Update: 09.10.2024

Inhaltsverzeichnis:

Einleitung

Dieser Branchenreport gibt eine Definition des Homecare Marktes und stellt die Produkte sowie Therapiefelder aus dem Homecare Segment vor. Zudem werden das Marktvolumen in Deutschland und die Homecare Anbieter beleuchtet.

Was ist Homecare? – Eine Definition

Homecare oder Home Care bedeutet übersetzt „die Hauspflege“. Homecare ist nicht zu verwechseln mit ambulanter Pflege zuhause, sondern ist Teil der ärztlichen ambulanten Therapie. Unter dem Begriff Homecare wird in Deutschland die Versorgung von meist chronisch kranken Patienten mit erklärungsbedürftigen Produkten, bzw. Hilfsmittel, verstanden. Homecare entspricht in der Dienstleistung insofern der eines mobilen Sanitätshauses, welches die fachgerechte Nutzung und Funktion am Ort der Versorgung im Pflegeheim oder in der Häuslichkeit, absichert und kontrolliert. Die Versorgung wird aufgrund der Komplexität des Krankheitsbildes und des Zusammenwirkens diverser Therapien nicht durch einen Pflegedienst erbracht. Ambulante Pflegedienste übernehmen in der Versorgung des Patienten die Grund- oder Behandlungspflege und stehen in der täglichen Versorgung zur Seite. Homecare-Unternehmen können nicht permanent vor Ort sein und übernehmen die Funktions- und Verwendungskontrolle in regelmäßigen vertraglich geregelten Abständen. Die Versorgung der Patienten erfolgt in der Regel durch einen Intensivpflegedienst. Diese Form der ambulanten Pflegedienste ist stark wachsend und versorgt überwiegend beatmete oder stark eingeschränkte Patienten.

Hilfsmittel sind medizinische Produkte, die körperliche Beeinträchtigungen lindern sollen, oder ganze Körperteile oder-funktionen ersetzen oder stabilisieren.

Hilfsmittel (Körperersatzstücke sowie orthopädische und andere Hilfsmittel) nach § 26 Abs. 2 Nr. 6 umfassen die Hilfen, die von den Leistungsempfängern getragen oder mitgeführt oder bei einem Wohnungswechsel mitgenommen werden können und unter Berücksichtigung der Umstände des Einzelfalles erforderlich sind, um

    1. einer drohenden Behinderung vorzubeugen,
    2. den Erfolg einer Heilbehandlung zu sichern oder
    3. eine Behinderung bei der Befriedigung von Grundbedürfnissen des täglichen Lebens auszugleichen, soweit sie nicht allgemeine Gebrauchsgegenstände des täglichen
      Lebens sind. 1
Hilfsmittel sind eine Unterkategorie der Medizinprodukte 2 und finden Ihre Anwendung vornehmlich in der Häuslichkeit. Die am meisten verordneten Hilfsmittel sind Brillen und Hörgeräte. 3
Homecare-Unternehmen stellen neben der Versorgung des Patienten mit dem entsprechendem Hilfsmittel und der richtigen Anwendung zudem die Organisation des Entlassungsmanagements, Koordination weiterer Leistungserbringer (z.B. Pflegedienste), die Anleitung zur Selbsthilfe und eine Notfallversorgung sicher.
Die Vergütung erfolgt über einen Vertragspreis oder eine Kostenpauschale als Erstattungspreis für Produkt und Dienstleistung. Das Hilfsmittel und die Dienstleistung um das Hilfsmittel herum sind fest miteinander gekoppelt und können nicht voneinander losgelöst erbracht und abgerechnet werden. 4 Die Erbringung der Dienstleistung muss zwingend durch geschultes Fachpersonal, oftmals examinierte Pflegefachkräfte, erbracht werden. Es gibt derzeit keine Preisbindung, sondern die Preise werden zwischen den Leistungserbringen (Homecare Anbietern) und der Krankenkasse verhandelt, oder seitens der Krankenkasse ausgeschrieben. Eine Ausnahme gibt es für Inkontinenz-Hilfen, Stoma-Artikel und für Kompressionstherapie für die bundesweite Preisobergrenzen existieren.
Gesetzliche Regelungen für den Bereich Homecare finden sich im SGB V. Einen Anspruch auf Homecare-Versorgung ist nicht explizit im Gesetz verankert aber der Anspruch der Versicherten auf die Versorgung mit bestimmten Produkten, woraus sich der gesamte Markt für Homecare ableitet. Die Abrechnung erfolgt im Rahmen der Krankenversicherung im Gegensatz zur somatischen Pflege, die über die Pflegeversicherung (SGB XI) abgerechnet wird. Hierzu zählen Arzneimittel, Verbandmittel, Harn- und Blutstreifen 5 und Hilfsmittel 6 .

