Die vier evangelischen Pflegeheime in Mannheim gehören künftig zur Evangelischen Heimstiftung (Rang 8 der Top 30 Pflegeheimbetreiber 2021), wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung verkündet. Damit hat die Evangelische Kirche Mannheim für ihre vier Einrichtungen in Neuostheim, Neuhermsheim, Käfertal und in der Gartenstadt einen Wunschpartner gefunden. Hintergrund sind die Entwicklungen in der Pflegelandschaft und anstehende Investitionen in einigen der Einrichtungen. Alle Verträge mit Mitarbeitenden und Betreuten bleiben bestehen.

Die Evangelische Heimstiftung GmbH (EHS) übernimmt von der Evangelischen Kirche Mannheim (EKMA) alle Gesellschaftsanteile an der Evangelische Pflegedienste Mannheim gGmbH (EPMA), die seit 2014 die vier kirchlichen Heime betreibt. Die EPMA bleibt als eigenständige Gesellschaft innerhalb der EHS erhalten und gehört dann zum größten Pflegeanbieter in Baden-Württemberg, der im Mannheimer Stadtteil Rheinau bereits das Seniorenzentrum Rheinauer Tor betreibt. „Wir wollen, dass Pflege, Wohnen und Betreuung in den evangelischen Häusern weiterhin eine hohe Qualität haben, getragen von christlichen Werten“, sagt Dekan Ralph Hartmann. „Die EHS hat zur Führung von Heimen eine weitaus fachspezifischere Expertise als wir und sorgt für die Einbindung unserer Häuser in ein starkes Umfeld. Daher haben wir uns entschieden, unsere Heime in ihre Hände zu geben“.

Durch die Übernahme wächst die Evangelische Heimstiftung im vollstationären Bereich um rund 5 Prozent

Evangelische Heimstiftung steht für gute Pflege in einem starken Diakonieverbund

Denn Pflegeheime stehen aufgrund des demographischen Wandels sowie ständig neuer, hoher ordnungs- und sozialrechtlichen Auflagen vor großen Herausforderungen. Gerade die Coronapandemie hat gezeigt, dass Krisen durch enge Kooperationen in einem größeren Trägerverbund leichter überwunden werden können. „Wir sind, da uns eine christliche Trägerschaft wichtig ist, vor etwa eineinhalb Jahren direkt auf die EHS zugegangen. Sie ist unser Wunschpartner“, erklärt Dekan Hartmann, „und es ist uns wichtig, dass der Anspruch an eine gute Pflege sowie der Erhalt aller Leistungsangebote und die Sicherung aller Arbeitsplätze Vorrang haben“. Die Betreuung von Alten und Kranken sei, so Hartmann, eine Kernaufgabe. Bei selbstkritischer Betrachtung sei in den letzten Jahren deutlich geworden, dass die Einbindung der stationären Pflege in eine größere Einheit erforderlich ist.

2014 hatte die Evangelische Kirche Mannheim die EPMA GmbH gegründet. Diese betreibt vier Pflegeheime mit insgesamt knapp 340 Pflegeplätzen: das ThomasHaus in Neuhermsheim, das ThomasCarree in Neuostheim, das ZinzendorfHaus in Gartenstadt und das UnionsHaus in Käfertal. Außerdem gehören Betreute Wohnungen, ein ambulanter Pflegedienst und eine Tagespflege zur Gesellschaft. In den vergangenen Jahren wurden das ThomasCarree als neue Einrichtung realisiert sowie mit dem bald zu eröffnenden Neubau des ZinzendorfHauses eine neue Qualität erreicht. Beim ThomasHaus und dem UnionsHaus sind umfängliche Investitionen erforderlich.

