Die Marktexperten von pflegemarkt.com haben im Auftrag des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. eine Analyse zur Entwicklung der Pflegelandschaft in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Hierbei wurde die Entwicklung der Segmente Pflegeheime, Pflegedienste, Tagespflege und alternativer Pflege-Wohnformen unter die Lupe genommen. Insbesondere die Entwicklung der vollstationären Pflege im Bereich der Pflegeheime wies dabei eindeutig auf einen bestehenden Handlungsbedarf hin.

Die Entwicklung der Platzzahlen in Pflegeheimen in NRW wies in der Analyse eine unterdurchschnittliche Wachstumsrate auf. Während die Zahl der Pflegeplätze in Pflegeheimen zwischen 2007 und 2019 bundesweit um 14,6 Prozent zunahm, stieg die Zahl der Pflegeplätze in NRW gerade einmal um 8,8 Prozent.

Auch in den Vergleichsländern Baden-Württemberg (+10,0 Prozent) und Niedersachsen (+20,0 Prozent) war ein höheres Wachstum zu erkennen. Ein besonderes Augenmerk liegt in der Auswertung der Entwicklung nach Inkrafttreten der relevanten Gesetzesänderungen (der APG DVO zur Neuberechnung der Investitionskosten in Pflegeheimen​ und der verbindlichen Einzelzimmerquote). Im Zeitraum von 2015 bis 2019 verzeichnete die Zahl der Pflegeplätze in NRW, ebenso wie in Baden-Württemberg ein negatives Wachstum, welches auch in Baden-Württemberg mit der dortigen Einzelzimmerquote von 100 Prozent für Bestand und Neubau begründet werden kann.

In NRW reduzierte sich die Zahl der Pflegeplätze in Pflegeheimen in diesem Zeitraum um 0,7 Prozent und in Baden-Württemberg um 1,1 Prozent, während die Gesamtkapazität bundesweit um 1,3 Prozent zunahm.

In NRW reduzierte sich die Zahl der Pflegeplätze in Pflegeheimen in diesem Zeitraum um 0,7 Prozent und in Baden-Württemberg um 1,1 Prozent, während die Gesamtkapazität bundesweit um 1,3 Prozent zunahm. Insbesondere der zeitliche Zusammenhang und der Trend in anderen Bundesländern untermauert, dass diese Entwicklungen in NRW und Baden-Württemberg den Gesetzesänderungen geschuldet sind. Doch während in Baden-Württemberg überdurchschnittlich viel neu gebaut und modernisiert wird, sind Entwicklungen dieser Art in NRW nicht erkennbar.

Die im Vergleich mit anderen Bundesländern bereits angespannte Versorgungssituation in NRW wird sich laut Studie auch zukünftig weiter verschärfen. Dies zeigt sich in der Auswertung der Baujahre der Pflegeheime im Bestand unter Berücksichtigung der letzten wesentlichen Modernisierung. Über 30 Prozent der Einrichtungen in NRW waren 2020 mindestens 40 Jahre und älter – somit steigt die Sanierungsbedürftigkeit der besonders alten Heime stetig. Es ist abzusehen, dass die bestehenden Plätze in diesen Einrichtungen durch Investitions- und Modernisierungsstau gefährdet sind und, zumindest teilweise, drohen wegzufallen. Dies könnte bis zu 50.000 Pflegeplätze betreffen, die bislang in besonders alten Pflegeheimen angeboten werden.

In NRW reduzierte sich die Zahl der Pflegeplätze in Pflegeheimen in diesem Zeitraum um 0,7 Prozent und in Baden-Württemberg um 1,1 Prozent, während die Gesamtkapazität bundesweit um 1,3 Prozent zunahm.

Zwar zeigt die Studie auch eine starke Zunahme der Kapazitäten in der Tagespflege, zeitgleich offenbart die Relation der Platzzahlen in der Tagespflege zur Bevölkerung ab 65 Jahren jedoch auch, dass pro 1.000 Einwohner ab 65 Jahren 2019 in NRW nur 3,5 Plätze verfügbar waren, nur in Berlin, Hessen und Hamburg gab es in Relation weniger Kapazitäten. Dies bedeutet, dass auch die überdurchschnittliche Entwicklung in der Vergangenheit nicht ausreichend war, eine zumindest durchschnittliche Versorgungssituation herzustellen. Ein Trend zur überproportionalen Versorgungsquote, die dann auch auf eine erhöhte Versorgung in alternativen Wohnformen als Ersatz für die fehlenden Kapazitäten in der klassischen stationären Pflege schließen lässt, ist hingegen nicht abzuleiten.

Die Analyse beinhaltet auch eine Bedarfskalkulation, in welcher NRW bereits jetzt mit rund 14.500 fehlenden Pflegeplätzen das bundesweit nominal höchste Defizit fehlender Plätze aufweist. Kurzfristig ist bis 2025 in NRW von einem Defizit zum heutigen Bestand von 38.000 fehlenden Plätzen in der stationären Pflege auszugehen. Ein Ausgleich des Defizits in NRW vorwiegend mit alternativen Versorgungsformen wird schwer umzusetzen sein.  Bis 2040 zeigt die Bedarfskalkulation ein Defizit von 117.000 fehlenden Pflegeplätzen in der stationären Pflege.

Die veröffentlichte Studie hat indes bereits Anklang in der Politik gefunden, wie mehrere Zeitungen, unter anderem die Rheinische Post, berichten. „Die Studie zeigt, dass das Land den Anschluss verpasst hat“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher Josef Neumann laut mehreren Medienberichten. „14.500 fehlende Pflege-plätze – damit ist NRW bundesweit trauriges Schlusslicht. Für pflegebedürftige Menschen ist Nordrhein-Westfalen ein soziales Sicherheits- und Armutsrisiko.“ Neumann fordere laut Neuß-Grevenbroicher Zeitung mehr Angebote im stationären und ambulanten Bereich und eine Pflegeversicherung,die mehr zahle als nur “Teilkaskoleistungen”.

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