Mit der jährlichen Auszeichnung Top 40 unter 40 werden junge Führungskräfte in der Pflege aus, die bereits zu den führenden Akteuren der Pflege gehören, wichtige Aufgaben im Pflegemarkt übernehmen und Innovationen vorantreiben. In diesem Jahr zählt auch Tobias Sinning, Geschäftsführer der Jona Pflegedienst GmbH, zur Auswahl der Top 40 unter 40. Wir haben in einem exklusiven Interview mit ihm unter anderem darüber gesprochen, welche Herausforderungen in der Pflegebranche bestehen, wie er zum Einsatz digitaler Tools steht und welche Zukunftsaussichten er als Führungskraft hat.
Was war Ihre bisher größte Herausforderung als Führungskraft – und wie haben Sie sie gemeistert?
Sinning: Die größte Herausforderung war, in einem sich ständig wandelnden Umfeld Stabilität und Verlässlichkeit zu sichern – für Klient:innen, Angehörige und unser Team. Als ich 2022 die Geschäftsführung übernommen habe, war mir bewusst: Kontinuität entsteht nicht durch Stillstand, sondern durch Haltung und Anpassungsfähigkeit. Ich habe gelernt, offen zu kommunizieren, Verantwortung zu teilen und Prozesse so zu gestalten, dass sie im Alltag wirklich tragen. Besonders geprägt hat mich die Zusammenarbeit mit Frau Koch, die das Unternehmen fast 25 Jahre lang geführt hat – anfangs gemeinsam mit ihrem Mann und trotz der intensiven Pflege ihres schwer kranken Sohnes zu Hause. Diese Haltung, Herausforderungen gemeinsam und mit Dankbarkeit anzugehen, prägt auch meinen Führungsstil: Ein Dienst an der Gemeinschaft, der auf kollegialer Zusammenarbeit, weiser Entscheidungsfindung und verantwortungsvollem Handeln basiert.
Was war Ihre bisher größte Herausforderung als Führungskraft – und wie haben Sie sie gemeistert?
Sinning: Die größte Herausforderung war, in einem sich ständig wandelnden Umfeld Stabilität und Verlässlichkeit zu sichern – für Klient:innen, Angehörige und unser Team. Als ich 2022 die Geschäftsführung übernommen habe, war mir bewusst: Kontinuität entsteht nicht durch Stillstand, sondern durch Haltung und Anpassungsfähigkeit. Ich habe gelernt, offen zu kommunizieren, Verantwortung zu teilen und Prozesse so zu gestalten, dass sie im Alltag wirklich tragen. Besonders geprägt hat mich die Zusammenarbeit mit Frau Koch, die das Unternehmen fast 25 Jahre lang geführt hat – anfangs gemeinsam mit ihrem Mann und trotz der intensiven Pflege ihres schwer kranken Sohnes zu Hause. Diese Haltung, Herausforderungen gemeinsam und mit Dankbarkeit anzugehen, prägt auch meinen Führungsstil: Ein Dienst an der Gemeinschaft, der auf kollegialer Zusammenarbeit, weiser Entscheidungsfindung und verantwortungsvollem Handeln basiert.
Welches Buch oder welchen Podcast würden Sie jungen Führungskräften in der Pflege empfehlen?
Sinning: Ich empfehle das Buch „Jona und der unverschämt barmherzige Gott“ von Timothy Keller. Die Geschichte von Jona erinnert mich daran, wie wichtig Barmherzigkeit, Demut und die Bereitschaft sind, sich immer wieder auf das Wesentliche zu besinnen – gerade in der Pflege. Keller zeigt, dass echte Führung bedeutet, sich für andere einzusetzen, Vorurteile abzubauen und mit offenem Herzen zu handeln. Für mich ist das ein starker Kompass, um auch in schwierigen Situationen menschlich und verantwortungsvoll zu bleiben.
Welche strukturellen Probleme in der Pflege sind Ihrer Meinung nach noch zu wenig im Fokus?
Sinning: Langfristigkeit und Kontinuität werden oft unterschätzt – sowohl in der Versorgung als auch in der Teamstruktur. Viele Regelungen sind auf kurzfristige Lösungen ausgelegt, dabei brauchen Klient:innen und Mitarbeitende Verlässlichkeit über Jahre hinweg. Ein weiteres Problem ist die Komplexität der Bürokratie: Vieles bindet Ressourcen, die wir lieber in die direkte Pflege investieren würden. Und: Interoperabilität fehlt – digitale Systeme müssen besser verknüpft sein, damit Informationen dort ankommen, wo sie direkt sinnvoll eingesetzt werden können.
Welche Veränderungen wünschen Sie sich in der Pflegebranche?
