt Landesverband Saarland e. V., gehören gleich drei Wohlfahrtsverbände zu den Top-30-Pflegeheimbetreibern 2020

        Auch wenn die Wohlfahrtsverbände bei Weitem nicht so aktiv am Transaktionsmarkt der Pflege teilnehmen wie die privaten Unternehmen, so zeigen sich durch Fusionen doch zunehmend mehr Konsolidierungen im Bereich der gemeinnützigen Wohlfahrtspflege. Es gab allein 2019 fünf Fusionen, in denen rund 2.900 Betten, mehr als 900 betreute Wohnungen, knapp 190 Tagespflegeplätze und die Versorgung von mehr als 2.500 Patienten betroffen waren. Die größte Fusion dürfte dabei der Zusammenschluss der Sozial- und Gesundheitsunternehmen Evangelisches Johannesstift und Paul Gerhardt Diakonie zur Dachmarke Johannesstift Diakonie sein. Damit begegneten die Wohlfahrtsverbände den steigenden Anforderungen des Pflegemarktes.

        Vollstationäre Versorgung 2020

        Wohlfahrtsreport 2020 - Vollstationäre Versorgungen nach Wohlfahrt je Bundesland

        Somit zeigt sich die Wohlfahrtspflege weiterhin als einer der stärksten Pfeiler der deutschen Altenpflege. Mit knapp 281.000 Pflegeplätzen stellt die Wohlfahrt 31 Prozent der vollstationären Pflege in Deutschland. Vor allem in Bayern und den neuen Bundesländern ist die Wohlfahrt dabei sehr aktiv – dort wird fast ein Drittel aller Pflegeheimbewohner von einem der großen Wohlfahrtsverbände versorgt. Besonders stark ist die stationäre Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern, wo sich beinahe die Hälfte aller Pflegeheimbewohner in einem Pflegeheim der großen Wohlfahrtsverbände befindet. In den alten Bundesländern ist es hingegen weniger als jeder Dritte (siehe Grafik 1)

        Bei Betrachtung der Verteilung der vollstationären Plätze auf die einzelnen Wohlfahrtsverbände ergibt sich, dass vor allem die Diakonie, die Caritas und das DRKin besonders vielen Bundesländern die meisten vollstationären Plätze stellen. Mit Bayern und Nordrhein-Westfalen verzeichnet die Caritas zudem in zwei der größten Bundesländer den höchstem Anteil im Vergleich der Wohlfahrtsverbände. Ebenfalls bemerkenswert ist die Vormachtstellung der Diakonie in der Hauptstadt, die sich über alle Sektoren erstreckt. Wenngleich die flächendeckende Präsenz und das Wachstum der Diakonie auffallen, zeigen sich bei näherer Betrachtung insbesondere im Bereich der Leistungsergänzungen und Häusergrößen beträchtliche Unterschiede. Während kleinere Anbieter wie die Malteser und die Johanniter verstärkt auf Residenzkonzepte setzen, stechen AWO, der Paritätische und die Caritas in der Tendenz eher mit großen Häusern hervor.

        Ambulante Versorgung 2020

        Wohlfahrtsreport 2020 - Ambulante Versorgungen nach Wohlfahrt je Bundesland
        Bei Beleuchtung der ambulanten Versorgung der Wohlfahrtsverbände hingegen verlagert sich der Markt deutlich mehr zugunsten der AWO. Im NRW und Bayern versorgt dagegen vor allem die Caritas ihre Kunden über ambulante Dienste.
        Wohlfahrtsreport 2020 - Teilstationäre Versorgungen nach Wohlfahrt je Bundesland
        Zwar existieren in Deutschland mehr als doppelt so viele Pflegedienste im privaten wie im gemeinnützigen Sektor, doch unterscheiden sie sich erheblich in der Ausprägung ihrer Kundenversorgung. Während private Anbieter im Durchschnitt 84 Patienten betreuen, versorgen gemeinnützige Dienste durchschnittlich rund 156 Patienten – 10 Patienten durchschnittlich weniger als noch vor einem Jahr. Dennoch erreicht der gemeinnützige Sektor trotz einer geringeren Zahl an Pflegediensten mit rund 707.000 Patienten ein ähnlich großes Volumen wie die Privaten, die etwa 851.000 Patienten betreuen. Somit verschiebt sich der reale Marktanteil der gemeinnützigen Träger von 30 auf 44 Prozent, sinkt damit jedoch im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 Prozentpunkte. Auch die Wohlfahrtsverbände beweisen ihre Marktmacht vor allem bei der Kundenversorgung – sie stellen hier 75 Prozent aller von den gemeinnützigen Trägern versorgten Kunden. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die freien Wohlfahrtsverbände trotz vergleichsweise wenigen Standorten gut ein Drittel aller ambulant versorgten Patienten in Deutschland betreut.

        Fazit

        Wohlfahrtsreport 2019 Anteil an vollstationärer Versorgung
        Wohlfahrtsreport 2020 - Anteil der Wohlfahrt an der vollstationären Gesamtversorgung je Bundesland

        Die deutsche Pflegelandschaft ist ein pulsierendes Wettbewerbsfeld, das nicht zuletzt von vielen Gemeinnützigen – und den sehr starken Wohlfahrtsverbänden – geprägt wird. Auch wenn für die freie Wohlfahrt zuweilen ein anderer Fokus gilt als für den privaten Bereich, so ist doch eine Annährung der Wohlfahrt an den privaten Bereich zu erkennen. Dies zeigt sich nicht nur in der Platzierung in den Top-30-Pflegeheimbetreibern und an den Fusionen innerhalb der Verbände, sondern auch an dem Schwerpunkt der Neubauten. Im nächsten Teil des Wohlfahrtsreports werden wir uns eingehender mit der stationären Marktstruktur der größten Verbände beschäftigen.

        Quellen

        www.bagfw.de
        www.diakonie.de
        www.drk.de
        www.paritaet.org
        www.caritas.de
        www.awo.org
        www.zwst.org
        www.asb.de
        www.johanniter.de
        www.volkssolidaritaet.de
        www.malteser.de