DOREA beantragt Schutzschirmverfahren

Der Pflege-Anbieter DOREAFAMILIE (Rang 12 der Top 30 Pflegeheimbetreiber 2023) setzt auf eine umfassende Restrukturierung seiner Geschäftsaktivitäten, um sich zukunftssicher aufzustellen. Dazu hat die Geschäftsführung der Dorea GmbH am 20.04.2023 beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Weitere Teile der Unternehmensgruppe haben ebenso Anträge für die Einleitung eines Restrukturierungsverfahrens gestellt. Das Schutzschirmverfahren bietet dem Unternehmen einen geeigneten rechtlichen Rahmen, um notwendige Restrukturierungsmaßnahmen bei laufendem Geschäftsbetrieb schnell und wirksam umzusetzen. Zuletzt hatte mit der Hansa Gruppe ein weiteres Unternehmen der Top 30 Pflegeheimbetreiber 2023 ein solches Verfahren beantragt. Dorea plant, die Restrukturierung bis zum Herbst 2023 abzuschließen. 



Dr. Lothar Heinrich ersetzt Stephan Demmerle als COO

Die DOREAFAMILIE wechselt innerhalb eines halben Jahres ihr Top-Management aus. Das Unternehmen, das derzeit unter Insolvenzschutz steht und sich in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung befindet, hat Dr. Lothar Heinrich als neuen Chief Operating Officer (COO) gewonnen. Heinrich folgt auf Stephan Demmerle, der seit September 2019 das operative Geschäft der Unternehmensgruppe verantwortet und das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen.

Dr. Lothar Heinrich tritt seine neue Position im Mai 2023 an und verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der Gesundheitsbranche. Zuletzt war er Geschäftsführer der Inoges Holding GmbH, einem führenden Anbieter stationärer und ambulanter Therapieleistungen in Deutschland, der zur Celenus salvea Gruppe gehört. Als Geschäftsführer der Inoges war Heinrich für mehr als 40 Einrichtungen und rund 1.590 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich.

Vor seiner Tätigkeit bei Inoges war Heinrich Chief Innovation Officer bei der international tätigen Skan AG. Heinrich hat einen medizinischen Hintergrund und absolvierte ein MBA-Programm an der Universität St. Gallen. Mit dieser Erfahrung und seinem Know-how in der Führung von Gesundheitsunternehmen ist Heinrich gut positioniert, um DOREAFAMILIE in dieser Zeit des Wandels zu unterstützen.

Heinrich wird Mitglied der Geschäftsführung der DOREAFAMILIE, die derzeit aus dem Vorstandsvorsitzenden Walter von Horstig und dem Finanzvorstand Volker Wentz besteht. Von Horstig wurde im Januar 2023 vom Dorea-Beirat und der Aktionärin Groupe Maisons de Famille zum Vorsitzenden der Geschäftsführung ernannt. Wentz ist seit November 2022 im Unternehmen. Gemeinsam werden sie nun das Unternehmen unter dem Schutzschirm neu ausrichten und fit für die Zukunft machen.


Amtsgericht bestellt Sach- und Insolvenzverwalter für DOREA

Die Partner von GT Restructuring (GTR), der Restrukturierungseinheit von Greenberg Traurig in Deutschland, begleiten den Pflegedienstleister DOREAFAMILIE bei einer umfassenden Sanierung. Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hat Dr. Gordon Geiser, Jesko Stark und Dr. Benedikt de Bruyn zu vorläufigen Sachwaltern und vorläufigen Insolvenzverwaltern in den beantragten Insolvenzverfahren über das Vermögen der DOREA GmbH und einer Reihe von Tochtergesellschaften bestellt.

Schutzschirm für die Obergesellschaft

Für die Muttergesellschaft DOREA GmbH sowie zwei weitere wesentliche Gesellschaften wurde ein Eigenverwaltungsverfahren, für die DOREA GmbH ein Schutzschirmverfahren beantragt. GTR-Partner Dr. Gordon Geiser betreut das Schutzschirmverfahren für die DOREA GmbH im Detail. In den beiden anderen Eigenverwaltungsverfahren hat das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg ihn und seinen Partner Jesko Stark zu Sachwaltern bestellt. Als vorläufige Sachwalter überwachen sie die Verfahren im Interesse der Gläubiger.

