27.04.2023 – Internet in Pflegeheimen: Aktualisierte WLAN-Studie 2023

Fast ein Jahr ist seit der letzten Aktualisierung der WLAN-Studie von pflegemarkt.com vergangen. Zeit, sich erneut mit der Internetverfügbarkeit in den Bewohnerzimmern deutscher Alten- und Pflegeheime zu beschäftigen. Schließlich wollen laut dem D21-Digital-Index 2022/2023, der bereits für dieses Jahr veröffentlicht wurde, 26 Prozent der Generation X, 21 Prozent der Babyboomer-Generation und 21 Prozent der Nachkriegsgeneration nicht mehr auf die Digitalisierung verzichten. Neben den Wünschen der Bewohner:innen spielt die Internetanbindung auch für die geplante Telematik-Infrastruktur eine tragende Rolle. Auf dem kürzlich zu Ende gegangenen Altenpflegekongress in Nürnberg berichtete Heiko Gerber, Produktmanager bei der Gematik, dass bislang nur 200 Pflegeeinrichtungen an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen seien und nur ein Teil davon von den Vorteilen des Systems profitieren könne. Nach derzeitigem Planungsstand soll das System 2025 flächendeckend eingeführt sein. Gerster hält dies jedoch nicht für unrealistisch.

Inhaltsverzeichnis:

  • WLAN-Studie 2018
  • WLAN-Studie 2022
  • WLAN-Studie 2022: Internetverfügbarkeit bei den Top 30 Betreibern
  • WLAN-Studie 2023
  • Um einen Überblick über die Verfügbarkeit von WLAN in den Bewohnerzimmern und den damit verbundenen Zugang zu Breitband, Internet und Konnektivität zu erhalten, hat die Redaktion – wie bereits in den Vorjahren – die aktuellen MDK-Bewertungen der Pflegeheime auf Basis der neuen indikatorengestützten Qualitätsrichtlinien ausgewertet.

    Hier hat sich insbesondere bei den zur Verfügung stehenden Vergleichswerten einiges getan. Während im Sommer 2022 noch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die damit verbundene Aussetzung der MDK-Bewertungen zu spüren waren, hat sich die Zahl der geprüften Heime von 8.722 auf nunmehr 10.293 erhöht – damit werden inzwischen 88 Prozent aller Pflegeheime in Deutschland nach dem neuen MDK-System bewertet. Auch die nominale Zahl der Heime, die Angaben zur Internetverfügbarkeit in den Bewohnerzimmern gemacht haben, ist deutlich gestiegen. Lagen der Redaktion im Sommer 2022 noch die Ergebnisse von 2.683 Heimen vor, sind es nun mehr als 4.000 Heime, die Angaben zur WLAN-Verfügbarkeit gemacht haben – eine Steigerung um mehr als 50 Prozent. Aufgrund der deutlich höheren Gesamtzahl der geprüften Heime ist der Anteil der Heime, die Angaben getätigt haben, mit 39 Prozent nur geringfügig höher als vor einem Jahr (31 Prozent).

    63 Prozent aller Alten- und Pflegeheime bieten ihren Bewohnern WLAN

    Internet in Pflegeheimen - Auswertung April/Mai 2023

    Nach Auswertung aller MDK-Bewertungen bieten 63 Prozent der Heime, die hierzu Angaben tätigten, ihren Bewohnern Internet in den Zimmern an. Dies entspricht einer Steigerung von sieben Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr (56 Prozent). Bei der ersten Analyse im Jahr 2018 lag die Quote noch bei 37 Prozent.

    Wie hoch die Kosten für einen drahtlosen Internetzugang in jedem Zimmer eines Pflegeheims sind, hat die Evangelische Heimstiftung in einer Verivox-Umfrage im Dezember 2021 aufgeschlüsselt. Die komplette Ausstattung einer kleinen Einrichtung inklusive Verkabelung kostet demnach rund 90.000 Euro. Bauzeit: etwa sechs Wochen. In einem großen Haus mit rund 130 Plätzen dauert die Ausstattung rund drei Monate – und schlägt mit stolzen 270.000 Euro zu Buche.