Ablauf der Homecare-Versorgung

Die Versorgung kann in 5 Phasen unterteilt werden.

Ablauf der Homecare-Versorgung

Die Versorgung mit Produkten oder Anwendungen aus dem Homecare-Bereich muss ärztlich verordnet werden. Dies kann durch den niedergelassenen Arzt oder bereits im Krankenhaus erfolgen. Der Homecare-Anbieter, der das Rezept verarbeitet, muss zunächst die Kostenübernahme klären. Der Übernahmeprozess der Kosten durch die Krankenkasse kann bis zu 10 Arbeitstagen in Anspruch nehmen. Einige Versorgungsbereiche bedürfen einer umgehenden Versorgung mit dem Produkt, wie z.B. Heimbeatmungsgeräte. Aus diesem Grund erfolgt die Versorgung in der Regel umgehend und erstmal auf das Risiko des Homecare-Versorgers. Dieses Risiko ist minimal aber durchaus ernstzunehmend für den Versorger. Phase drei ist die Herstellung des Produkts, wenn diese nicht standardisiert, sondern individuell an den Patienten angepasst ist. In der Regel ist die Lieferung innerhalb von 2-3 Tagen möglich, kann unter Umständen jedoch bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen.

Nach der Herstellung erfolgt die Lieferung und Einweisung mit dem Produkt. Die letzte Phase des Prozesses ist die Abrechnung mit dem Kostenträger.

Was sind Homecare Unternehmen?

Home-Care-Versorger können Sanitätshäuser, Apotheken, medizinischer Fachhandel oder die Industrie bzw. die Hersteller der Produkte selbst sein. Da die Versorgung mit den Produkten immer einhergeht mit der Erbringung von Dienstleistung rund um das Hilfsmittel, ist die Versorgung aufwändig. Um diesen Aufwand ökonomisch abbilden zu können, muss die Zahl der zu versorgenden Patienten ausreichen, um Fachpersonal und Logistik vorhalten zu können. Durch die Spezialisierung von Anbietern auf das Homecare Segment entstanden sehr große Einheiten, wie die Fresenius Kabi Deutschland im Bereich der enteralen Ernährung, oder die GHD Gesundheitsdienste Deutschland GmbH. Beiden Firmen bieten eine bundesweite Versorgung an und können damit kleineren Versorgern Marktanteile Vorort abnehmen. Dies führt dazu, dass diese Versorgung für regionale Sanitätshäuser und Apotheken kaum noch lukrativ ist. Die großen Anbieter von Homecare-Dienstleistungen bieten ihre Leistungen nicht ausschließlich in der Häuslichkeit an, sondern arbeiten auch in stationären und teilstationären Einrichtungen. Hierzu zählt die Versorgung in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Wohngemeinschaften für Intensivpflege. Diese Form der Versorgung kann durch lokale Dienstleister wie Apotheken und Sanitätshäuser kaum noch erbracht werden.

Welche Bereiche und Produkte werden durch Homecare Unternehmen versorgt?

Im Wesentlichen teilen sich die Hilfsmittel und Versorgungen auf sieben Kernbereiche auf. Diese sind der Bereich Beatmung, Tracheo, Infusionen, Ernährung, Inkontinenz, Stoma und Wunde. Die sieben Bereiche werden zum Teil noch mal in Unterkategorien aufgeteilt. Nicht aufgeführt sind onkologische Therapien oder Mobilitätstherapien, die in der Fachliteratur Erwähnung finden und oft Teil eines der hier aufgeführten Therapiebereiche ist.

