Bereits im ersten Quartal 2022 haben wir einen Blick auf den dynamischen Pflegemarkt werfen können – jeden Monat eröffnen über alle Segmente hinweg bis zu 70 neue  Standorte ihre Pforten, um dem wachsenden Bedarf hinterher zu kommen. Zeitgleich sind noch weitere Projekte in der Bau- oder Planungsphase – während weiterhin Schließungen den bestehenden Bestand verringern. Während im ersten Quartal gerade im vollstationären Pflegebereich noch ein leichtes Wachstum zu verzeichnen war, stagniert dieser im zweiten Quartal.

Inhaltsverzeichnis:

  • 2.788 neue vollstationäre Plätze im ersten Quartal 2022
  • Wachstum in der Tagespflege ungebrochen
  • 96 Pflegedienste mussten schließen, 148 eröffneten neu

  • In der Quartalsauswertung des zweiten Quartals 2022 zeigt sich, dass insgesamt 36 Pflegeheime neu eröffnet wurden – dies übersteigt somit merklich die Zahlen für das erste Quartal, in welchem 23 Pflegeheime neu eröffnet wurden. Im Bereich der Tagespflege konnten 85 Standorte erhoben werden (Vorheriges Quartal: 79), im Bereich der Pflegedienste wurden 148 neue Standorte erhoben (Erstes Quartal 2022: 142). Zusätzlich wurden während des zweiten Quartals 2022 mit dem Bau von 34 Pflegeheimstandorten und 21 Standorten für betreute Wohnen begonnen – die Karte zeigt die neu eröffneten Standorte im zweiten Quartal, sowie die neu im Bau befindlichen Standorte im zweiten Quartal über alle Segmente der Pflege hinweg (inklusive auch teilstationären Konzepten des betreuten Wohnens und der Wohngruppen)

    2.788 neue vollstationäre Plätze im zweiten Quartal 2022

    Insgesamt wurden in den 36 neu eröffneten Häusern 2.788 neue vollstationäre Pflegeplätze geschaffen. Mit 679 neuen vollstationären Plätzen entstanden die meisten neuen Betten dabei in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Niedersachsen, wo 499 Plätze eröffnet wurden. Aufgrund der Struktur des Marktes gehören Pflegeheime zu den am langsamsten wachsenden Segmenten des Marktes. Hierbei muss jedoch sowohl die lange Bauzeit, die juristischen Vorgaben, als auch die Schließungen aufgrund der Einzelzimmerquote in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg berücksichtigt werden. Von 2018 bis Ende 2021 nahm die Zahl der vollstationären Pflegeheime um 2 Prozent zu, während Pflegedienste und betreute Wohnanlagen (jeweils 13 Prozent) und insbesondere auch das Segment der Tagespflege (35 Prozent) ein deutlich stärkeres Wachstum an den Tag legten., wenngleich auch im Bereich der vollstationären Pflege weiterhin viele neue Einrichtungen im Bau sind und jeden Monat neue Baustellen erschlossen werden.

    Neugründungen und Schliessungen Pflegeheime zweites Quartal

    Betrachtet man neben den neueröffneten Pflegeplätzen zugleich auch noch die geschlossenen Pflegeplätze im zweiten Quartal, fällt besonders Baden-Württemberg mit mehr als 460 geschlossenen Pflegeplätzen auf – erst mit weitem Abstand folgen Bayern (275 Plätze in geschlossenen Heimen) und Berlin (253 Plätze in geschlossenen Heimen), sowie Niedersachsen (227 Plätze in Geschlossenen Heimen). Die prozentual stärkste Zunahme im Bereich der zur Verfügung stehenden vollstationären Plätze bieten direkt drei neue Bundesländer: Mecklenburg-Vorpommern (188 neue Plätze // 43 geschlossene – Wachstum zum März 2022: 0,7 Prozent), Thüringen (216 neue Plätze // 57 geschlossene – Wachstum zum März 2022: 0,6 Prozent) und Sachsen-Anhalt (212 neue Plätze // 64 geschlossene – Wachstum zum März 2022: 0,7 Prozent). Das größte Netto fährt jedoch Nordrhein-Westfalen ein – bei 148 geschlossenen Plätzen wurden zugleich 679 neue Plätze in Pflegeheimneueröffnungen aufgetan.