    Gerade größere Betreiber stellt ein flächendeckendes Angebot von WLAN somit vor deutliche Herausforderungen, wie uns auch Tobias Dämlow, CDO von Alloheim im Interview verriet: Die größte Herausforderung war eine Lösung zu finden, die wir zentral nutzen und steuern können. Wir haben uns am Ende für ein skalierbares Produkt entschieden, auf das wir viele verschiedene Dienstleister aufsatteln können. Mit einigem Aufwand konnten wir dann auch eine eigene Alloheim-Anwendung auf dieser Basis entwickeln, die wir auch zentral einsetzen und monitoren können: Die zentrale Vergabe von Vouchern etc. ist hierbei wesentlicher Bestandteil“

    80 Prozent aller Pflegeheime in Nordrhein-Westfalen bieten Internet in Bewohnerzimmern

    Der Anteil der Heime, die ihren Bewohnern WLAN anbieten, unterscheidet sich zwischen den Bundesländern zum Teil deutlich. Während in Nordrhein-Westfalen 80 Prozent aller Pflegeheime, die Angaben zur Internetverfügbarkeit gemacht haben, ihren Bewohnern WLAN anbieten, sind es im Saarland und in Sachsen-Anhalt kaum mehr als 40 Prozent.

    Auch in Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Thüringen und Sachsen bietet nur etwa die Hälfte aller Heime Internet für die Senior:innen an. Spitzenreiter sind neben Nordrhein-Westfalen Hamburg (73 Prozent) und Hessen (70 Prozent).

    In Hessen schreibt die Durchführungsverordnung zum Pflege- und Betreuungsgesetz vor, dass in Pflegeheimen, für die ab 2019 ein Bauantrag gestellt wird, jeder Wohnplatz über einen Internetanschluss verfügen muss – sofern dies technisch möglich ist. Die Verfügbarkeit des Internets sei eine Frage der Wertschätzung der älteren Generationen, so Nicola Röhricht von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) in einer Stellungnahme 2022. “Digitale Teilhabe ist gesellschaftliche Teilhabe.”


    20.06.2022 – Internetverfügbarkeit bei den Top 30 Betreibern

    Nachdem die Redaktion bereits Anfang des Jahres die neuen indikatorengestützten Qualitätsprüfungen des MDK in Bezug auf die Verfügbarkeit von Internet in Bewohnerzimmern ausgewertet hat, wurde nun zum Ende des ersten Halbjahres ein erneuter Blick auf die Daten geworfen – mittlerweile wurden 8.722 der 11.700 Pflegeheime überprüft – somit wurden mittlerweile rund drei Viertel aller Heime nach dem neuen Benotungssystem bewertet. Im Januar 2022 waren es mit 6.533 Heimen nur etwas mehr als die Hälfte – somit ergibt sich nun auch ein genaueres Bild der Internetabdeckung.

    Internet in Pflegeheimen - Auswertung Juni 2022

    Wenngleich auch mehr Heime befragt wurden, blieb der prozentuale Anteil der Heime, in denen in den MDK-Berichten Angaben über das Vorhandensein eines Internetzugangs gemacht wurden, etwa gleich: waren es im Januar 2022 noch 36 Prozent aller geprüften Heime gewesen, sind es im Juni 2022 nun immerhin noch 35 Prozent aller geprüften Heime. Auch die prozentuale Verteilung der Ergebnisse sind gleich geblieben: Bei allen Heimen, die Angaben getätigt haben, boten 56 Prozent der Heime Internet an.

    Für die Auswertung wurden nur die Heime berücksichtigt, die in ihren MDK-Berichten Angaben zur Internetverfügbarkeit gemacht haben. Heime ohne Angabe oder nicht geprüfte Heime wurden nicht berücksichtigt.

    Aufgrund der nun jedoch gewachsenen Gesamtzahl der Angaben prüfte die Redaktion die größten Betreiber Deutschlands auf Internetverfügbarkeit laut den offiziellen MDK-Bewertungen. Hierbei zeigt sich, dass die Deutsche Wohnen (89 Prozent), die Alexianer (88 Prozent), die VidaCura (80 Prozent), die Dorea (79 Prozent) und die Alloheim (67 Prozent) jene fünf Betreiber unter den Top 30 sind, deren Internetabdeckung am höchsten ist – die allgemeine Verteilung der Antworten der 10 größten Pflegeheimbetreiber 2022 können Sie der folgenden Grafik entnehmen:


    25.01.2022 – WLAN-Studie 2022

    Ergänzend zur WLAN-Studie in Pflegeheimen aus dem Jahr 2018 besteht durch die Struktur und den Inhalt der neuen MDK Qualitätsberichte seit 2020 die Möglichkeit, Pflegeeinrichtungen hinsichtlich der Verfügbarkeit eines Internetzugangs in Bewohnerzimmern auszuwerten.