Welche Bereiche und Produkte werden durch Homecare Unternehmen versorgt?

  • Tracheostoma- und Laryngektomie-Versorung

Bei einer Tracheostoma- und Laryngektomie-Versorung kommen verschiedene individuelle Hilfsmittel zum Einsatz, die der Auswahl, Einweisung und Handhabung durch qualifiziertes Homecare-Fachpersonal bedürfen und eine regelmäßige Beratung und Betreuung Betroffener notwendig machen. Bei einem Tracheostoma handelt es sich um eine operativ angelegte Öffnung der Luftröhre nach außen. Die Versorgung zielt hierbei darauf ab, die dadurch verlorengegangenen Funktionen der oberen Atemwege wie das Filtern, Befeuchten und Anwärmen der Atemluft durch Hilfsmittel wie Trachealkanülen, Filter-/ und Befeuchtungssysteme (sogenannte Künstliche Nasen) zu kompensieren.

Bei einer Laryngektomie wird ebenfalls ein Tracheostoma angelegt, wobei zusätzlich der Kehlkopf vollständig entfernt wird. Dies führt zu Einschränkungen der Geruchs- und Geschmackswahrnehmung sowie dem Verlust der Stimme. Zusätzlich zur genannten Tracheostomaversorgung gilt es hier, den Stimmverlust durch geeignete Sprechhilfen auszugleichen.

  • Sauerstofflangzeittherapie und Heimbeatmung (respiratorische Heimtherapie)

Bei einer Sauerstofflangzeitherapie und Heimbeatmung sind Betroffene regelmäßig oder dauerhaft auf die Unterstützung oder Übernahme ihrer Atmung durch Beatmungsgeräte angewiesen. Ursachen hierfür können z. B. Neuromuskuläre Erkrankungen, Lungenerkrankungen oder aber auch Deformationen des Brustkorbes sein.
Es gibt bei der Therapie zwei unterschiedliche Zielsetzungen.

Besteht ein völliger Ausfall der Atempumpe, so ist eine dauerhafte 24-Stunden Beatmung lebensnotwendig. Dies erfordert einen erheblichen Aufwand an Betreuung und pflegerischen Maßnahmen sowie dem Einsatz von Geräten und diversem Zubehör und damit der Begleitung durch ein professionelles Homecare-Unternehmen.

Besteht hingegen nur eine Überlastung der Atempumpe, kann eine intermittierende (aussetzende) Beatmung ausreichen und auch erfolgreicher sein. Betroffene werden hierbei z. B. nur in den Nachtstunden beatmet, um die Atempumpe zeitweise zu entlasten und eine Regeneration zu ermöglichen. Der Einsatz von technischem Equipment sowie der pflegerischen Versorgung und Betreuung ist bei dieser Art der Beatmung dementsprechend deutlich geringer. Betroffene sind außerdem in ihrer Selbstständigkeit und Beweglichkeit viel uneingeschränkter und können ggf. sogar Reisen unternehmen.

Eine Sauerstofflangzeittherapie und Heimbeatmung kann sowohl invasiv über ein Tracheostoma als auch nicht-invasiv über eine Atemmaske erfolgen.

  • Infusionstherapie (Schmerztherapie)

Unter Infusionstherapien versteht man das Einfließen Lassen von Flüssigkeiten in den Organismus. Meist erfolgt dies über die Blutbahn. Die Infusionstherapie kann u.a. eingesetzt werden um akute oder chronische Schmerzen zu behandeln, indem Schmerzmedikamente intravenös als Infusion verabreicht werden.

  • (künstliche) Ernährung (Parenterale, Enterale)

Eine künstliche Ernährung ist indiziert, bei Menschen, die nicht ausreichend essen können, dürfen oder wollen. Unter Einsatz von medizinischem Gerät werden die nötigen Nährstoffe dann entweder über den Magen-Darm-Trakt (Enterale Ernährung) oder den Magen-Darm-Trakt umgehend (Parenterale Ernährung) verabreicht. Zu den enteralen Ernährungsformen gehören z.B. die Ernährung über eine Magen-Sonde oder die Ernährung über eine PEG (perkutanen endoskopischen Gastrostomie), bei der eine Sonde durch die Bauchdecke in den Magen gelegt wird. Bei der Parenteralen Ernährung wird der Verdauungstrakt umgangen indem, die Nährstoffe über Infusionen direkt in die Blutbahn verabreicht werden.

