Die CURATA Gruppe, auf Rang 16 der Top 30 Pflegeheimbetreiber 2023, strebt eine umfassende Sanierung ihres Unternehmensverbunds an. Unter anderem durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die stark gestiegenen Energiekosten und sonstige allgemeine Preissteigerungen sind Teile der CURATA Gruppe in eine finanzielle Schieflage geraten. Verschärft wurde die für die gesamte Branche herausfordernde Situation vor allem durch den Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal, der dazu führt, dass wirtschaftlich notwendige Belegungsquoten teilweise nicht erreicht werden können.

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07.02.2024 – Bauprojekt der Curata Gruppe in Wittighausen gestoppt

Einem Bericht der Fränkischen Nachrichten ist zu entnehmen, dass das von der Curata-Gruppe geplante Pflegeheim in Wittighausen gestoppt und nicht weiterverfolgt wird. Geplant war, ein neues Pflegeheim mit 100 vollstationären Plätzen zu bauen. Bad Wittighausen liegt im nordöstlichen Teil des Main-Tauber-Kreises in Baden-Württemberg und zählt etwa 1.700 Einwohner.

Gründe für das Aus des geplanten Pflegeheims seien andere geplante Bauvorhaben in der Region, die den Bedarf an stationären Einrichtungen geringer werden lassen. Christian Döring, Senior Kommunikationsberater der Berliner Rueckerconsult GmbH, im Auftrag des Investors Capital Bay Group, die schon in der Vergangenheit Häuser baute, die später von Curata betrieben wurden äußerte: „Im Einzugsgebiet des geplanten Projektes in Wittighausen stehen mehrere Pflegeheimprojekte vor dem Baubeginn, womit die Versorgungsdichte stark steigen wird. Dies war zum Zeitpunkt des Grundstückserwerbs nicht absehbar.“ Zwar sehe man eine relevante Nachfrage in der Region, „doch können wir aufgrund des steigenden Wettbewerbs um Fachkräfte nicht die Personaldichte und damit auch nicht die Qualität in der Betreuung und Pflege gewährleisten, um unseren und den Ansprüchen unserer Bewohner gerecht zu werden“, betont Döring gegenüber den Fränkischen Nachrichten. „Deswegen haben wir uns dazu entschieden, das Projekt nicht weiter zu verfolgen.“

21.07.2023 – Curata Care Holding erfolgreich saniert

Das Amtsgericht Charlottenburg hat am 18.07.2023 den von der Restrukturierungskanzlei BBL vorgelegten Insolvenzplan für die Curata Care Holding GmbH bestätigt. Damit ist die Pflegeheim-Gruppe erfolgreich saniert. Insgesamt wurden sechs Betreibergesellschaften der Gruppe und die Holding in Eigenverwaltung restrukturiert sowie vier Betreibergesellschaften im Rahmen von Regelinsolvenzverfahren abgewickelt. Voraussichtlich kann das Insolvenzverfahren Anfang August 2023 aufgehoben werden.

„Das ist die erste und bisher einzige Sanierung in Eigenregie einer großen deutschen Pflegeheim-Gruppe in diesen für die Branche wirtschaftlich herausfordernden Zeiten,“ so BBL-Partner Oliver Damerius, der als Generalbevollmächtigter in den Eigenverwaltungsverfahren agierte. „Der gesunde Kern der CURATA-Gruppe konnte erhalten werden, so dass von zuvor 42 Einrichtungen 33 langfristig gesichert sind.“ Die geschlossenen neun Standorte seien aus ökonomischer Sicht nicht mehr haltbar und ein Grund für die Schieflage der gesamten Gruppe gewesen. Einen wesentlichen Beitrag zur Wiederherstellung der Profitabilität der Gruppe und zur langfristigen Sicherung der 33 Einrichtungen leistete auch die Neuverhandlung von Mietkonditionen, wie Damerius betonte.

Alle Bewohnerinnen und Bewohnern der neun geschlossenen Standorte konnten in anderen Einrichtungen untergebracht werden. Ebenso haben alle von den Schließungen betroffenen Mitarbeitenden Angebote zur Übernahme in andere CURATA-Einrichtungen erhalten. Dieses Angebot haben viele der betroffenen Mitarbeitenden angenommen, andere haben sich für Einrichtungen außerhalb der CURATA-Gruppe entschieden. Die CURATA-Gruppe beschäftigt heute noch rund 2.500 Mitarbeiter.

Die CURATA Gruppe hatte am 5. Januar 2023 für einzelne Gesellschaften des Konzerns Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt, darunter auch für die CURATA Care Holding GmbH. Der Geschäftsbetrieb der deutschlandweit tätigen Betreiberin von Pflege-Einrichtungen lief in weiten Teilen uneingeschränkt weiter. Unter anderem infolge der Auswirkungen der Corona-Pandemie, stark gestiegener Energie- und Lebensmittelkosten und des Mangels an qualifiziertem Pflegepersonal war die CURATA-Gruppe in eine finanzielle Schieflage geraten.