    Da die Veröffentlichungspflicht der Qualitätsberichte bis Ende 2021 ausgesetzt war, liegt der Redaktion aktuell noch kein vollständiger Datensatz vor. Verfügbar sind aktuell die Berichte von 6.533 der insgesamt rund 11.700 Pflegeeinrichtungen. Eine Information dazu, ob in Bewohnerzimmern ein Internetzugang vorhanden ist, gibt es bei 2.333 Einrichtungen.

    WLAN-Studie in Pflegeheimen - Update 2021

    Bei 1.304 Pflegeheimen ist ein Zugang vorhanden, während 1.019 Pflegeeinrichtungen derzeit noch keinen Bewohnerzugang zum Internet bereitstellen.

    Im Vergleich zur WLAN-Studie 2018 hat sich der Anteil der Pflegeheime mit Internetzugang für Bewohner von 37 Prozent auf 56 Prozent erhöht. Diese Entwicklung zeigt, dass die Einrichtungen der steigenden Nachfrage zunehmend gerecht werden.


    Original-Artikel von 2018

    Das Internet ist aus unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. 99,6 Prozent der 16-24jährigen sind online unterwegs. Die Möglichkeiten des Netzes und die zunehmende Digitalisierung unserer Gesellschaft zieht auch ältere Menschen immer mehr in ihren Bann. Doch wird diesem Umstand auch in Pflegeeinrichtungen Rechnung getragen?
    Laut dem statistischen Bundesamt waren im Jahr 2011 nur knapp ein Drittel der über 65jährigen Senioren online. 2013 waren es bereits rund 41 Prozent; 2015 sogar schon 48,6 Prozent – rechnet man diesen starken Anstieg auf das Jahr 2018, kann man heute wohl davon ausgehen, dass etwa 57 Prozent aller Senioren das Internet nutzen. Und dass, so das statistische Bundesamt, sogar sehr aktiv: 2015 waren von den Internetnutzerinnen und –nutzern im Seniorenalter 67 Prozent jeden, oder fast jeden Tag online, weitere 24 Prozent mindestens einmal pro Woche.

    Senioren nutzen vermehrt das Internet

    Zwar nutzten nur knapp ein Drittel der Seniorinnen und Senioren das Netz für soziale Netzwerke, dafür stehen jedoch E-Mails und die Informationssuche im World Wide Web hoch im Kurs. 85 Prozent der Internetsurferinnen und -surfer ab 65 Jahren recherchierten im Netz nach Informationen zu Waren und Dienstleistungen. 67 Prozent lasen Online-Nachrichten und -Zeitungen. Besonders auffällig zeigte sich eine Dienstleistung: 2015 orderten 38 Prozent der Onlineeinkäuferinnen und -einkäufer ab 65 Jahren Arzneimittel im Onlinehandel. Damit lag der Anteil so hoch wie in keiner anderen Altersgruppe.

    Mittlerweile dürften mehr als die Hälfte aller Senioren über 65 Jahren das Internet nutzen.

    Diese Zahlen zeigen, dass sich bereits heute ältere Semester für die weite Welt der Onlinenutzung interessieren – und es werden noch mehr werden, wenn man bedenkt, dass heutzutage sehr viele Arbeitsplätze digitalisiert sind. Warum sollten die Senioren, auch nach ihrem Berufsleben, darauf verzichten wollen?

    WLAN-Studie in Pflegeheimen

    Um herauszufinden, ob Pflegeeinrichtungen bereits heute der steigenden Nachfrage gerecht werden, hat pflegemarkt.com 575 Heimleiter und Pflegedienstleitungen von Pflegeheime in einer Telefonumfrage nach dem aktuellen Stand der WLAN Verfügbarkeit befragt. Die Zahlen dieser Studie sprechen eine eindeutige Sprache:
    Das Thema WLAN ist aktuell in der deutschen Pflegelandschaft noch eher unterrepräsentiert. Nur 37 Prozent der befragten Pflegeheime, kaum mehr als ein Drittel, bieten ihren Bewohnern die Möglichkeit einer WLAN Nutzung an. Über 80 Prozent der Einrichtungen, in denen eine WLAN Nutzung grundsätzlich verfügbar ist, berechnen diese Leistung extra. Der Anteil der Häuser, die ein kostenfreies Netz zur Verfügung stellen, ist mit 6 Prozent momentan noch sehr gering. Die übrigen Einrichtungen machten keine genauen Angaben zum Kostenfaktor WLAN.
    Die Befragung zeigt aber auch einen verhalten positiven Zukunftstrend. So planen 28 Prozent der Senioreneinrichtungen, in denen heute keine Internetnutzung verfügbar ist, diese in absehbarer Zukunft nachzurüsten. Etwa jedes zehnte Pflegeheim bietet immerhin die Möglichkeit, sich Internet über einen eigenen Anschluss zu installieren.