Sowohl bei der Enteralen als auch bei der Parenteralen Ernährung kommen verschiedene Homecareprodukte zum Einsatz. Neben den nährstoffhaltigen Flüssigkeiten gehören Verbände, Kanülen und Schläuche zu den nötigen Verbrauchsmaterialien, die zudem einer regelmäßigen Beratung von Homecare- Fachkräften erforderlich machen.

  • Inkontinenz (ableitenden, aufsaugenden und intermittierenden Selbstkatheterismus)

Zur Versorgung einer Inkontinenz (Blasenschwäche) können die folgenden ganz unterschiedlichen Hilfsmittel je nach Ursache der Inkontinenz und auch Belieben der betroffenen Person zum Einsatz kommen.

Aufsaugende Hilfsmittel sind Binden, Vorlagen oder Schutzhosen/Windeln, die den abgehenden Urin aufnehmen. Ableitende Hilfsmittel sind Katheter, also Schläuche, die den Urin aus der Blase über die Harnröhre (Harn-Blasen-Katheter) oder durch die Bauchdecke (Suprapubischer-Katheter) in einen Sammelbeutel ableiten. Intermittierenden Selbstkatheterismus beschreibt das Legen eines Blasenkatheters zur einmaligen Blasenentleerung und wird meist von der betroffenen Person selbst durchgeführt.

  • Stomaversorgung

Ein Stoma ist eine chirurgisch angelegte Öffnung eines Organs zur Körperoberfläche. Folgende Stomata werden unterschieden und von Homecare-Unternehmen versorgt:

    • Colostoma, Enterostoma, Jejunostoma –künstliche Darmausgänge an verschiedenen Darmabschnitten
    • Gastrostoma – künstlicher Magenausgang
    • Urostoma – künstlicher Blasenausgang
    • Tracheostoma – Öffnung der Luftröhre
    • Zystostoma – künstliche Öffnung einer Zyste
  • Heim- und Peritonealdialyse

Die sogenannte Heim- und Peritonealdialyse ist ein therapeutisches Verfahren, das insbesondere bei Personen mit Niereninsuffizienz eingesetzt wird. Es ist ein Blutreinigungsverfahren, das innerhalb des Körpers agiert.

Die beiden heute bedeutendsten Heimdialyseverfahren sind die CAPD und die APD. CAPD steht für „continous ambulantory peritoneal dialsys“, zu Deutsch wird es als kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse bezeichnet. Dabei wird eine sterile Dialysierflüssigkeit über einen Katheter in den freien Bauchraum geführt. Diese Flüssigkeit wird vorher auf Körpertemperatur erwärmt. Mittels Diffusionsvorgänge werden „harnpflichtige Substanzen“ und durch Osmose überschüssiges Wasser entfernt. Die Flüssigkeit bleibt ca. fünf Stunden in der Bauchhöhle (Peritonealhöhle). Dementsprechende muss der Dialysebeutel drei bis fünf Mal am Tag ausgewechselt werden. Die Häufigkeit ist abhängig von der Restfunktion der Nieren, der anfallenden Giftstoffe und des Beutelvolumens. In der Regel enthält ein Beutel 0,5 bis 3 Liter Dialysierflüssigkeit. Durch die CAPD werden starke Volumenveränderung im Wasserhaushalt des Patienten und daraus resultierende Elektrolyt- und Toxinverschiebungen verhindert.

Bei der APD (automatisierte Peritonealdialyse) ist dieser Vorgang automatisiert. Der Dialyseumsatz ist mit ca. 20 Liter deutlich höher. Dieses Verfahren wird automatisiert in den nächtlichen Schlafphasen durchgeführt. Dafür wird eine geräuscharme Pumpe eingesetzt. Insgesamt ist dieses Dialyseverfahren mit geringerem Arbeitsaufwand verbunden, aber nicht für jede Erkrankung geeignet.

