Der stationäre Pflegemarkt ist in stetiger Bewegung. Neben Bettenauf- und abbauten, zahlen auch Neugründungen und Schließungen auf die Zahl der Pflegebetten ein. Mit dem Inkrafttreten der Einzelzimmerquote in Baden-Württemberg beeinflusste zudem ein zusätzlicher Faktor das Bettenkontingent. Wir fassen Ihnen das Jahr 2019 zusammen.

Inhaltsverzeichnis:

  • Mehr als 100 Schließungen im Jahr 2019
  • Bettenentwicklung in Ost und West
  • Fazit
  • Um ein aussagekräftiges Bild des veränderten Bettenvolumens in Deutschland aufzuzeigen, müssen mehrere Faktoren beachtet werden. Neben dem Aufbau und Abbau von Betten in Bestandsbauten, gehen auch jedes Jahr hunderte Betten durch Schließungen von Pflegeheimen verloren, während zugleich Betten durch Neubauten und Eröffnungen entstehen. All diese Bewegungen wurden im Laufe des Jahres mit Hilfe der Datenradare von pflegemarkt.com erhoben.

    Bettenentwicklung vollstationäre Plätze Deutschland 2019

    Mehr als 100 Schließungen im Jahr 2019

    Im Auswertungszeitraum wurden mehr als 100 Schließungen von Pflegeheimen registriert. Interessant ist insbesondere die Tatsache, dass die durchschnittliche Kapazität der geschlossenen Einrichtungen mit 53 Plätzen deutlich unter dem bundesweiten Schnitt von 78 Plätzen je Einrichtung liegt; im Vergangenen Jahr wiesen die geschlossenen Einrichtungen sogar nur eine durchschnittliche Bettenzahl von 46 Betten auf. Dem gegenüber stehen 46 Neueröffnungen von Pflegeheimen, welche sich zu etwa 67 Prozent auf den gemeinnützigen Sektor verteilen (im Schnitt 65 Betten). Bei über 800 Pflegeheimen wurde eine Veränderung der Kapazität im Vergleich zum Vorjahr festgestellt, rund 59 Prozent dieser Einrichtungen haben die Bettenzahl verringert. Betrachtet man das Delta (Zahl aller Pflegebetten die aufgebaut und durch Neugründung entstanden sind – abzüglich der Anzahl aller Pflegebetten, die abgebaut oder durch Schließungen verloren gegangen sind), konnten vor allem Rheinland-Pfalz (213) und Baden-Württemberg (113) einen Zuwachs an neuen Pflegebetten verzeichnen. Besonders Baden-Württemberg ist hier hervorzuheben, da hier für Neubauten eine Einzelzimmerquote von 100 Prozent gilt – eine Quote, die ab 2019 auch Bestandsbauten zu erfüllen hatten . Interessant ist zudem, dass auch in der Auswertung des vergangenen Jahres Baden-Württemberg das größte positive Delta an Betten verzeichnen konnte.

    Das eine solche verbindliche Einzelzimmerquote auch andere Auswirkungen haben kann, zeigte sich 2018 sehr deutlich in Nordrhein-Westfalen. In den ersten 3 Quartalen 2018 verringerte sich die Gesamtzahl der vollstationären Pflegeplätze um etwa 1.000 Betten.

    Bettenentwicklung in Ost und West

    In der Verteilung des positiven, wie negativen Bettenwachstums zeigen dabei neue wie alte Bundesländer leicht unterschiede Verteilung. Bei den neuen Bundesländern müssen 67 Prozent ein negatives Delta hinnehmen, bei den alten Bundesländern sind es knapp 90 Prozent. Zudem zeigt sich die Bettenabnahme in den neuen Bundesländern im niedrigen, dreistelligen Bereich. Im vergangenen Jahr waren die Hälfte aller Bundesländer mit negativem Delta im östlichen Teil der Bundesrepublik. Auffällig ist jedoch, dass die Bettenaufbauten in den neuen Bundesländern beinahe ausschließlich auf Änderungen im Bestand zurückzuführen sind und sich Neugründungen in Grenzen halten.

    Den größten Bettenaufbau in Bestandsbauten kann mit Abstand Bayern verzeichnen, welches jedoch auch den größten Abbau durch Schließungen hinnehmen muss. Insgesamt baut das sehr aktive Bayern über 1.700 Pflegebetten in bereits bestehenden Heimen auf, verliert auf der anderen Seite jedoch auch über 1.100 Betten durch Pflegeheimschließungen.

    Auffällig ist zudem, dass Nordrhein-Westfalen – welches bereits im vergangenen Jahr durch die Neugründungsquote gezeichnet wurde – auch in diesem Jahr die stärksten Einbußen hinnehmen muss. Zeitgleich verzeichnet Baden-Württemberg im Delta den zweitgrößten Bettenaufbau, und ist dieses Jahr ebenfalls von der Einzelzimmerquote betroffen. Die genauen Hintergründe und Unterschiede zwischen den beiden Ländern können Sie in unserem Artikel „Einzelzimmerquote Baden-Württemberg: Pflegeheime gut vorbereitet“ nachlesen.

    Fazit

    Bundesweit sind im Vergleich zum Vorjahr mehr als 4.000 Plätze in Pflegeheimen weggefallen (2018 zu 2019: rund 1.300). Dennoch zeugt der Abbau von Pflegebetten im vollstationären Bereich nicht zwingend von einem allgemeinen Schwund an Pflegeplätzen. Viel mehr verlagert sich der Fokus vermehrt auf den ambulanten und teilstationären Bereich. So sind heutzutage der Großteil der im Bau und in Planung befindlichen Einrichtungen keine klassischen Pflegeheime, sondern vielmehr komplexe Anlagen mit einer ambulanten und teilstationären Versorgung im Rahmen einer betreuten Wohnanlage. Allgemein zeigt sich der Sektor des Betreuten Wohnens (siehe Pflegebedarfsstatistik) als anerkannter Wachstumsmarkt, der sich den modernen Bedürfnissen älterer Menschen nach mehr und länger erhaltener Selbstständigkeit anpasst. Besonders interessant ist der ausgebliebene große Schwund an vollstationären Plätzen in Baden-Württemberg, der nach den Ereignissen in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr angenommen wurde. Hier wurde jedoch vor allem mit Ausnahmeregelungen und Kurzzeitpflegeplätzen ein Großteil des Bettenabbaus verhindert, während sich Baden-Württemberg zugleich als eines der baufreudigsten Bundesländern präsentiert.