    Die WLAN Studie für Pflegeheime von pflegemarkt.com spricht eine eindeutige Sprache

    Dass das Thema in der Branche angekommen ist, bestätigt Tobias Dämlow, CDO bei Alloheim: „Die Alloheim Unternehmensgruppe führt momentan ein flächendeckendes Bewohner-WLAN ein“, so der Experte. Den Bewohnern in den Residenzen solle „schließlich ein Leben wie Zuhause ermöglicht werden. Sie sollen die Möglichkeit erhalten mit ihren Familien in Verbindung sein zu können; auch per Video-Chat und auf vielen anderen Wegen. So können sie bald Fotos der Enkel empfangen und bei Bilder-Serien in Erinnerungen schwelgen. Zudem arbeitet die Alloheim Unternehmensgruppe an diversen Bewohner-Mehrwerten, die nur mittels der Datenübertragung, auch innerhalb der Bewohnerzimmer, ermöglicht wird.“
    Das Statement zeigt den zweiten wichtigen Faktor, für den WLAN benötigt wird. Smarte Systeme wie Betten, Sturzmelder und sonstige „Smart Home“-Systeme sind ohne den Einsatz von WLAN nicht vorstellbar. So erklärt Dr. Stefan Kettelhoit, Geschäftsführer der Hermann Bock GmbH: „Eine leistungsfähige technische Infrastruktur — wie z.B. WLAN — ist aus unserer Sicht eine sehr sinnvolle, wenn auch nicht zwingend notwendige, Voraussetzung für die umgehende Umsetzung einer schnellen Implementierung verfügbarer innovativer Hilfsmittel in der Pflege. Gerade bei der einfachen Installation unserer SMART Care Control Pflegebetten wünschen wir uns eine stärkere Verbreitung solcher Infrastruktur.“

    WLAN-Verteilung nicht flächendeckend gleich

    Die Verteilung von WLAN zeigt sich in der Studie jedoch nicht als flächendeckend gleich. Besonders in Stadtstaaten wie Hamburg (56 Prozent) und Berlin (67 Prozent) ist die Internetabdeckung überdurchschnittlich hoch, während in Flächenländern wie Baden-Württemberg und Bayern fast 80 Prozent der befragten Einrichtungen kein WLAN anbieten. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen zeigt sich die Verteilung von WLAN mit 46 Prozent beinahe ausgewogen, einen ähnlichen Wert erreicht Niedersachsen. Die neuen Bundesländer zeigten – mit Ausnahme von Berlin – in unserer Umfrage ein unterdurchschnittliches Angebot für die Bewohner.

    Doch nicht nur der Standort spielt beim Angebot von WLAN eine Rolle. Heime, deren einrichtungseinheitlicher Eigenanteil und Investkosten zusammen über dem Durchschnitt von 957 Euro lagen, boten deutlich häufiger WLAN an (46 Prozent) als kostengünstigere Heime (33 Prozent). Womöglich ist diese Verteilung darauf zurück zu führen, dass modernere Heime und Neubauten im Schnitt höhere Investkosten aufweisen als Bestandsbauten – und in jenen modernen Bauten auch die interne Struktur für die Anbietung von WLAN besser ist als in älteren Gebäuden.
    Das Internet wird für Senioren immer wichtiger, insbesondere wenn in Zukunft die Generation der Baby-Boomer pflegebedürftig werden sollten. Zwar ist das Angebot von WLAN noch bei weitem nicht flächendeckend eingesetzt, doch die Umfrageergebnisse und Stimmen aus der Branche zeigen, dass das Thema bei den verantwortlichen Parteien durchaus auf dem Schirm ist. Die bereits vorhandenen Bemühungen, getrieben von dem Wunsch und der Notwendigkeit der Digitalisierung, machen die Verbreitung von Internet und WLAN zu einem unausweichlichen Faktor im Segment der stationären und teilstationären Pflege.