Insolvenzverwalter für 22 operative Gesellschaften der DOREA

Neben den drei Eigenverwaltungsverfahren wurden für weitere 22 operative Gesellschaften der DOREA-Gruppe nachgelagerte Restrukturierungsverfahren eingeleitet. Zu vorläufigen Insolvenzverwaltern wurden Dr. Gordon Geiser, Jesko Stark und Dr. Benedikt de Bruyn bestellt. Für die übrigen Gesellschaften der Gruppe sind keine Verfahren anhängig. Ziel ist es, einen Großteil der Einrichtungen auch in Zukunft fortführen zu können. Die DOREA-Gruppe plant, die Restrukturierung bis Herbst 2023 abzuschließen.

Wie die gesamte Pflegebranche in Deutschland steht auch die DOREA-FAMILIE unter wirtschaftlichem Druck, da die gestiegenen Kosten für Energie, Miete und Material in den jährlich mit den Pflegekassen verhandelten Budgets nicht vorgesehen sind und aus den laufenden Erlösen nicht refinanziert werden können. Im Zuge der Corona-Pandemie waren die Auslastung und damit die Einnahmen in vielen Häusern bereits stark zurückgegangen.

Vorläufiger Sachwalter:

DOREA GmbH und Margaretenhof GmbH: Dr. Gordon Geiser, Partner, GT Restructuring, (Restrukturierung/Insolvenzrecht)

DOREA Beteiligungsgesellschaft mbH: Jesko Stark, Partner, GT Restructuring (Restrukturierung/Insolvenzrecht)

Vorläufige Insolvenzverwalter:

Dr. Gordon Geiser, Jesko Stark und Dr. Benedikt de Bruyn
(alle Partner bei GT Restructuring)


Keine Änderungen für die Pflegebedürftigen durch Schutzschirmverfahren

„Für die Pflegebedürftigen, die in den betroffenen Einrichtungen und ambulanten Diensten versorgt werden, ändert sich während der Durchführung der Verfahren nichts“, betonte DOREA-Geschäftsführer Dr. Walter von Horstig, der seit Januar 2023 die Geschäftsführung der DOREA leitet. „Alle stationären und ambulanten Pflege-Leistungen werden wie gewohnt erbracht. Unser Geschäftsbetrieb geht ganz normal und in vollem Umfang weiter.“ Die DOREAFAMILIE gehört zu den größten Anbietern von Pflege-Dienstleistungen in Deutschland und betreut rund 7.500 Menschen, überwiegend in der Altenpflege, davon rund 6.700 Menschen in der vollstationären Dauerpflege.

Die Geschäftsführung hat die rund 5.500 Mitarbeitenden des Unternehmens am 20.04.2023 bereits entsprechend informiert. Die Löhne und Gehälter aller Beschäftigten seien gesichert und werden in den betroffenen Einrichtungen bis einschließlich Juni 2023 durch die Bundesagentur für Arbeit übernommen. Dies verschafft dem Unternehmen eine wichtige finanzielle Entlastung für die geplante Restrukturierung. Auch über den Monat Juni 2023 hinaus reichen die Finanzmittel aus, um die Kosten für den laufenden Geschäftsbetrieb zu decken.

Grund für das Schutzschirmverfahren: Massive Kostensteigerungen

Wie viele Pflege-Anbieter steht die DOREA-Gruppe aufgrund der enorm gestiegenen Kosten für Energie, Miete und Material wirtschaftlich unter Druck. Diese teils massiven Kostensteigerungen sind in den jährlich mit den Pflegekassen ausgehandelten Budgets nicht vorgesehen und können aus den laufenden Einnahmen nicht refinanziert werden. Die im Rahmen der Gesetzgebung zur Tariftreue erfolgten deutlichen Gehaltssteigerungen für die Pflegekräfte führten zu einem weiteren Kostenschub, der nur teilweise von den Pflegekassen refinanziert wurde. Zuvor hatten bereits die Folgen der Corona-Pandemie die gesamte Branche stark belastet und finanzielle Rücklagen aufgezehrt. Durch die Pandemie bedingt waren die Auslastung und damit die Einnahmen in vielen Häusern stark gesunken – bei gleichbleibenden bzw. aufgrund der Vorhaltung der erforderlichen Schutzmaßnahmen gestiegenen Kosten. Die Einbußen konnten durch die Corona-Hilfen nicht vollständig kompensiert werden. „Im Zusammenspiel haben diese Belastungen dazu geführt, dass viele Häuser in die Verlustzone geraten sind“, so Dr. von Horstig.

