Auch im Jahr 2024 stand die Pflegebranche vor einigen Herausforderungen. Fachkräftemangel, Verhandlungen mit den Pflegekassen und Krankenkassen sowie gestiegene Kosten beeinflussen den Markt nachhaltig. In diesem Jahr steht zum 1. Juli außerdem die verpflichtende Anbindung an die Telematikinfrastruktur an, die vorbereitet werden muss. Auch die ambulante Pflege sieht sich mit diesen Herausforderungen konfrontiert. Daher lohnt sich ein Blick auf die gesamte Entwicklung der ambulanten Pflege im Jahr 2024.

Inhaltsverzeichnis

Anzahl an Pflegediensten seit 2018 um mehr als 17 Prozent angestiegen

Zum Stichtag am 31.12.2024 wurden in Deutschland 17.769 Pflegedienste gezählt, die insgesamt 2,2 Mio. Patienten versorgen. Im Durchschnitt versorgt ein Pflegedienst demnach 125 Patienten. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl an Pflegediensten um 2,2 Prozent gestiegen. Seit dem Jahr 2018 ist sogar ein Anstieg von 17,7 Prozent zu erkennen.

Bezogen auf die Art der Träger ergibt sich für das Jahr 2024 folgendes Bild: Mit 59,6 Prozent werden mehr als die Hälfte der von Pflegediensten versorgten Patienten von Pflegediensten in privater Trägerschaft versorgt. Auf die Pflegedienste in gemeinnütziger Trägerschaft entfallen 39,3 Prozent und auf die kommunalen Pflegedienste 1,1 Prozent der Patienten.

Entwicklung der Pflegedienste

Mehr neue Pflegedienste als im Vorjahr

Im Jahr 2024 haben insgesamt 568 Pflegedienste bundesweit neu eröffnet, im Vorjahr waren es noch 487 Pflegedienste. Durch die Neueröffnungen sind etwa 37.164 neue ambulante Versorgungen hinzugekommen, das sind 36,3 Prozent mehr als im Vorjahr und liegt in etwa auf dem Niveau des Jahres 2022.

Die 2024 neu eröffneten Pflegedienste befinden sich zu 90,0 Prozent in privater und zu 8,8 Prozent in gemeinnütziger Trägerschaft. Die meisten neuen ambulanten Versorgungen sind in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg entstanden.

Einige Betreiber zeigten auch 2024 besonderes Wachstumsbestreben in der ambulanten Pflege und eröffneten einige neue Standorte. Unter anderem zählt die RENAFAN GmbH seit 2024 insgesamt fünf neue Pflegedienste zu ihrem Portfolio. Die advita Pflegedienst GmbH und die Johanniter eröffneten jeweils vier neue Pflegedienste.

Schließungen von Pflegediensten rückläufig

Auch wenn sich gezeigt hat, dass wieder mehr neue Pflegedienste entstanden sind, führten die Herausforderungen des Marktes in einigen Fällen dazu, dass Pflegedienste ihren Betrieb einstellen mussten. Insgesamt gingen dem Pflegemarkt im vergangenen Jahr 272 Pflegedienste durch Schließungen verloren. Damit standen auch etwa 18.000 weniger ambulante Versorgungen zur Verfügung. Im direkten Vergleich mit dem Vorjahr sind 2024 deutlich weniger Pflegedienste von Schließungen betroffen gewesen. Im Jahr 2023 mussten 390 Pflegedienste schließen, die 27.015 Patienten ambulant versorgten.

Es zeigt sich, dass vor allem Pflegedienste in privater Trägerschaft 2024 stark von Schließungen betroffen waren. Etwa 79,0 Prozent der im Jahr 2024 geschlossenen Pflegedienste befanden sich in privater und hingegen nur 21,0 Prozent in gemeinnütziger Trägerschaft.

Ein Blick auf die Pflegedienstbetreiber, die einen oder mehrere Pflegedienststandorte geschlossen haben, zeigt, dass der Betreiber carpe diem Gesellschaft für den Betrieb von Sozialeinrichtungen mbH am meisten Pflegedienststandorte geschlossen hat. Es wurden Pflegedienste von carpe diem in Mülheim an der Ruhr, Jüchen, Rheda-Wiedenbrück, Oelde, Eschweiler und Bad Eilsen geschlossen.

Mehr geschlossene als neu eröffnete Pflegedienste in Thüringen

Die Bundesländer, die am meisten ambulante Versorgungen durch Schließungen verloren haben, sind Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern. In Nordrhein-Westfalen sind mehr als 5.000 ambulante Versorgungen verloren gegangen, jedoch auch mehr als 10.000 neue ambulante Versorgungen entstanden.

