Die aktuellen Herausforderungen für den Pflegemarkt führen zu einer Stagnation der Anzahl der Pflegeheime in Deutschland bei etwa 11.700. Im Jahr 2022 wurden 107 neue Heime eröffnet, im Vorjahr waren es noch 147 neu eröffnete Heime. Neben der geringeren Anzahl an Neueröffnungen ist insbesondere die Anzahl an geschlossenen Pflegeheimen für die Stagnation verantwortlich. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 142 Pflegeheime geschlossen, im ersten Halbjahr 2023 wurden bereits 38 Pflegeheime geschlossen. Im Bau befinden sich dagegen derzeit 218 Pflegeheime.

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Ambulantisierung als Chance

Die steigenden Kosten beeinflussen Neubauten deutlich. Insgesamt ist das bisherige Wachstum in der vollstationären Pflege im direkten Vergleich mit der ambulanten Pflege verhalten. Von 2018 bis 2022 stieg die Zahl der vollstationären Pflegeeinrichtungen um etwa 2 Prozent. Pflegedienste hingegen konnten im gleichen Zeitraum ein Wachstum von 15 Prozent und Betreutes Wohnen ein Wachstum von 17 Prozent verzeichnen. Das stärkste Wachstum mit 46 Prozent ist im Bereich Tagespflege zu beobachten.

Zusammen mit dem demografischen Wandel und weiterhin steigenden Kosten in der stationären Pflege rückt die ambulante Pflege stärker in den Fokus. Gleichzeitig haben sich bislang nur 19 Prozent und damit nur knapp ein Fünftel aller Pflegeheimbetreiber auf diese Entwicklung eingestellt. Nur 19 Prozent der Pflegeheimbetreiber verfügen neben ihrem Pflegeheim auch über eine Tagespflege, Betreutes Wohnen und einen Pflegedienst.

Durch die aktuellen Herausforderungen in der stationären Pflege kommt der ambulanten und teilstationären Pflege eine immer größere Aufmerksamkeit zu. Daher lohnt es sich, einen Blick auf die Top Pflegeheimbetreiber zu werfen, und zu prüfen, wie diversifiziert deren Angebot neben den betriebenen Pflegeheimen ist.

Die Johanniter mit dem höchsten Ambulantisierungsgrad

Ein Blick auf die Top 10 Pflegeheimbetreiber 2023 zeigt deutliche Unterschiede in der Diversifizierung ihres Angebotes auf. Der Pflegeheimbetreiber mit dem am meisten diversifizierten Angebot sind Die Johanniter (Platz 8 der Pflegeheimbetreiber 2023). Neben ihren Pflegeheimen zählen die Johanniter auch zahlreiche Pflegedienste, Betreute Wohnen und Tagespflegen zu ihrem Bestand. Etwa drei Viertel der insgesamt angebotenen Kapazitäten sind der ambulanten und teilstationären Pflege zuzuordnen.

Insgesamt 21,74% aller Versorgungen von Korian Deutschland GmbH, Platz 1 der Pflegeheimbetreiber 2023, sind der nicht stationären Pflege zuzuordnen.

An dritter Stelle in Bezug auf Aumbulantisierung ist die Victor´s Group mit einem prozentualen Anteil von 20,75 Prozent an ambulanten und teilstationären Kapazitäten zu finden. Die Betreiber Alloheim Seniorenresidenzen SE, Kursana Reisdenzen GmbH, Azurit-Hansa-Gruppe und die Schönes Leben Gruppe beanspruchen das Mittelfeld für sich und zeigen ein ambulantes Angebot zwischen 17 und 20,5 Prozent.

Orpea, Emvia und Domicil mit wenig ambulanten Kapazitäten

Mit etwas Abstand ist die Orpea Deutschland GmbH zu finden. Etwa 9,79% ihrer Kapazitäten ist der nicht stationären Pflege zuzuordnen. Damit liegt Orpea deutlich unter dem Durschnitt der Top 10 Pflegeheimbetreiber, der bei 21,24 Prozent liegt.

Dicht gefolgt ist die Emvia Living GmbH zu finden, die 8,66% nicht stationäre Kapazitäten in ihrem Portfolio hat. Der Betreiber, mit dem am wenigsten diversifizierten Angebot auf den Top 10 Betreibern, ist die DOMICIL Senioren-Residenzen Hamburg SE, die neben ihren 56 Pflegeheimen über 3 weitere Tagespflegen verfügt.

Die zunehmende Komplexität und die steigenden Herausforderungen an die stationäre Pflege können darauf hin deuten, dass ein flexibles Leistungsangebot ein positiver Indikator für langfristig erfolgreiches Wachstum sein könnte.