Zwar verzeichnet das Jahr 2019 viele Neugründungen, Neubauten und Konsolidierungen in der Pflege, doch auch in diesem Jahr mussten einige Pflegeangebote geschlossen werden. Welche Rückschlüsse sich aus den Strukturen der geschlossenen Angebote ziehen lassen, und was dieser Verlust für die Pflegelandschaft bedeutet, erfahren Sie im Folgenden.

Inhaltsverzeichnis:

  • Verluste in der stationären Pflege, Stärkung der Tagespflege
  • Geschlossene Pflegeangebote unter Schnitt
  • Fazit
  • Schließungen & Insolvenzen 2019 Analyse

    Von Januar bis Mai 2019 wurden 105 Pflegedienste, 26 Pflegeheime und 24 Tagespflegen geschlossen. Damit einher ging der Verlust von mehr als 2.600 ambulanten Versorgungsmöglichkeiten, mehr als 1.700 Pflegebetten und rund 200 Tagespflegeplätzen. Den größten Verlust an Pflegeheimbetten verzeichneten dabei Bayern (554 Betten) und Berlin (412 Betten). Erstaunlicherweise verzeichnet gerade das von der Einzelzimmer-Quote betroffene Nordrhein-Westfalen den geringsten Verlust an Pflegeheimplätzen, noch im vergangenen Jahr gingen dem Bundesland trotz Neueröffnungen über 1.000 Betten verloren.

    Schließungen & Insolvenzen geschlossene Betten 2019

    Im Bereich der ambulanten Versorgungen verliert das westliche Bundesland dafür jedoch dieses Jahr 500 ambulante Versorgungen, Niedersachsen verliert indes Pflegedienste mit einer Gesamtkapazität von rund 420 ambulante Versorgungen. Der Verlust von Tagespflegeplätzen hält sich bei den meisten Bundesländern allerdings im Rahmen, nur Niedersachsen muss einen deutlich höheren Verlust (mehr als 80 Tagespflegeplätze) hinnehmen. Um den Verlust dieser Versorgungen in ein realistisches Verhältnis zu setzen, müssen jedoch die Schließungen und die Neueröffnungen in Deutschland miteinander verglichen werden.

    Verluste in der stationären Pflege, Stärkung der Tagespflege

    Schließungen & Insolvenzen nach Bundesland

    So zeigen die einwohnerreichsten Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Bayern zwar die meisten Schließungen von ambulanten Pflegediensten (19 Pflegedienste stellten in Nordrhein-Westfalen ihren Dienst ein, 17 in Bayern), doch da hier auch die meisten Neugründungen verzeichnet wurden, gingen hier keine Versorgungsmöglichkeiten verloren. Anders sieht es in Niedersachsen, Hessen und Rheinlandpfalz aus – während in Niedersachsen fast doppelt so viele Pflegedienste geschlossen wie gegründet wurden und Hessen sogar mit einem Dutzend Schließungen aufwartet, verzeichnet Rheinlandpfalz sogar fünfmal so viele Schließungen wie Neueröffnungen (4 neu eröffnete Pflegedienste auf 20 Schließungen).

    Im Bereich der stationären Altenpflege zeichnet sich Rheinlandpfalz dafür positiv – insgesamt wurde hier ein Pflegeheim neu eröffnet, geschlossen wurde in diesem Jahr bislang noch keine stationäre Einrichtung. Allgemein zeigen sich in ganz Deutschland jedoch überproportional viele Schließungen kleiner Pflegeheime im Vergleich zu Neueröffnungen. Dennoch scheint sich gerade Nordrhein-Westfalen, nach den großen Umwälzungen bezüglich der Einzelzimmerquote im vergangenen Jahr, zu erholen: Insgesamt wurden sechs Pflegeheime neu gegründet und nur eines geschlossen. Auch Baden-Württemberg, in dem dieses Jahr ebenfalls die Umsetzung einer Einzelzimmerquote ansteht, arbeitet aktiv gegen den Verlust von Pflegebetten. Zwar mussten drei Pflegeheime in den letzten Monaten schließen, dafür eröffneten vier neue Heime im gleichen Zeitraum. Besonders hart traf es jedoch Bayern – insgesamt 10 Pflegeheime werden nicht mehr länger betrieben; dem gegenüber stehen nur drei Neueröffnungen.

    Dafür steigt die Ambulantisierung im Süden – nicht nur, dass Bayern die zweitmeisten Pflegedienstneugründungen verzeichnet, hier werden auch die meisten Tagespflegen eröffnet. Insgesamt 38 neueröffnete Tagespflegen stehen gerade einmal 8 geschlossenen Einrichtungen gegenüber. Sowieso zeigt sich ganz eindeutig, dass im Bereich der Tagespflege verhältnismäßig die meisten Neugründungen auf die wenigsten Schließungen treffen. Eine Entwicklung, die den Boom der Tagespflege (siehe auch CareInvest Ausgabe 09_19) noch einmal untermauert.

    Geschlossene Pflegeangebote unter Schnitt

    Bei dem Vergleich aller geschlossenen Pflegeangebote untereinander (siehe Grafik 1) fallen zudem einige Gemeinsamkeiten auf. So weisen die geschlossenen Pflegeheime im Schnitt eine MDK-Note von 1,6 auf – der Deutschlandschnitt liegt bei einer Note von 1,2. Auch die Durchschnittskosten der geschlossenen Heime liegen knapp 400 Euro unter dem Bundesschnitt, ebenso wie die Anzahl der Pflegebetten deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Dieselbe Auffälligkeit wiederholt sich bei Pflegediensten, bei denen die Diskrepanz in der Pflegenote sogar noch ein Stück höher ist – auch werden in den geschlossenen Pflegediensten nur etwa ein Drittel der Kunden des Deutschlandschnittes versorgt. Auch die geschlossenen Tagespflegen zeigen ein unterdurchschnittliches Platzangebot und verlangen deutlich geringere Kosten als die Konkurrenz, womit sich, laut Datengrundlage, wohl nicht langfristig wirtschaften ließ.

    Schließungen & Insolvenzen Kapitalgesellschaften 2019

    Zusätzlich zeigt sich eine weitere Gemeinsamkeit: die geringe Professionalisierung der geschlossenen Angebote hinsichtlich der Gesellschaftsform (Siehe Grafik 2). So waren nur 34 Prozent aller geschlossenen Einrichtungen in einer Kapitalgesellschaft organisiert, die restlichen 66 Prozent als Personengesellschaft oder Einzelunternehmen und Verbände.

    Besonders groß war die Diskrepanz der Gesellschaftsformen bei den ambulanten Pflegediensten: 71 Prozent aller geschlossenen Pflegedienste waren keine Kapitalgesellschaft – zum Vergleich, 87 Prozent aller neugegründeten Pflegedienste in diesem Jahr waren bisher in einer Kapitalgesellschaft organisiert.

    Fazit

    Die geschlossenen Pflegeangebote zeigten durchweg Kennzahlen, die zuweilen weit unter dem Branchenschnitt lagen. Neben weit unter dem Durchschnitt liegenden Kosten, weniger Versorgungen und einer schlechteren MDK-Bewertung wiesen erstaunlich wenig Pflegeangebote die Gesellschaftsform einer Kapitalgesellschaft auf. In der Analyse zeigt sich so, dass vor allem jene Angebote nicht mehr mit den wachsenden Anforderungen des Pflegemarktes Schritt halten können, die bereits jetzt unter dem Branchenschnitt agieren.