Die Pflegelandschaft in Deutschland entwickelt sich stetig weiter, um dem wachsenden Bedarf an qualitativ hochwertiger Pflege und Betreuung gerecht zu werden. Eine relativ neue Entwicklung in diesem Bereich sind die Pflegehotels, die für pflegebedürftige Menschen eine innovative Alternative zu herkömmlichen Pflegeeinrichtungen darstellen und ihnen auch bei akutem Pflegebedarf Urlaub und Reisen ermöglichen sollen. In diesem Artikel soll ein Blick auf die Anzahl und die Statistik der Pflegehotels in Deutschland geworfen werden, um ein besseres Verständnis für diese aufstrebende Branche zu erhalten.

Inhaltsverzeichnis:

  • Definition: Was ist ein Pflegehotel / Seniorenhotel?
  • Marktübersicht Pflegehotels in Deutschland
  • Potenziale und Nachfrage nach Pflegehotels in Deutschland
  • Finanzierung von Pflegehotels
  • Potentialanalyse Pflegehotel
  • Um die Anzahl der Pflegehotels in Deutschland zu ermitteln, wurden umfangreiche Recherchen und Analysen durchgeführt. Die meisten Pflegehotels sind in Ballungszentren und Großstädten zu finden, aber auch im ländlichen Raum gibt es immer mehr Einrichtungen dieser Art.

    Definition: Was ist ein Pflegehotel / Seniorenhotel?

    Ein Pflegehotel, auch Seniorenhotel genannt, ist eine besondere Unterkunftsform, die eine Kombination aus Hotel und Pflegeeinrichtung darstellt. Es bietet Pflegebedürftigen und ihren Pflegepersonen die Möglichkeit, gemeinsam einen erholsamen Urlaub zu verbringen.

    Pflegehotels sind darauf ausgerichtet, sowohl den Pflegebedürftigen als auch den Pflegenden Entspannung und Abwechslung zu bieten. Sie verfügen häufig über Wellness- und Spa-Bereiche sowie Fitnessprogramme. Die Gastronomie ist auf spezielle Kostformen und Diäten eingestellt, oft werden auch Unterhaltungsprogramme für die Gäste, von denen ein Teil pflegebedürftig ist, angeboten.

    Die Betreuung der Pflegebedürftigen kann je nach individuellem Wunsch ganz oder teilweise von Fachpersonal übernommen werden. Die Gäste können in der Regel selbst entscheiden, ob sie ihre Zeit vor Ort gemeinsam oder getrennt verbringen möchten.

    Je nach individueller Regelung des jeweiligen Pflegehotels können Leistungen der Kurzzeit- oder Verhinderungspflege ab Pflegegrad 2 zur Finanzierung des Aufenthaltes genutzt werden. Es empfiehlt sich, vor der Buchung mit der Pflegekasse zu sprechen, da die Erstattungsfähigkeit von den gesetzlichen Bestimmungen und den Unterschieden der einzelnen Hotels abhängt.

    Es ist zu beachten, dass der Begriff “Pflegehotel” nicht geschützt ist und es daher keine festgelegten Standards für solche Einrichtungen gibt. Die Ausstattung und die angebotenen Leistungen können von Hotel zu Hotel sehr unterschiedlich sein. Es ist daher ratsam, dass Pflegebedürftige oder ihre Betreuer:innen bzw. Angehörigen immer direkt mit einem Ansprechpartner vor Ort Kontakt aufnehmen, um die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen abzustimmen.

    Der Unterschied zwischen einem Pflegehotel und Betreutem Wohnen liegt in den Angeboten und der Intensität der Betreuung.

    Betreutes Wohnen ist eine Wohnform für ältere Menschen, bei der sie in ihrer eigenen Wohnung leben, aber bei Bedarf Unterstützung und Pflege in Anspruch nehmen können. Es bietet ein gewisses Maß an Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, jedoch mit der Sicherheit, dass im Bedarfsfall Betreuungsleistungen zur Verfügung stehen. Die Betreuung kann Dienstleistungen wie Mahlzeiten, Reinigung, Wäscheservice oder auch soziale Aktivitäten und Freizeitangebote umfassen. Oft haben die Bewohner die Möglichkeit, individuelle Pflege- und Betreuungsleistungen hinzu zu buchen, um ihre Bedürfnisse abzudecken.

