Zwar verzeichnet das Jahr 2020 bereits im ersten Quartal viele Neugründungen, Neubauten und Konsolidierungen in der Pflege, doch auch in diesem Jahr mussten einige Pflegeangebote geschlossen werden. Welche Rückschlüsse sich aus den Strukturen der geschlossenen Angebote ziehen lassen, und was dieser Verlust für die Pflegelandschaft bedeutet, erfahren Sie im Folgenden.

Inhaltsverzeichnis:

  • Fast 120 geschlossene Pflegedienste im 1. Quartal 2020
  • Schließung und Neueröffnung im Vergleich
  • Professionalisierung in der Pflege wächst
  • Fazit
  • Fast 120 geschlossene Pflegedienste im 1. Quartal 2020

    Von Januar bis März 2020 wurden 119 Pflegedienste, 22 Pflegeheime und zwölf Tagespflegen geschlossen. Damit einher ging der Verlust von mehr als 6.000 ambulanten Versorgungsmöglichkeiten, mehr als 880 Pflegebetten und rund 180 Tagespflegeplätzen. Den größten Verlust an Pflegeheimbetten verzeichneten dabei Nordrhein-Westfalen (241 Betten) und Bayern (228 Betten). Auch das seit letztem Jahr von der Einzelzimmer-Quote betroffene Baden-Württemberg musste vier Heime mit insgesamt 108 vollstationären Plätzen schließen. Im Bereich der Tagespflegen verzeichnet Baden-Württemberg im ersten Quartal 2020 mit vier geschlossenen Einrichtungen und dem Verlust von knapp 70 Plätzen dabei den größten Verlust im Bundesländervergleich. Der Verlust von Tagespflegeplätzen hält sich bei den anderen Bundesländern allerdings im Rahmen, nur Rheinland-Pfalz und Sachsen verlieren ebenfalls mehr als eine Tagespflege. Im Bereich der ambulanten Versorgungen musste vor allem Nordrhein-Westfalen Abstriche machen – insgesamt 24 Pflegedienste wurden hier geschlossen, die zuvor rund 1.400 Patienten ambulant versorgt hatten. Um den Verlust dieser Versorgungen in ein realistisches Verhältnis zu setzen, müssen jedoch die Schließungen und die Neueröffnungen in Deutschland miteinander verglichen werden.

    Das einwohnerreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen verzeichnet im ersten Quartal 2020 insgesamt 17 geschlossene Pflegedienste; im gleichen Zeitraum wurden dabei jedoch 43 neue Pflegedienste eröffnet. In der vergangenen Ausgabe der CareInvest konnte bereits festgestellt werden, dass ein Pflegedienst rund zwei Jahre benötigt um auf die gleiche Anzahl an Kunden zu kommen, wie ihn Pflegedienste im Deutschlandschnitt aufweisen. Bereits bei der letzten Betrachtung der Schließungen, im ersten Halbjahr 2019, wies Hessen einen besonders hohen Anteil an geschlossenen Pflegediensten im Vergleich zu den Neueröffnungen auf – und auch im ersten Quartal 2020 muss Hessen mit 17 geschlossenen und nur fünf eröffneten Pflegediensten dreimal so viele Verluste hinnehmen als das neue ambulante Versorgungsangebote eröffnet wurden.

