Inhaltsverzeichnis:

  • Erstes Quartal 2019
  • Neubauten im ersten Quartal vor allem ambulantisierte Wohnkonzepte
  • Flächenländer und neue Bundesländer führend im ersten Quartal
  • Fazit
  • Erstes Quartal 2019

    Der Trend zu ambulanten Angeboten setzt sich auch in 2019 fort.  Analysiert wurden die bis Mitte März 2019 bekannt gewordenen Bauprojekte, die in der Pflegedatenbank gelistet sind.

    Neubauten im ersten Quartal vor allem ambulantisierte Wohnkonzepte

    Von Januar bis März 2019 wurden 94 neue Pflegestandorte erfasst, auf denen 156 Pflegeangebote entstehen. Auf 44 Prozent der neuen Pflegestandorte werden dabei kombinierte Versorgungen errichtet – zu beachten ist hier die starke Verbreitung einer Kombination aus Betreutem Wohnen und Tagespflege. 83 Prozent aller Kombinationen bestehen aus mindestens diesen beiden Angeboten. Wohngruppen runden das Angebot bei 47 Prozent aller kombinierten Versorgungen ab. Insgesamt zeichnet sich bei den Neubauten im ersten Quartal 2019 die große Mehrheit an ambulantisierten Konzepten ab.

    Während betreute Wohnanlagen (53 Angebote/ 33 Prozent), Wohngruppen (43 Angebote/ 27 Prozent) und Tagespflegen (41 Angebote/ 26 Prozent) jeweils fast ein Drittel aller Pflegeangebote im ersten Quartal stellen, werden Pflegeheime (19 Angebote /12 Prozent) dementgegen auf deutlich weniger Pflegestandorten errichtet.

    Neubauten erstes Quartal 2019

    Die seit ersten Quartal 2019 im Bau befindlichen neuen betreuten Wohnanlagen werden mit durchschnittlich 34 Wohnungen errichtet und damit ein Stück größer als die durchschnittliche Platzzahl aller in der Pflegedatenbank verzeichneten betreuten Wohnanlagen im Bau (30 Wohnungen). Die Pflegeheime haben im ersten Quartal 2019 durchschnittlich 79 Betten, während sie im Schnitt der gesamtem im Bau befindlichen Pflegeangebote 77 Betten aufweisen. Die im ersten Quartal 2019 neu eingetragenen Standorte für Tagespflegen sind mit 20 Plätzen zudem ein Stück größer als die durchschnittliche Tagespflege in den Gesamtbauten (19 Plätze).

    Der Anstieg aller im Bau befindlichen Pflegeangebote von Dezember 2019 (427 Standorte) auf 521 Standorte diesen März, zeigt, dass das Jahr 2019 neben Übernahmen auch bautechnisch stark startet. Dass dabei der Löwenanteil der neu entstehenden Plätze in betreutem Wohnen, Pflegeheim, Tagespflege und Wohngruppe dabei in Baden-Württemberg entsteht, wo Mitte des Jahres die neue Einzelzimmerquote in Kraft tritt ist nicht weiter verwunderlich. Spannender zeigt sich hingegen, dass vor allem in Berlin viele neue Wohnungen (222) in betreuten Wohnanlagen entstehen und somit einen starken Fokus der Hauptstadt auf ambulantisierte Pflege-Wohnkonzepte andeutet.

    Allgemein befinden sich in den neuen Bundesländern im Schnitt wesentlich weniger Baustellen (29) als in den alten Bundesländern (61).

    Bei einem Blick auf die baufreudigsten Betreiber des Jahres 2018 eröffnet sich dieses Bild weiter. Für die Auswertung wurden alle unterschiedlichen Sektoren an einem Standort bedacht. So können auf einem Standort bis zu vier Objekte (Tagespflege, Pflegeheim, Wohngruppe, Betreutes Wohnen) entstehen.

    Die fünf Betreiber mit den meisten Projekten in Bau und in Planung.

    Zu den Betreibern mit den aktuell meisten Bauprojekten zählt die Advita Pflegedienst GmbH, eine der führenden ambulanten Anbieter.

    Mit aktuell 25 Objekte im Bau und 7 Objekten in Planung führt die Gruppe, welche vor allem auf ambulant versorgte WG-Konzepte in Kombination mit betreutem Wohnen und teilstationären Angeboten setzt, die Liste an. Dicht auf dem Fuß folgt ihr die Convivo Holding, einer der Top Betreiber auf dem stationären Pflegemarkt, mit insgesamt 31 Objekten (davon 19 im Bau und 12 in Planung) – sie legt ihren Fokus ebenfalls vor allem auf Wohngruppen und betreuten Wohnanlagen am gleichen Standort, zuweilen mit einer Tagespflege oder einem Pflegeheim. Zusätzlich zeigte sich die Convivo Holding im Frühjahr bei Übernahmen aktiv und erweitert ihr Portfolio somit auf vielseitige Weise. Auch Deutschlands Marktführer, die Korian Gruppe, wächst in den kommenden Monaten und Jahren sowohl durch Übernahmen, als auch organisch. An 24 Standorten entstehen derzeit über 1.600 neue Pflegeplätze.

