Bereits vor einigen Tagen haben wir darüber berichtet, dass das Tariftreuegesetz erste Auswirkungen zeigt. Denn Updates der Pflegeheimkosten in der Pflegedatenbank ergaben: Vom 01.09.2022 bis zum 31.09.2022 wurden insgesamt in 3.209 Pflegeheimen die Kostensätze angepasst. In den Monaten Juli und August waren es jeweils 709 bzw. 787 Anpassungen. In welchen Bereichen die Kosten dabei verändert wurden, erfahren Sie in der nachfolgenden Analyse.


Inhaltsverzeichnis:

  • Eindeutiger Zusammenhang zum Tariftreuegesetz
  • Starke Änderungen nach Trägerart
  • Besonders Pflegeheime unter Bundesschnitt mit Kostensteigerungen
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    Eindeutiger Zusammenhang zum Tariftreuegesetz

    Zum 01.09.2022 trat das neue Tariftreuegesetz für die Pflege in Kraft. Das bedeutet, dass seit dem 1. September 2022 nur noch Pflegeeinrichtungen zur Versorgung zugelassen werden – und können mit der Pflegeversicherung abrechnen – die ihre Pflege- und Betreuungskräfte mindestens in Tarifhöhe bezahlen. Dabei wurden verschiedene Untergrenzen für unterschiedliche Qualifizierungen festgesetzt:

    • für ungelernte Pflegehilfskräfte 13,70 Euro
    • für qualifizierte Hilfskräfte 14,60 Euro
    • für Pflegefachkräfte 17,10 Euro

    um diese Tarifhöhe nachzuweisen, müssen Pflegebetreiber bestehende Tarifverträge oder kirchliche Arbeitsrechtsregelungen übernehmen. Das dies deutliche Auswirkungen auf die Pflegeheime haben und zu starken Kostensteigerungen führen würde, hatten wir bereits in unserem exklusiven Report „Analyse Tarifreuegesetz – Anstieg der Sozialhilfeempfänger zu erwarten“ für unsere Pflegemarkt.Insight Member erarbeitet.

    Das die hohe Anzahl an Pflegeheimen mit Kostenanpassungen (28 Prozent aller Heime insgesamt) im September 2022 dabei dem Tariftreuegesetz zuzuordnen ist, zeigt sich insbesondere bei einem Blick auf die Art der Kostenänderungen:

    Während sich die Kostensätze für Investitionskosten kaum verändert haben (Anstieg von 0,2 Prozent im Mittel aller Pflegeheime mit Kostenänderungen im September 2022) und auch Unterkunft und Verpflegung nur eine geringe Erhöhung verzeichnet, die auf die allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten zurückzuführen ist (Anstieg von 4,3 Prozent im Mittel aller Pflegeheime mit Kostenänderungen im September 2022), zeigt sich die Kostenänderung im Bereich des EEEs mit einem merklichen Ausschlag nach oben: Im Mittel stiegen die Kosten für den EEE bei den Pflegeheimen um mehr als 19 Prozent zu.

    Tariftreuegesetz: Analyse der gestiegenen Pflegeheimkosten im September 2022

    Zum Vergleich: Insgesamt stieg der durchschnittliche gewichtete Kostensatz für den einrichtungseinheitlichen Eigenanteil aller 11.700 Pflegeheime von Juni 2021 zu Juni 2022 um 10,5 Prozent – dies war die höchste prozentuale Steigerung aller Kostensätze, wenngleich sie auch noch unter der Steigerung Juni 2020 zu Juni 2021 von 15,6 Prozent zurück blieb.

    Starke Änderungen nach Trägerart

    Besonders groß zeigt sich dabei der Unterschied der Kostenänderungen im Fokus auf die Art des Betreibers – rund 55 Prozent der Pflegeheime mit Kostenänderungen waren in privater Hand, 41 Prozent gehörten zu einem gemeinnützigen Betreiber und nur 4 Prozent wurden von kommunalen Insititutionen betrieben.

    Dabei zeigten gerade die kommunalen und gemeinnützigen Betreiber nur leichte Kostenanpassungen. Viele freigemeinnützige Betreiber – und besonders die konfessionellen – haben mit der Tarifpflicht kein Problem, wie uns auch in unserer Umfrage unter den 100 größten Betreiber bestätigt wurde, da sie bereits vor dem Tariftreuegesetz nach einem Tarif bezahlten, so das die hier getätigten Preissteigerungen ebenfalls eher der allgemeinen Marktlage wie Inflation u.Ä. zuzuschreiben ist – im Mittel lag jedoch die Kostensteigerung der privaten Betreiber im Bereich des EEE bei 31,2 Prozent.

    Während die Gesamtkosten für Pflegeheime bei den gemeinnützigen Pflegeheimen um 5,6 Prozent und bei kommunalen Pflegeheimen um 6,3 Prozent stiegen, schlagen die Pflegeheime der privaten Anbieter, welche im September 2022 eine Kostenanpassung vornahmen mit Mehrkosten von 14,9 Prozent zu Buche: Die Gesamtkostensteigerung von Juni 2021 zu Juni 2022 lag bei gerade einmal 7 Prozent (Mittel aller Pflegeheime).

    Besonders Pflegeheime unter Bundesschnitt mit Kostensteigerungen

    Dabei zeigt die Analyse auch, dass gerade jene Pflegeheime, deren Kostensätze unter denen des jeweiligen Bundeslandschnitts lagen deutliche Kostenanpassungen vorgenommen haben: So lag der Mittelwert des EEEs bei den Pflegeheime mit einer Kostenanpassung im September 2022 vor der Anpassung bei 954,07 Euro – während der Bundesschnitt bei 1.010,21 Euro lag. Nach der Anpassung liegt der Schnitt dieser Heime nun bei 1.138,38      – was immer noch einer Preissteigerung von 13 Prozent im Vergleich zum Bundesschnitt entspricht. Die Rohdaten der Analyse, sowie eine Übersicht aller Pflegeheime können Sie bei uns selbstverständlich ebenfalls erwerben, wie eine allgemeine Kostenanalyse für einen von Ihnen ausgewählten Standort.