Sinning: Ich wünsche mir, dass Pflege endlich einen festen Platz in den maßgeblichen Entscheidungsprozessen erhält – zum Beispiel im Gemeinsamen Bundesausschuss. Nur so kann Praxiserfahrung wirklich einfließen. Außerdem wünsche ich mir weniger Bürokratie durch digitale, praxistaugliche Standards und mehr Fokus auf Beziehungsqualität zwischen Mitarbeitenden und Klient:innen. Sprich eine verlässliche Betreuung und echte Wertschätzung. Das stärkt das Gefühl von Sicherheit und Ergebnisqualität für alle Beteiligten
Wie erleben Sie den Einsatz digitaler Tools in Ihrer Einrichtung – eher als Hilfe oder als Belastung?
Sinning: Digitale Tools sind dann eine Hilfe, wenn sie Prozesse wirklich vereinfachen: weniger Doppeldokumentation, schnellere Kommunikation, bessere Übersicht. Sie werden zur Belastung, wenn sie nur zusätzliche Arbeit schaffen oder nicht zum Alltag passen. Mein Ansatz: Technik folgt dem Bedarf, nicht umgekehrt. Wir testen neue Lösungen im kleinen Rahmen, holen Feedback ein und rollen sie erst dann aus, wenn sie im Alltag funktionieren. Digitalisierung ist für uns kein Selbstzweck, sondern soll Pflegepraxis stärken.
Welche technologischen Entwicklungen könnten Ihrer Meinung nach die Pflege wirklich entlasten?
Sinning: Am meisten Potenzial sehe ich in Systemen, die in einer symbiotischen Beziehung miteinander stehen – also echte Interoperabilität. Sprach- und Mobildokumentation kann den Alltag enorm erleichtern, wenn sie zuverlässig und sicher funktioniert. Auch strukturierte Entscheidungsunterstützung, etwa durch evidenzbasierte Checklisten, kann helfen. Wichtig ist, dass Technik robust, intuitiv und praxistauglich ist – dann schafft sie Freiräume für das, was zählt: Nähe und Kommunikation.
Welche Trends werden Ihrer Meinung nach die Branche am stärksten prägen?
Sinning: Der demografische Wandel bringt mehr Komplexität und verstärkt den Fachkräftemangel. Ein entscheidender Trend ist deshalb die eigene Ausbildung: Wer selbst ausbildet und Nachwuchs fördert, begegnet dem Fachkräftemangel aktiv und nachhaltig. Langfristige Betreuung und Versorgungskoordination werden immer wichtiger, gerade in der außerklinischen Intensivpflege. Die digitale Reife entscheidet darüber, ob Organisationen entlastet oder belastet werden. Und: Werteorientierung bleibt ein zentrales Unterscheidungsmerkmal – ehrliche Kommunikation, Verlässlichkeit, mutige Führung und Leitung. Wer Bindung im Team stärkt und Ausbildung als auch Weiterbildung in jeglichen Belangen als Investition versteht, wird Qualität sichern können.
Welche Entwicklungen im Markt beobachten Sie aktuell mit besonderem Interesse?
Sinning: Ich beobachte besonders die Entwicklungen rund um die Refinanzierung und die neuen Rahmenempfehlungen in der außerklinischen Intensivpflege. Und ich bin gespannt, ob Initiativen zur Interoperabilität tatsächlich in der Breite ankommen.
Was möchten Sie als Führungskraft in den nächsten Jahren aktiv mitgestalten?
Sinning: Ich möchte die Bindung und Kontinuität in unserem Team und für unsere Klient:innen weiter stärken. Das beginnt bei einer guten Einarbeitung, verlässlichen Dienstplänen und ehrlicher Kommunikation und setzt sich fort in Fortbildung und Begleitung. Prozesse sollen so einfach wie möglich werden, damit Zeit bei und mit Menschen in der Pflege mehr in den Fokus rückt. Digitalisierung setze ich dort ein, wo sie entlastet, und Sicherheit erhöht. Und ich möchte öffentlich dafür werben, Pflege als Beziehungsarbeit mit Wirkung zu verstehen – nachvollziehbar, menschlich, messbar.
Über den Interviewpartner
Tobias Sinning
“Ich glaube an Pflege, die trägt: fachlich solide, menschlich zugewandt und verantwortungsvoll. Jona Pflegedienst steht seit 2001 für langfristige Beziehungen in der außerklinischen Intensivpflege. Wir gestalten Pflege Schritt für Schritt – ohne Heilsversprechen, aber mit Haltung: transparent, lernbereit, dankbar. Besonders dankbar bin ich für unser engagiertes Team an Mitarbeitenden, das täglich zeigt, wie Zukunft und Verlässlichkeit in der Pflege zusammengehen.”