    Bei Betrachtung der gesamten aktuellen Bautätigkeit in der Deutschlandübersicht fällt zudem auf, dass der überwiegende Teil der Neubauten (56,5 Prozent) von privaten Anbietern errichtet wird. Nur 43,5 Prozent aller Baustellen werden von gemeinnützigen Verbänden und Betreibern errichtet. Zudem zeigt sich, dass im Bereich der Pflegeheime weiterhin klassische Pflegeheime mit mehr als 80 Betten häufiger (59 Prozent) gebaut werden, als Pflegeheime die ein Residenzkonzept verfolgen und kleiner als 80 Betten sind (41 Prozent).

    Flächenländer und neue Bundesländer führend im ersten Quartal

    Die mit Abstand meisten neuen Versorgungsmöglichkeiten (Betten, Wohnungen und Plätze) über alle Sektoren hinweg errichten im ersten Quartal 2019 die Flächenländer Baden-Württemberg (877), Nordrhein-Westfalen (752) und Bayern (462) – mit Sachsen (285), Brandenburg (282), Berlin (257) und Thüringen (194) folgen gleich vier der sechs neuen Bundesländer den Flächenländern im Ranking der meisten im Bau befindlichen Versorgungsmöglichkeiten. Die meisten gemeldeten neuen Versorgungen errichtet dabei der Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Unterfranken e.V. (135 Versorgungsmöglichkeiten), sowie mit der Orpea Haus Edelberg Holding GmbH (134 Versorgungsmöglichkeiten) auch ein Vertreter der Top 30 Pflegeheimbetreiber 2019. Die drei Pflegeanagebote der Haus Edelberg Holding werden alle am selben Standort errichtet und bilden das zukünftige Senioren-Zentrum Schloss Augustenburg in Karlsruhe. Insgesamt errichtet die Orpea Deutschland GmbH (Rang 4 der Top 30) aktuell 7 Pflegeheime, 6 betreute Wohnanlagen und 4 Tagespflege. Zudem sind 3 weitere Pflegeheime, 4 betreute Wohnen und 2 Tagespflegen in Planung.

    Im Bereich aller 521 aktuell im bau befindlichen Standorte lässt sich auch die zunehmende Verschmelzung der Sektoren des Pflegemarktes erkennen. Das klassische Pflegeheim (eine Kombination aus vollstationären Pflegeplätzen mit eventuell noch einer eingestreuten Tagespflege) nimmt, mit einem Anteil von lediglich einem Viertel, einen vergleichsweise niedrigen Stellenwert ein. Einen deutlich stärkeren Einfluss in der Analyse der entstehenden Konzepte nehmen ambulant versorgte Einrichtungen. An fast 40 Prozent der aktuell im Bau oder in Planung befindlichen Standorte entstehen alternative Wohnformen in Gestalt von ambulant betreuten Wohnanlagen oder Wohngemeinschaften; an weiteren 36 Prozent der Standorte entstehen stationäre Konzepte, bestehend aus klassischer stationärer Pflege sowie betreutem Wohnen. Weitere 23 Prozent der Standorte bestehen aus einer ambulant betreuten Tagespflege. Ambulant versorgte Konzepte nehmen somit einen überwiegenden Teil der Bauprojekte ein und sind über amtliche Zahlen kaum greifbar. Das Betreute-WohnenPlus-Modell, eine Kombination aus Pflegedienst, Tagespflege und betreutem Wohnen entsteht derzeit an 150 weiteren Standorten.

    Die Herausforderung bei der Erfassung solcher Konzepte basiert auf einer fehlenden gesetzlichen Grundlage und Definition alternativer Wohnformen. Während für klassische Einrichtungen klare Regelungen formuliert sind, gelten zumindest für die Tagespflege häufig die gleichen Regeln wie für stationäre Einrichtungen. Neben Vorgaben zur Anzahl von Badezimmern, der Verfügbarkeit von Ruheräumen und -bereichen, sowie der Größe von Gemeinschaftsflächen ist teilweise auch der verfügbare Platz pro Gast gesetzlich vorgeschrieben.

    Fazit

    Das erste Quartal 2019 zeigt sich im Bezug auf Neubauten sehr aktiv und offenbart bereits auf dem ersten Blick den Fokus auf ambulante Wohnkonzepte insbesondere betreutem Wohnen. Hervorstechend ist die häufige Kombination betreuter Wohnanlagen im Verbund mit Tagespflegen oder Wohngruppen deutet die Marschrichtung für 2019 und später an.