Homecare gilt nicht umsonst als einer der vielversprechendsten und spannendsten Marktsegmente in der Gesundheits- & Pflegebranche. Folgender Artikel soll eine Definition des Homecare Marktes geben und die Produkte sowie Therapiefelder aus dem Homecare Segment vorstellen. Grundlage bildet das GKV-Hilfsmittelverzeichnis, sowie Quellen der großen Branchenführer.
Inhaltsverzeichnis:
- Sechs Millionen Patienten für Homecare-Dienstleistungen
- Homecare-Versorger: Vom Sanitätshaus bis zur Apotheke
- Konsolidierungen im Homecare-Markt
Homecare oder Home Care bedeutet übersetzt „die Hauspflege“. Homecare ist nicht zu verwechseln mit ambulanter Pflege zuhause, sondern ist Teil der ärztlichen ambulanten Therapie. Unter dem Begriff Homecare wird in Deutschland die Versorgung von meist chronisch kranken Patienten mit erklärungsbedürftigen Produkten, beziehungsweise Hilfsmitteln, verstanden. Homecare kann in der Dienstleistung somit als ein mobiles Sanitätshaus betrachtet werden, welches die fachgerechte Nutzung und Funktion am Ort der Versorgung (im Pflegeheim oder in der Häuslichkeit) absichert und kontrolliert.
Die Versorgung wird – aufgrund der Komplexität des Krankheitsbildes und des Zusammenwirkens diverser Therapien – nicht durch einen Pflegedienst erbracht. Ambulante Pflegedienste übernehmen in der Versorgung des Patienten die Grund- oder Behandlungspflege und stehen in der täglichen Versorgung zur Seite. Homecare-Unternehmen können wiederum nicht permanent vor Ort sein und übernehmen daher die Funktions- und Verwendungskontrolle in regelmäßigen, vertraglich geregelten, Abständen. Die Versorgung der Patienten erfolgt in der Regel durch einen Intensivpflegedienst. Diese Form der ambulanten Pflegedienste ist stark wachsend und versorgt überwiegend beatmete oder stark eingeschränkte.
Sechs Millionen Patienten für Homecare-Dienstleistungen
In Deutschland gibt es circa sechs millionen Patienten, die mit Homecare-Dienstleistungen versorgt werden. Die beiden größten Bereiche stellen die Wundbehandlung und Dekubitusprophylaxe (Kompressionstherapie) und die künstliche Ernährung (enteral und parenteral) dar. Da die Fallzahlen und die Anzahl der Operationen und Prozeduren in den vergangenen Jahren immer weiter zunahmen ist auch im Bereich Homecare mit einem Wachstum zu rechnen.
Hilfsmittel sind medizinische Produkte, die körperliche Beeinträchtigungen lindern sollen, oder ganze Körperteile oder-funktionen ersetzen oder stabilisieren.
Die Vergütung erfolgt über einen Vertragspreis oder eine Kostenpauschale als Erstattungspreis für Produkt und Dienstleistung. Das Hilfsmittel und die Dienstleistung um das Hilfsmittel herum sind fest miteinander gekoppelt und können nicht voneinander losgelöst erbracht und abgerechnet werden.
Die Erbringung der Dienstleistung muss zwingend durch geschultes Fachpersonal, oftmals examinierte Pflegefachkräfte, erbracht werden. Es gibt derzeit keine Preisbindung, sondern die Preise werden zwischen den Leistungserbringen (Homecare Anbietern) und der Krankenkasse verhandelt, oder seitens der Krankenkasse ausgeschrieben. Eine Ausnahme gibt es für Inkontinenz-Hilfen, Stoma-Artikel und für Kompressionstherapie für die bundesweite Preisobergrenzen existieren.
Im Wesentlichen teilen sich die Hilfsmittel und Versorgungen auf sieben Kernbereiche auf. Diese sind der Bereich Beatmung, Tracheo, Infusionen, Ernährung, Inkontinenz, Stoma und Wunde. Die sieben Bereiche werden zum Teil noch mal in Unterkategorien aufgeteilt. Nicht aufgeführt sind onkologische Therapien oder Mobilitätstherapien, die in der Fachliteratur Erwähnung finden und oft Teil eines der hier aufgeführten Therapiebereiche sind.
Homecare-Versorger: Vom Sanitätshaus bis zur Apotheke
Homecare-Versorger können Sanitätshäuser, Apotheken, medizinischer Fachhandel oder die Industrie bzw. die Hersteller der Produkte selbst sein. Da die Versorgung mit den Produkten immer einhergeht mit der Erbringung von Dienstleistung rund um das Hilfsmittel, ist die Versorgung aufwändig. Um diesen Aufwand ökonomisch abbilden zu können, muss die Zahl der zu versorgenden Patienten ausreichen, um Fachpersonal und Logistik vorhalten zu können. Durch die Spezialisierung von Anbietern auf das Homecare Segment entstanden sehr große Einheiten, wie die Fresenius Kabi Deutschland im Bereich der enteralen Ernährung, oder die GHD Gesundheitsdienste Deutschland GmbH. Beiden Firmen bieten eine bundesweite Versorgung an und können damit kleineren Versorgern Marktanteile Vorort abnehmen. Dies führt dazu, dass diese Versorgung für regionale Sanitätshäuser und Apotheken kaum noch lukrativ ist. Die großen Anbieter von Homecare-Dienstleistungen bieten ihre Leistungen nicht ausschließlich in der Häuslichkeit an, sondern arbeiten auch in stationären und teilstationären Einrichtungen.
„Der Gesundheitssektor zählt zu den weltweit bedeutendsten Wirtschaftszweigen. (…) Wesentliche Wachstumsfaktoren sind der zunehmende Bedarf an medizinischer Behandlung, den eine alternde Gesellschaft mit sich bringt, die wachsende Zahl chronisch kranker und multimorbider Patienten, die steigende Nachfrage nach innovativen Produkten und Therapien, der medizintechnische Fortschritt sowie das zunehmende Gesundheitsbewusstsein, das zu einem steigenden Bedarf an Gesundheitsleistungen (…) führt“, urteilt Fresenius in seiner Quartalsübersicht für das dritte Quartal 2019.
Konsolidierungen im Homecare-Markt
Doch auch neben solchen Schwergewichten konsolidiert sich der Markt. Erst Ende 2018 investierte der Homecare-Service Gimv in die beiden deutschen Unternehmen Medi-Markt Homecare-Service GmbH und Medi Markt Service Nord Ost GmbH sowie eine Reihe mit diesen verbundenen Unternehmen. Die beiden vor allem bei Inkontinenzhilfen führenden Vertriebshändler sollten als neu geformte Gruppe mit der Unterstützung von Gimv in den kommenden Jahren weiterwachsen. Und im Mai 2019 wurden die ADL Anti Dekubitus Lagerungssysteme GmbH (ADL) und die HOZ Medi Werk Produktions- und Vertriebs GmbH & Co. KG (HOZ Medi) offiziell Bestandteil der HOZ 24 Homecare & Clinic Alliance GmbH & Co. KG. Mit HOZ Medi wurde dabei der Kern von HOZ 24, der Homecare-Großhandel, gestärkt.
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