    Ein Pflegehotel hingegen verbindet das Konzept eines Hotels mit dem einer Pflegeeinrichtung. Es richtet sich sowohl an Pflegebedürftige als auch an Pflegende und bietet eine umfassendere Betreuung und Versorgung. Neben der Unterbringung und dem Service eines Hotels werden Pflegeleistungen in unterschiedlichem Umfang und Intensität angeboten. Es können spezialisierte Pflegekräfte vor Ort sein, die rund um die Uhr Pflege und Betreuung anbieten. Pflegehotels legen häufig einen Schwerpunkt auf die Gesundheitsförderung und bieten Wellness- und Rehabilitationsangebote.

    Der Hauptunterschied liegt also in der Intensität der Betreuung und der Art der Einrichtung. Während beim Betreuten Wohnen die Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Bewohner im Vordergrund steht, bietet das Pflegehotel eine umfassendere Betreuung und Pflege und ist eher auf Kurzzeit- oder Erholungsaufenthalte ausgerichtet.

    Marktübersicht Pflegehotels in Deutschland

    Die genaue Anzahl der Pflegehotels ist aufgrund der unklaren Definition und der Tatsache, dass der Begriff selbst nicht geschützt ist, nur schwer zu ermitteln. Das Datenteam von pflegemarkt.com hat bundesweit insgesamt rund 50 Anbieter von Pflegehotels identifiziert. Etwa die Hälfte (47 Prozent) der Pflegehotels ist als GmbH organisiert, weitere 19 Prozent als gGmbH. Eingetragene Vereine machen 17 Prozent der Pflegehotels aus.

    Die restlichen Pflegehotels verteilen sich auf die Gesellschaftsformen GmbH & Co. KG, OHG, e. K. und gAG.

    Von den insgesamt 53 Pflegehotels in Deutschland befinden sich die meisten in Nordrhein-Westfalen (sieben Pflegehotels) und Bayern (ebenfalls sieben Pflegehotels). Es folgen Niedersachsen und Hessen mit jeweils sechs Pflegehotels. In Baden-Württemberg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern finden sich gleich fünf Standorte und die Bundeshauptstadt Berlin kann immerhin mit vier Pflegehotels aufwarten. Brandenburg, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz fallen mit je zwei Pflegehotels deutlich ab, ebenso Thüringen und Bremen mit je einem Hotel. In Hamburg, im Saarland und in Sachsen-Anhalt konnte die Redaktion keine Pflegehotels identifizieren.

    Potenziale und Nachfrage nach Pflegehotels in Deutschland

    Die Nachfrage nach Pflegehotels in Deutschland ist hoch, denn immer mehr Menschen möchten auch im Alter oder bei einer Erkrankung verreisen und sich erholen. Die demografische Entwicklung zeigt, dass der Anteil der älteren und pflegebedürftigen Menschen in der Bevölkerung weiter steigen wird. 4,17 Millionen Pflegebedürftige beziehungsweise 84 % wurden 2021 zu Hause versorgt. Davon wurden 3,12 Millionen Pflege­bedürftige überwiegend durch Angehörige gepflegt. Weitere 1,05 Millionen Pflege­bedürftige lebten ebenfalls in Privat­haushalten, sie wurden jedoch zusammen mit oder vollständig durch ambulante Pflege­dienste versorgt. Diese Menschen sind potenzielle Gäste für Pflegehotels, die ihnen einen Urlaub mit Pflege ermöglichen. Der Markt für Pflegehotels bietet daher große Potenziale und Chancen für die Hotellerie. Allerdings gibt es noch einige Herausforderungen zu bewältigen, wie zum Beispiel die Qualitätsstandards, die Finanzierung oder die Spezialisierung auf bestimmte Krankheitsbilder. Um sich erfolgreich als Pflegehotel zu etablieren, müssen die Anbieter die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Zielgruppe genau kennen und ein passendes Angebot schaffen.

    Finanzierung von Pflegehotels

    Ein Pflegehotel kann vom Pflegebedürftigen auf unterschiedliche Weise finanziert werden, wobei insbesondere zwei Finanzierungsmöglichkeiten relevant sind: Die Verhinderungspflege und die Kurzzeitpflege.

