Letztes Update: 30.05.2024

Betreutes Wohnen hat sich zu einer der stärksten Säulen im Pflegemarkt entwickelt und wird sowohl von ambulanten als auch klassischen stationären Betreibern zunehmend etabliert. Mit rund 513 Projekten im Bau und mehr als 671 in Planung ist die Entwicklung der Standortanzahl aktuell sogar stärker als im klassischen stationären Segment. Unsere Analyse zeigt den aktuellen Status am Markt und prognostiziert die weitere Entwicklung.

Inhaltsverzeichnis:


Betreutes Wohnen, als eine der Wohnformen im Alter für Senioren neben der klassischen Pflegeheimunterbringung oder ambulanter Betreuung zuhause, gewinnt vor allem zu Gunsten der Erhaltung der Selbstständigkeit der Bewohner in einem altersgerechten, privaten Umfeld zunehmend an Attraktivität. Dieses Konzept ermöglicht zudem, weitere Dienstleistungen und Betreuungsangebote in Anspruch zu nehmen, die die individuelle Sicherheit und damit Lebensqualität von Senioren maßgeblich erhöhen. Als ein Teilbereich aus der offenen Altenhilfe kann Betreutes Wohnen für Senioren innerhalb der eigenen Wohnung oder als eine Wohnform organisiert sein, die an eine ambulante oder stationäre Einrichtung organisatorisch oder baulich angeschlossen ist. Als Betreutes Wohnen wird eine Wohnform bezeichnet, die es Menschen mit besonderen Bedürfnissen ermöglicht, eigenständig zu leben und je nach individuellem Bedarf Betreuungs-, Pflege, und weitere Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.

Die nicht immer eindeutig zu treffende Abgrenzung zum Service Wohnen besteht darin, dass die Bewohner nicht unbedingt pflege- und hilfsbedürftig sind und die Angebote frei buchen können. Es kommt teilweise zu Irritationen, da Anbieter ihre Angebote je nach Ausrichtung sowohl als Betreutes Wohnen als auch als Service Wohnen bezeichnen. Die Lage wird zudem durch die Tatsache verschärft, dass in der amtlichen Pflegestatistik keine Zahlen zum Angebot des betreuten Wohnens erfasst werden. Aufgrund nicht einheitlicher Definitionen fällt die Datenerhebung hier umso schwerer. Im Zuge der Ambulantisierung und der zunehmend verschmelzenden Abgrenzungsmöglichkeiten der einzelnen Segmente des Pflegemarktes nimmt die Bedeutung des betreuten Wohnens ungeachtet dessen weiter zu.

Mehr als 7.700 betreute Wohnanlagen

Prozentuales Standortwachstum Pflege

 

Laut Daten der Pflegedatenbank existieren in Deutschland 7.795 betreute Wohnanlagen, die mehr als 324.000 Wohnungen für Pflegebedürftige zur Verfügung stellen. Der Großteil der Angebote für betreutes Wohnen (knapp 63 Prozent) werden dabei von gemeinnützigen Einrichtungen betrieben. Ein erheblicher Anteil der Einrichtungen des Betreuten Wohnens entspricht einem ambulantisierten Modell. Dies bedeutet, dass die Einrichtung nicht einer stationären Pflegeeinrichtung angegliedert ist, sondern die künftigen Bewohner ambulant versorgt werden.

Verteilung der Standorte nach Bundesländern

Jede dritte Baustelle mit betreutem Wohnen

Bei Betrachtung aller Baustellen im Pflegesektor sticht betreutes Wohnen zudem gesondert hervor – insgesamt entsteht auf mehr als jeder dritten Baustelle im Pflegesektor in der Bundesrepublik ein ambulantisiertes betreutes Wohnen, mehr als die Hälfte davon im Verbund mit einer Tagespflege. Rund 15 Prozent aller Baustellen im Pflegesektor sind zudem eine Kombination aus Pflegeheim und betreutem Wohnen, so dass auf mehr als jeder zweiten Baustelle für Pflegeimmobilien eine betreute Wohnanlage entsteht und somit den steigenden Bedarf zu decken versucht.

Zeitgleich zeigt sich bei der Betrachtung der im Bau befindlichen Standorte für betreutes Wohnen, dass insbesondere private Betreiber (62 Prozent) einen großen Anteil der Neubauten in diesem Segment ausmachen.

Fazit

Die exakte Bedarfsermittlung für betreute Wohnanlagen schwankt derzeit jedoch noch stark – während optimistische Rechnungen von einem Bedarf in Höhe von 1,8 bis 3,1 Prozent der Bevölkerung ab 65 Jahre ausgehen, ist im Zusammenhang der segmentübergreifenden offiziellen Pflegebedarfsstatistik ein realistischer Bedarf in Höhe von 1,5 bis 2,0 Prozent der Bevölkerung ab 65 Jahre anzunehmen. Fakt ist, dass selbst bei dieser Quote die aktuelle Deckung des Bedarfs bei unter 70 Prozent liegt und somit weiterhin Wachstumspotenzial bildet. Ein Wachstumsmarkt, den auch die stationären Betreiber für sich entdeckt haben und mit passenden Angeboten zu Versorgen suchen.