Stellt man die neu eröffneten und geschlossenen Pflegedienste auf Bundeslandebene gegenüber, so werden Unterschiede deutlich. Nur in Thüringen wurden mehr Pflegedienste geschlossen als eröffnet. Alle anderen Bundesländer weisen mehr neue Pflegedienste als geschlossene Pflegedienste auf. In Nordrhein-Westfalen ist damit eine positive Bilanz von 81 neuen Pflegediensten abzüglich der geschlossenen Standorte entstanden. Auch in Hessen und Baden-Württemberg sind im Jahr 2024 unterm Strich 59 bzw. 56 neue Pflegedienste hervorgegangen.

Stellt man die durch Schließungen verloren gegangenen und die durch Neueröffnungen entstandenen ambulanten Versorgungen gegenüber, so wird deutlich, dass in Niedersachsen, Thüringen und Bremen am Ende des Jahres 2024 mehr ambulante Versorgungen verloren gegangen als durch Eröffnungen dazugekommen sind.

Neue und geschlossene Pflegedienste 2024

Insolvenzen in der ambulanten Pflege nehmen ab

Die Gründe für die Schließungen können unterschiedlich sein: Fehlende Nachfolge, Fachkräftemangel oder auch steigende Kosten. In manchen Fällen können vor allem steigende Kosten dazu führen, dass Betreiber von Pflegediensten in eine finanzielle Schieflage geraten und Insolvenz anmelden müssen.

Auch im Jahr 2024 waren einige Betreiber von Insolvenzen betroffen. Die Anzahl der von der Insolvenz betroffenen Pflegedienste liegt ebenso wie im Vorjahr bei 180 Pflegediensten. Diese Pflegedienste versorgen etwa 12.568 Patienten ambulant. Das Jahr 2023 war vor allem geprägt durch die Insolvenzen von großen Betreibern. Das ist vor allem auch daran ersichtlich, dass im vergangenen Jahr 21.424 ambulante Versorgungen durch die Insolvenz betroffen waren. Das Jahr 2024 hingegen war geprägt durch Insolvenzen kleinerer Betreiber mit durchschnittlich weniger versorgten Patienten.

Insolvente Pflegedienste

Von den 2024 in finanzielle Schieflage geratenen Pflegedienste konnten bereits einige Pflegedienste übernommen werden. Insgesamt konnten 17,1 Prozent der ambulanten Versorgungen aus der Insolvenz bereits von anderen Betreibern übernommen werden. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der übernommenen Versorgungen deutlich gestiegen. Im vergangenen Jahr wurden lediglich 5,8 Prozent der von Insolvenz betroffenen ambulanten Versorgungen übernommen werden.

Einige Pflegedienste konnten jedoch nicht durch eine Übernahme eines anderen Betreibers aus der Insolvenz gerettet werden und haben den Betrieb eingestellt. Dies betrifft etwa 15,0 Prozent der insolventen ambulanten Versorgungen, die 2024 von der Insolvenz betroffen waren. Im Vorjahr sind mit 11,7 Prozent deutlich weniger ambulante Versorgungen im Rahmen einer Insolvenz geschlossen worden.

Dealgeschehen in der ambulanten Pflege höher als in anderen Sektoren

Im direkten Vergleich mit den anderen Sektoren wird deutlich, dass es vor allem in der ambulanten Pflege besonders kauffreudige Akteure im Markt gibt. Im Jahr 2024 konnten insgesamt 10.931 ambulante Versorgungskapazitäten von neuen Betreibern übernommen werden. Zudem ist im ambulanten Bereich ein Anstieg an aus der Insolvenz übernommenen Kapazitäten zu erkennen. Während im Jahr 2023 etwa 10,0 Prozent der übernommenen Kapazitäten von insolventen Betreibern übernommen wurden, waren es im Jahr 2024 insgesamt 30,0 Prozent der übernommen ambulanten Kapazitäten.

Der Top Käufer von insolventen ambulanten Versorgungen war 2024 die kenbi GmbH, die die Liebeskind Care plus GmbH und die Liebeskind Care Iserlohn GmbH aus der Insolvenz übernommen hat. Mit dieser Übernahme übernimmt kenbi insgesamt 100 Mitarbeitende sowie die Betreuung von mehr als 700 Patienten.

Ausblick

Auch wenn die ambulante Pflege im Jahr 2024 mit einigen Herausforderungen konfrontiert war, zeigt sich der ambulante Sektor weiterhin wachstumsstark. Die Insolvenzen und Schließungen von Pflegediensten waren 2024 rückläufig und die Anzahl an neu eröffneten Standorten stieg weiter an. Die Dynamik in der ambulanten Pflege spiegelt sich außerdem im Dealgeschehen wider. Es bleibt weiterhin spannend, wie sich die ambulante Pflege trotz der anhaltenden Herausforderungen für den Pflegemarkt entwickelt.

(Erste Veröffentlichung: CARE Invest 04-2024)