    Wachstum in der Tagespflege ungebrochen

    Neben der vollstationären Pflege werden auch insbesondere Angebote in der Tagespflege neu errichtet – rund 230 Baustellen mit zukünftigen Angeboten in der Tagespflege zeigten sich im zweiten Quartal 2022 – und das obwohl jeden Monat im Schnitt 28 Tagespflegen eröffnet wurden – dies unterstreicht das starke Wachstum der Tagespflege noch einmal zusätzlich. In Deutschland werden gegenwärtig rund 6.290 Tagespflegen mit etwa 100.000 Plätzen betrieben. Mit der Einführung des Pflegestärkungsgesetzes I (PSG I), das 100 Prozent Sachleistung für die Tagespflege ermöglichte, wurde das Wachstum weiter angetrieben, sodass die Zahl der Tagespflegeplätze in den vergangenen sieben Jahren nochmals um gut 90 Prozent auf fast 100.000 Plätze stieg. Auch im Bereich der Standorte sind Tagespflegen das am stärksten wachsende Segment der Pflege– durchschnittlich eröffneten jeden Monat im Jahr 2021 etwa 24 Tagespflegen neu. Zeitgleich hielten sich die geschlossenen Tagespflegen im Jahr 2021 in Grenzen – von Januar bis Ende März mussten nur etwa 10 Tagespflegen mit 86 Plätzen schließen – im gleichen Zeitraum eröffneten 79 Tagespflegen mit mehr als 1.400 Plätzen.  Und auch im zweiten Quartal 2022 zeigt sich der Tagespflege-Boom ungebrochen. Insgesamt schlossen 14 Tagespflegen mit 131 Plätzen, während zeitgleich 85 Tagespflegen mit rund 1.600 Plätzen neu eröffneten.

    Übersicht Pflegestandorte Änderung im zweiten Quartal

    96 Pflegedienste mussten schließen, 148 eröffneten neu

    Deutlich mehr Löschungen mussten im Bereich der Pflegedienste verzeichnet werden – insgesamt 96 Pflegedienste wurden geschlossen – diese versorgten insgesamt mehr als 5.400 Patienten. Wie viele Patienten durch die 148 neuen Pflegedienste versorgt werden kann erst nach einer Erstbewertung des MDK erhoben werden.

    Trotz merklichen Bestrebungen zur Ambulantisierung der Pflege ist und bleibt die vollstationäre Pflege eine der tragenden Säulen des Marktes. Die Entwicklung in der stationären Pflege zeigt seit Jahren eine Stagnation, die zu einer Abnahme der Versorgungssituation führt. Diese Entwicklung ist äußerst problematisch, da die Versorgung durch Pflegeheime auch im ambulantisierten Umfeld weiterhin von großer Bedeutung sein wird; insbesondere da durch das Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz (IPReG) vor allem Dingen die Intensiv- und Schwerstpflege auf den stationären Sektor fokussiert wird. Zwar zeigt die Anzahl der im Bau befindlichen Pflegeheime einen stetig leichten Anstieg, doch noch immer schließen zeitgleich aktive Pflegeheime und senken damit die vorhandene Platzzahl.

    Das dennoch weiterhin Bewegung in den Markt kommt zeigt die Jahresauswertung der Gründungsradare für das Jahr 2021, im vergangenen Jahr wurden 128 neue Pflegeinrichtungen eröffnet, zeitgleich wurden im selben Zeitraum 65 Einrichtungen geschlossen. Die Neueröffnungen übersteigen dabei die Eröffnungen des Vorjahres um mehr als das doppelte,2020 gingen 61 neue Einrichtungen ans Netz. Zeitgleich zeigt sich in diesem Jahr eine gleichbleibend hohe Frequenz an Neueröffnungen in allen Segmenten der Pflege, wenngleich auch die ebenfalls zunehmenden Schließungen weiter zunehmen – insgesamt stagniert insbesondere die vollstationäre Pflege in diesem Quartal unter Berücksichtigung der Neueröffnungen und Schließungen.