DOREAFAMILIE: 25 operative Gesellschaften von Schutzschirmverfahren betroffen

In das Schutzschirmverfahren und die nachgelagerten weiteren Restrukturierungsverfahren sind etwa 25 operative Gesellschaften der Dorea-Unternehmensgruppe eingebunden. Dazu gehören knapp die Hälfte der rund 80 Pflegeheime sowie teilweise dort angeschlossene Einrichtungen des Betreuten Wohnens. Ziel der Verfahren ist es, eine möglichst große Anzahl von Einrichtungen auch künftig erfolgreich weiter betreiben zu können. Ein großer Teil der Unternehmensgruppe ist zudem von den Verfahren nicht betroffen und soll ohne Änderung für Bewohner*innen und Mitarbeitende weiter betrieben werden. 

Das gewählte Vorgehen bietet eine Reihe von Instrumenten zur Stabilisierung und Neuausrichtung des Geschäftsbetriebs, die außerhalb einer solchen Maßnahme nicht zur Verfügung stehen. So können z.B. ungünstige Verträge leichter gekündigt oder neu verhandelt werden. Die unternehmerische Verantwortung bleibt dabei in den Händen der Geschäftsführung (sog. Eigenverwaltung). Dies ist nur in Fällen zulässig, in denen Unternehmen frühzeitig selbst tätig werden und genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht. „Beides ist bei uns der Fall“, betonte Volker Wentz, CFO der Dorea GmbH, „Die DOREAFAMILIE ist weder zahlungsunfähig noch überschuldet.“ 

Rechtsanwaltskanzlei Wellensiek unterstützt bei Restrukturierung

Für die Dauer der Restrukturierung wird die DOREAFAMILIE von der renommierten Rechtsanwaltskanzlei Wellensiek um die sanierungserfahrenen Rechtsanwälte Prof. Dr. Markus Stadler, Matthias Nierhaus und Matthias Krämer während der geplanten Neuausrichtung begleitet. Außerdem setzt das zuständige Gericht einen sog. vorläufigen Sachwalter ein, der – ähnlich wie ein Aufsichtsrat – das Verfahren im Interesse der Gläubiger überwacht. „Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten hat die DOREA-Gruppe einen gesunden Kern. Hinzu kommen regelmäßig Bestnoten der Medizinischen Dienste der Krankenkassen für die Pflegequalität und ein guter Ruf unter Pflegekräften als Arbeitgeber“, betonte Sanierungsexperte Prof. Dr. Stadler von der Kanzlei Wellensiek. „Das sind gute Voraussetzungen dafür, dass die DOREAFAMILIE aus dem Schutzschirmverfahren als neu aufgestelltes und wirtschaftlich gesundes Unternehmen hervorgehen wird.“ 

Die Geschäftsführung wird nun in enger Abstimmung mit den Gläubigern und unter Aufsicht des Sachwalters einen Restrukturierungsplan ausarbeiten. Dieser soll noch im Sommer 2023 fertig gestellt werden. Denkbar sind sowohl eine Investorenlösung als auch ein Vergleich mit den Gläubigern. Welche Lösung erfolgversprechend ist, wird sich in den nächsten Wochen herauskristallisieren. 

DOREA-Geschäftsführer Dr. von Horstig betonte: „Im Vordergrund steht, unser Bewohner*innen und Kund*innen weiter gut und zuverlässig zu versorgen. Mit der Restrukturierung stellen wir sicher, dass wir das langfristig und auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament tun können. Außerdem ist es uns wichtig, dass wir unsere Beschäftigten in dieser Phase gut informieren und begleiten.“ 

Dorea Portfolio

Die DOREA betreibt rund 80 vollstationäre Pflegeheime mit etwa 6.700 vollstationären Plätzen. Dazu Pflegedienste, betreute Wohnanlagen, Tagespflegen und Wohngruppen

Die Dorea-Gruppe gehört zu den größten privaten Pflegedienstleistern in Deutschland. Der Schwerpunkt liegt auf der klassischen Altenpflege mit nahezu 80 stationären Einrichtungen. Hinzu kommen 17 Standorte mit Betreutem Wohnen sowie 9 ambulante Pflegedienste. Insgesamt beschäftigt die DOREAFAMILIE rund 5.500 Mitarbeitende und betreut rund 7.500 pflegebedürftige Menschen. Der Jahresumsatz lag 2022 bei rund 280 Mio. Euro. Die komplette Übersicht finden Sie in unserem Betreiberprofil


Liste der 200 größten Pflegeheimbetreiber

600€ einmalig | zzgl. USt.
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