    Schließung und Neueröffnung im Vergleich

    Geschlossene und eröffnete Pflegeangebote im Vergleich

    Im Bereich der stationären Altenpflege verzeichnen die Hälfte aller Bundesländer Neueröffnungen. Besonders viele Eröffnungen gab es dabei in Nordrhein-Westfalen und Sachsen, welche beide jeweils drei neue Pflegeheimeröffnungen für sich verbuchen. Die meisten neuen Plätze erhält dabei Rheinland-Pfalz, hier stellen die beiden neu eröffneten Pflegeheime fast 250 Betten zur Verfügung, jedoch wurde dieses Jahr in Rheinland-Pfalz auch schon ein Pflegeheim geschlossen. Allgemein zeigen sich in ganz Deutschland jedoch überproportional viele Schließungen kleiner Pflegeheime im Vergleich zu Neueröffnungen. Zudem scheinen die großen Umwälzungen der vergangenen zwei Jahre bezüglich der Einzelzimmerquote in den Bundesländern Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen noch immer Nachwirkungen zu haben: Insgesamt neun Pflegeheime wurden in beiden Bundesländern geschlossen, dem gegenüber stehen nur fünf Neueröffnungen. Besonders hart traf es jedoch Bayern – insgesamt vier Pflegeheime werden nicht mehr länger betrieben; dem gegenüber stehen keine Neueröffnungen.

    Dafür steigt die Ambulantisierung im Süden – nicht nur, dass Bayern die zweitmeisten Pflegedienstneugründungen verzeichnet, auch im Bereich der Tagespflegeneueröffnungen rangiert Bayern auf Platz drei. Insgesamt sieben neueröffnete Tagespflegen stehen gerade einmal einer geschlossenen Einrichtung gegenüber. Sowieso zeigt sich ganz eindeutig, dass im Bereich der Tagespflege verhältnismäßig die meisten Neugründungen auf die wenigsten Schließungen treffen. Eine Entwicklung, die den Boom der Tagespflege noch einmal untermauert.

    Professionalisierung in der Pflege wächst

    Bei dem Vergleich aller geschlossenen Pflegeangebote untereinander fallen zudem einige Gemeinsamkeiten auf. So weisen die geschlossenen Pflegeheime im Schnitt eine MDK-Note von 1,6 auf – der Deutschlandschnitt liegt bei einer Note von 1,2. Auch die Durchschnittskosten der geschlossenen Heime liegen knapp 300 Euro unter dem Bundesschnitt, ebenso wie die Anzahl der Pflegebetten die mit 41 deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Dieselbe Auffälligkeit wiederholt sich bei Pflegediensten, bei denen die Diskrepanz in der Pflegenote sogar noch ein Stück höher ist – auch werden in den geschlossenen Pflegediensten weniger als die Hälfte der Kunden des Deutschlandschnittes versorgt. Die geschlossenen Tagespflegen zeigen indes ein durchschnittliches Platzangebot, waren jedoch so gut wie nie in einer Kapitalgesellschaft organisiert.

    Professionalisierung im Pflegemarkt - Schließungen seltener bei Kapitalgesellschaften

    Diese Gemeinsamkeit teilen sich die geschlossenen Tagespflegeeinrichtungen zudem mit dem Großteil in dieser Analyse betrachteten Versorgungsangeboten: die geringe Professionalisierung der geschlossenen Angebote hinsichtlich der Gesellschaftsform. So waren nur 71 Prozent aller geschlossenen Einrichtungen nicht in einer Kapitalgesellschaft organisiert.

    Besonders groß war die Diskrepanz der Gesellschaftsformen bei den ambulanten Pflegediensten: 64 Prozent aller geschlossenen Pflegedienste waren keine Kapitalgesellschaft – zum Vergleich, 59 Prozent aller neugegründeten Pflegedienste im ersten Quartal 2020 waren bisher in einer Kapitalgesellschaft organisiert.

    Fazit

    Die geschlossenen Pflegeangebote zeigten durchweg Kennzahlen, die zuweilen weit unter dem Branchenschnitt lagen. Neben weit unter dem Durchschnitt liegenden Kosten, weniger Versorgungen und einer schlechteren MDK-Bewertung wiesen erstaunlich wenig Pflegeangebote die Gesellschaftsform einer Kapitalgesellschaft auf. In der Analyse bestätigt sich bereits die Erkenntnis aus dem letzten Jahr, dass vor allem jene Angebote nicht mehr mit den wachsenden Anforderungen des Pflegemarktes Schritt halten können, die bereits jetzt unter dem Branchenschnitt agieren.