Beide Verfahren verbessern die Lebensqualität der Patienten deutlich. Insbesondere für Berufstätige sind sie eine Erleichterung, da diese mit den Verfahren häufig ihren Tätigkeiten weiter nachgehen können. Trotz der bedeutenden Vorteile, werden die Angebote noch recht selten in Anspruch genommen. Dies lässt sich zum einen auf das flächendeckende Netz an ambulanten Dialysezentren und Klinikdialysen, zum anderen auf die Notwendigkeit des Erlernens der korrekten Durchführung zurückführen.

  • Wundbehandlung und Dekubitusprophylaxe

Wundbehandlung umfasst das Beurteilen, Reinigen und Versorgen von Wunden. Hilfsmittel und Materialien, die hierbei zum Einsatz kommen sind vielfältig und so unterschiedlich wie jede Wunde selbst. Je nach Ursache und Beschaffenheit der Wunde, werden verschiedene Produkte eingesetzt. Grundsätzlich unterschieden werden die trockene und die feuchte Wundbehandlung.

Bei der feuchten Wundbehandlung geht es darum ein ideales Wundheilungsmilieu zu schaffen, die Wunde vor eindringenden Keimen zu schützen und vor Austrocknung zu schützen. Dies zu ermöglichen und einen Austausch von Gasen und Wasserdampf zu fördern, werden sogenannte hydroaktive Wundauflagen verwendet.
Bei der trockenen Wundbehandlung sollen Blut und Wundsekret aufgenommen und die Wunde vor dem Eindringen von Fremdkörpern und Krankheitserregern geschützt werden. Trockene Wundverbände dienen außerdem als Träger von Arzneimitteln und Schutz gegenüber mechanischer Belastungen.

Neben den unterschiedlichen Verbänden und Wundauflagen sind ebenso die Produkte zur Wundspülung und Wundreinigung für Home-Care-Unternehmen relevant.
Die Dekubitusprophylaxe umschreibt Maßnahmen, die das Entstehen eines Dekubitus (Druckgeschwür) vorbeugen sollen. Zur Dekubitusprophylaxe werden z.B. Lagerungskissen und-keile verwendet um Köperstellen vom Aufliegedruck zu entlasten. Auch spezielle Anti-Dekubitus-Matratzen gehören zu den Produkten, die Homecare-Unternehmen anbieten um Dekubiti vorzubeugen. Cremes oder Salben schützen und pflegen gefährdete Hautstellen und wirken so einer Dekubitus Entstehung entgegen.
Kommt es dennoch zu einem Dekubitus werden die zuvor genannten Produkte der Wundbehandlung relevant.

  • Kompressionstherapie

Bei der Kompressionstherapie kommen Verbands- oder Strumpfsysteme zum Einsatz, um den Blutfluss im Bein zu steigern und venösen Rückfluss des Blutes zu unterstützen. Dies ist nötig bei verschiedenen Krankheitsbildern, wie einer Beinvenenthrombose, Schwangerschaftsödemen oder Krampfadern.

Welche Bedeutung hat Homecare in Deutschland?

Der Markt für Homecare Unternehmen hat aufgrund seiner Größe eine bedeutende Rolle und ist durch einen intensiven Wettbewerb geprägt. Die Homecare-Dienstleistung kann in der Häuslichkeit, oder in stationären und teilstationären Einrichtungen erbracht werden. Ein Großteil der Versorgung erfolgt im Krankenhaus, wo die Verwendung der Produkte für die Häuslichkeit oftmals festgelegt wird, da ein Produktwechsel aufwändig ist.

Der Krankenhaus-Markt ist in einem kontinuierlichem Konzentrations- und Optimierungsprozess. Die Verweildauern im Krankenhaus werden gekürzt, bzw. optimiert und die Versorgung von Patienten in der Häuslichkeit muss gewährleistet sein. Homecare-Anbieter, die bereits die Versorgung im Krankenhaus übernehmen, können sich so die weiterführende ambulante Versorgung sichern. Der politische und gesellschaftliche Wille ambulant vor stationär erhöht die Nachfrage in der Häuslichkeit und in teilstationären Konzepte, wie Wohngemeinschaften. Ein weiterer treibender Faktor im Homecare-Markt ist der Konsolidierungsprozess in der Krankenkassenlandschaft. Die Zahl der Krankenkassen ist von 420 im Jahr 2000 auf 117 im Jahr 2016 gesunken. 7

Zudem erhöht sich der Kostendruck auf die Fall- und Hilfsmittelpauschalen durch Ausschreibungen und Einzelverträge. Das neue Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz soll den starken Kostendruck wieder einfangen und mehr Qualitätskriterien berücksichtigen.