    Verhinderungspflege: Die Verhinderungspflege bietet die Möglichkeit, dass eine andere Person, zum Beispiel ein Angehöriger oder ein ambulanter Pflegedienst, die Pflege übernimmt, wenn die Pflegeperson erkrankt, in Urlaub fährt oder aus einem vergleichbaren wichtigen Grund vorübergehend ausfällt. Für die Verhinderungspflege stehen bis zu 1.612 Euro pro Jahr für maximal sechs Wochen zur Verfügung. Dieser Betrag kann um bis zu 806 Euro aus noch nicht in Anspruch genommenen Mitteln der Kurzzeitpflege erhöht werden, so dass insgesamt bis zu 2.418 Euro zur Verfügung stehen. Voraussetzung ist, dass mindestens Pflegegrad 2 vorliegt und die Pflegeperson den Pflegebedürftigen seit mindestens sechs Monaten pflegt. Die Verhinderungspflege kann auch in einer Pflegeeinrichtung, einem Wohnheim oder einer Rehabilitationseinrichtung in Anspruch genommen werden.

    Kurzzeitpflege: Pflegebedürftige ab Pflegegrad 2 haben Anspruch auf Kostenübernahme für die Pflege in einer stationären Einrichtung für bis zu acht Wochen im Jahr. Die Pflegeversicherung erstattet jährlich bis zu 1.774 Euro für Pflege, Betreuung und medizinische Behandlungspflege. Dieser Betrag kann sogar um bis zu 1.612 Euro aus noch nicht in Anspruch genommenen Kostenerstattungen für Verhinderungspflege erhöht werden, so dass insgesamt bis zu 3.386 Euro zur Verfügung stehen.

    Diese beiden Finanzierungsmöglichkeiten, Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege, können dazu beitragen, einen Teil der Kosten für einen Aufenthalt in einem Pflegehotel zu decken. Zu beachten ist jedoch, dass die genaue Kostenerstattung und die finanziellen Rahmenbedingungen von der individuellen Pflegesituation, der Pflegestufe und den Regelungen der Pflegeversicherung abhängen. Es empfiehlt sich daher, vor der Buchung eines Pflegehotels das Gespräch mit der Pflegeversicherung zu suchen, um die finanziellen Aspekte zu klären.

    Potentialanalyse Pflegehotel

    Bei der Zielgruppenanalyse für Pflegehotels in Deutschland sind einige wichtige Aspekte zu beachten:

  1. Erreichbarkeit: Pflegehotels sollten idealerweise von größeren Zentren aus innerhalb von maximal 3 Stunden erreichbar sein, um die Anreise für Pflegebedürftige und ihre Pflegepersonen so komfortabel wie möglich zu gestalten.
  2. Barrierefreiheit und Zimmergröße: Die Zimmer in Pflegehotels sollten groß genug sein, um den Bedürfnissen pflegebedürftiger Menschen gerecht zu werden. Dabei spielt die Barrierefreiheit eine entscheidende Rolle, um uneingeschränkte Mobilität und Erreichbarkeit zu gewährleisten.
  3. Spezialisierung und höhere Personalkosten: Pflegehotels erfordern in der Regel spezialisiertes Personal mit Kenntnissen im Pflegebereich. Dies führt zu höheren Personalkosten, die bei der Kalkulation und Preisgestaltung berücksichtigt werden müssen.
  4. Preisstruktur und Auslastung: Die Preisstruktur von Pflegehotels orientiert sich in der Regel an herkömmlichen Hotels und liegt zwischen 60 € und 100 € pro Zimmer (Einzelzimmer – Doppelzimmer). Um wirtschaftlich rentabel zu sein, sollten Pflegehotels eine Auslastung von über 60% erreichen.
  5. Partnerschaften mit Pflegeeinrichtungen: Um den Bedürfnissen der Gäste gerecht zu werden und eine kontinuierliche Versorgung zu gewährleisten, ist es wichtig, Partnerschaften mit Pflegeeinrichtungen einzugehen. Dies ermöglicht einen reibungslosen Austausch von Informationen und Angeboten.
  6. Bewerbungsformen und Zielgruppenansprache: Die Bewerbung von Pflegehotels sollte sich an den spezifischen Bedürfnissen und Interessen der Zielgruppe orientieren. Es sollten spezielle Bewerbungsformen für Senioren-, Kur- oder Pflegeurlaub entwickelt werden, um diese potenziellen Gäste gezielt anzusprechen.

Die Berücksichtigung dieser Faktoren bei der Zielgruppenanalyse unterstützt die Pflegehotels dabei, den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen und ihrer Pflegenden gerecht zu werden und erfolgreich am Markt zu agieren.