„Wir sind glücklich, dass wir den Kern der Unternehmensgruppe schützen und nachhaltig stärken konnten,“ erklärt CURATA-Geschäftsführer Tomasz Tomczyk. „Vor allem sind wir froh, dass alle von Schließungen betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner ein neues Zuhause gefunden haben. Ein ganz besonderer Dank geht an unsere Mitarbeitenden, die den Weg gemeinsam mit uns gegangen sind und uns in diesen herausfordernden Zeiten stets unterstützt haben.“

Curata Care Holding ist insolvent

Um die vor diesem Hintergrund notwendige Restrukturierung umzusetzen, hat das Unternehmen für einzelne Gesellschaften der Gruppe Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Dabei handelt es sich um ein spezielles Sanierungsverfahren, bei dem die Geschäftsführung den Betrieb in Eigenregie fortführt und restrukturiert. Das zuständige Gericht hat gestern den Anträgen für die CURATA Care Holding GmbH, die Catering Gebäude Service Mitte, die CP Care Property Management, die Curata Pflege GmbH sowie die Curata Seniorenresidenzen für Pflege und Betreuung GmbH stattgegeben.

Peter Paul Gruber, Geschäftsführer und CEO der CURATA Care Holding GmbH, erklärt hierzu: „Aufgrund des Zusammentreffens unterschiedlicher, anhaltend wirtschaftlich belastender Entwicklungen sind wir zum Handeln aufgerufen, um den stabilen Kern unseres Verbunds zu schützen und nachhaltig zu stärken. In weiten Teilen werden wir die Geschäftstätigkeit der CURATA Gruppe uneingeschränkt fortführen. Gleichzeitig ist aber auch damit zu rechnen, dass an einigen wenigen Standorten Einrichtungen dauerhaft geschlossen werden müssen, wenn sie langfristig nicht wirtschaftlich sinnvoll geführt werden können.“

Restrukturierung ist geplant

Das nun eingeleitete Verfahren bietet dem Management die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit den Geschäftspartnern der CURATA Gruppe und in Abstimmung mit dem vorläufigen Sachwalter innerhalb von drei Monaten einen Sanierungsplan zu erstellen. Findet dieser Plan Zustimmung, kann die Restrukturierung auf dieser Basis umgesetzt werden. Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden sind für den Zeitraum der Planerstellung staatlich in voller Höhe garantiert. Anschließend erfolgt die Zahlung wieder regulär über den Arbeitgeber.

„Dort, wo wir die Schließung einer Einrichtung nicht verhindern können, erhalten unsere Mitarbeitenden das Angebot, an einem anderen Standort eingesetzt zu werden. Selbstverständlich sorgen wir in diesen Fällen auch dafür, dass betroffene Bewohnerinnen und Bewohner ein neues Zuhause erhalten“, ergänzt Peter Paul Gruber.

Bei der Erstellung und Umsetzung des Sanierungsplans wird das Führungsteam der CURATA Gruppe durch die Rechtsanwaltskanzlei BBL Brockdorff unter Federführung der Experten für Sanierungs- und Restrukturierungsvorhaben Dr. Christoph Weber und Dr. Oliver Damerius LLM, der auch als Generalbevollmächtigter bestellt ist, unterstützt. Betriebswirtschaftlich, insbesondere im Hinblick auf die Liquiditätsplanung berät die auf den Gesundheitssektor spezialisierte Hamburger Unternehmensberatung PUKE DRESEN MALL. Als vorläufiger Sachwalter fungiert der Berliner Rechtsanwalt Dr. Christoph Schulte-Kaubrügger, Partner der auf Restrukturierungen und Sanierungen spezialisierten Sozietät White & Case.

Standort- & Portfolioanalyse Curata

Die Redaktion von pflegemarkt.com hat sich einmal die Standorte der insolventen Curata angeschaut – insgesamt verfügt das Unternehmen über 36 Pflegeheime mit über 3.600 vollstationären Plätzen, zwei Pflegedienste mit laut letztem MDK mehr als 180 Kunden, zwei Betreute Wohnanlagen mit über 50 Wohneinheiten, drei Tagespflegen mit 36 Plätzen und vier Wohngruppen mit rund 20 Plätzen. Die Analyse konzentriert sich im Folgenden auf die vollstationäre Pflege – wobei einige der Pflegeheime bereits von anstehenden Schließungen betroffen sind, wie das Seniorenheim Haus am Visselpark in Visselhövede sowie das Seniorenwohnzentrum Am Kurpark in Bad Soden-Salmünster. Beide Einrichtungen schließen zum 31.03.2023.

Portfolio insolvente Curata

Das durchschnittliche Baujahr der 36 Curata-Pflegeheime liegt bei 1982 – unter Berücksichtigung bereits durchgeführter Modernisierungsmaßnahmen liegt das Alter der Bausubstanz bei ca. 20 Jahren und damit im Durchschnitt der Top 10 Betreiber. Im Mittel hat ein Curata-Pflegeheim 100 vollstationäre Plätze; die Pflegekosten liegen mit durchschnittlich 2.039,82 Euro deutlich unter den durchschnittlichen Kostensätzen für Pflegeheime von 2.289,58 Euro, die die Redaktion zuletzt im Juni 2022 erhoben hat. Die meisten Curata-Plätze gibt es in Hessen (735), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (435) und Berlin (431).