Wie groß ist der Homecare Markt?

In Deutschland gibt es circa 6 Mio. Patienten, die mit Homecare-Dienstleistungen versorgt werden. Die beiden größten Bereiche stellen die Wundebehandlung und Dekubitusprophylaxe (Kompressionstherapie) und die künstliche Ernährung (enteral und parenteral) dar. Die Anzahl der Versorgungen mit enteraler Ernährung liegt bei 1,5 Mio. Patienten, die der parenteralen Ernährung bei 0,5 Mio. Patienten. Im großen Bereich Wunden werden 2 Mio. Patienten in Einrichtungen und der Häuslichkeit versorgt. Ein weiterer großer Bereich ist die Inkontinenz. Mit Produkten zur ableitenden und aufsaugenden Inkontinenzversorgung werden über 1. Mio. Patienten versorgt. Der Bereich der Sauerstofflangzeittherapie und Heimbeatmung ist dahingegen vergleichsweise klein. Die Angaben zu dieser Therapieform beruhen auf Schätzungen. Demnach werden ca. 15.000 Menschen regelmäßig beatmet. Es ist davon auszugehen, dass diese Versorgungsform in den nächsten Jahren stark zunehmen wird, da Lungenerkrankungen zu den drei häufigsten Todesursachen zählen. 8

Die 5 größten Homecare Anbieter in Deutschland

Insgesamt können mehr als 700 Betreiber von Homecare-Standorten gezählt werden. Es gibt allerdings nur wenige Betreiber mit mehreren Homecare-Standorten. Etwa 79 Prozent der Betreiber zählen nur einen Homecare-Standort in ihrem Portfolio. 

Größte Homecare Unternehmen

Zu den fünf größten Betreibern im Bereich Homecare zählt die Alippi GmbH mit insgesamt 50 Homecare-Standorten. Darüber hinaus zählen auch die Stolle Sanitätshaus GmbH & Co. KG (32), Zimmermann Sanitäts-und Orthopädiehaus GmbH (28), Reha aktiv 2000 GmbH (19) und reha team Nordbayern – Gesundheitstechnik GmbH (19) zu den Betreibern mit den meisten Homecare-Standorten. 

Literaturverzeichnis

  • 1 Sozialgesetzbuch (SGB IX), Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen, § 31 SGB IX Hilfsmittel
  • 2 Gesetz über Medizinprodukte (Medizinproduktegesetz – MPG), § 3 Begriffsbestimmungen
  • 3 Vdek, ersatzkasse magazin., Ausgabe 09./10.2016, Markt mit steigendem Bedarf, S. 33
  • 4 Diese feste Koppelung stellt ein Problem für überregionale Dienstleister dar, da die Versorgung in einigen Gebieten sehr aufwändig ist und die Dienstleistung nicht fremdvergeben werden kann.
  • 5 Sozialgesetzbuch (SGB) Fünftes Buch (V) – Gesetzliche Krankenversicherung – (Artikel 1 des Gesetzes v. 20. Dezember 1988, BGBl. I S. 2477), § 31 Arznei- und Verbandmittel, Verordnungsermächtigung
  • 6 Sozialgesetzbuch (SGB) Fünftes Buch (V) – Gesetzliche Krankenversicherung – (Artikel 1 des Gesetzes v. 20. Dezember 1988, BGBl. I S. 2477), § 33 Hilfsmittel
  • 7 Vdek-Basisdaten des Gesundheitswesens 2016/2017, GKV –Anzahl der Krankassen, S. 13
  • 8 Vdek-Basisdaten des Gesundheitswesens 2016/2017, 10 häufigsten Todesursachen, S. 9