EPMA wird Teil eines gemeinnützigen Pflegeunternehmens

Die Evangelische Heimstiftung ist ein gemeinnütziges Unternehmen, das 1952 mit dem Zweck gegründet wurde: „Helfen, wo geholfen werden muss“. Diesen Anspruch an eine gute Pflege verkörpert auch die EPMA, deshalb passen beide Träger gut zusammen. „Werte wie Mitmenschlichkeit und Gemeinnützigkeit stehen für uns an erster Stelle, schon deshalb verbieten sich hohe Renditen in der Pflege“, ist Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider überzeugt. „Trotzdem muss gespart werden und wir sind uns auch im Klaren, dass letztlich jeder Euro, den wir ausgeben, von den Heimbewohnern bezahlt werden muss“. EHS und EKMA waren sich deshalb einig, auf der Basis eines neutralen Gutachtens einen angemessenen Kaufpreis für die Gesellschafteranteile zu finden. Über die Höhe wurde Stillschweigen vereinbart. Mit der EPMA übernimmt die EHS auch alle Verbindlichkeiten gegenüber Banken, dem bisherigen Gesellschafter EKMA sowie Investitionsverpflichtungen.

„Wir sind dankbar für die Vertrauenspartnerschaft, die sich in dem fast zweijährigen Anbahnungs- und Verhandlungsprozess entwickelt hat“, sagt Dekan Hartmann, „und sind sicher, dass die gute Qualität in unseren Einrichtungen und unsere diakonisch geprägte Gemeinwesenarbeit weitergeführt werden“. EHS-Hauptgeschäftsführer Schneider freut sich über die große Zustimmung in den zuständigen kirchlichen Gremien. „Wir bedanken uns für das uns entgegengebrachte Vertrauen und freuen uns auf den gemeinsamen Weg“.

Übergang zum 1. September 2021 und Integrationsprozess bis Ende 2022

Die Übernahme der Gesellschaftsanteile an der EPMA durch die EHS ist zum 1. September 2021 geplant. Organisatorisch wird die EPMA als eigenständige Tochtergesellschaft in die Konzernstruktur der EHS integriert. Die Geschäftsführung der EPMA übernehmen, wie bei den anderen Gesellschaften der EHS auch, Bernhard Schneider und Elke Eckardt. Die operative Führung aller 156 Einrichtungen der EHS wird in einer Regionalstruktur mit derzeit insgesamt 15 Regionen sichergestellt. Mit der Region Mannheim, die aus den vier EPMA-Häusern und dem EHS-Seniorenzentrum Rheinauer Tor besteht, kommt nun eine weitere Region hinzu. Regionaldirektor und damit direkter Ansprechpartner für die Hausdirektionen wird Vladimir Turok, der seit 2004 in der EHS arbeitet und nach verschiedenen Leitungsaufgaben in der Pflege seit 2017 das Dr.-Carl-Möricke-Stift in Neuenstadt leitet.

Die Integration der vier EPMA-Einrichtungen in die EHS verläuft in zwei Phasen: Bis Ende des Jahres gibt es eine umfassende Bestandsaufnahme und Prüfung aller Strukturen und Prozesse, die in einem zweiten Schritt ab Anfang 2022 in die Systeme der EHS überführt werden sollen. Für den Integrationsprozess wurde eine gemeinsame Steuerungsgruppe sowie mehrere Projektgruppen gebildet, die sich fachspezifisch um alle inhaltlichen Fragen des Übergangs kümmern.

Offene und frühzeitige Kommunikation nach innen und außen

Am 8. Juli gab es ein erstes Kennenlernen und ein Auftaktgespräch mit allen Projektbeteiligten. „Da gab es auch emotionale Momente, die nach jahrelanger Betriebszughörigkeit auch verständlich sind“, erzählt Dekan Hartmann, „aber es war vor allem ganz viel Aufbruchstimmung und Rückenwind zu spüren“.

Auch Hauptgeschäftsführer Schneider zeigt sich zuversichtlich: „Wir sind uns darüber im Klaren, dass ein solcher Veränderungsprozess Irritationen bei Mitarbeitenden und Bewohnern auslöst. Ihnen allen kann ich aber zusagen, dass die Evangelische Heimstiftung für Verlässlichkeit steht. Alle Beschäftigten sowie alle Kunden und Geschäftspartner der EPMA können sicher sein, dass sich an den bestehenden Vertragsverhältnissen nichts ändern wird. Wir stehen wir gute Pflege – auch in Mannheim“, versichert Schneider.