Auch für das Jahr 2021 präsentiert Ihnen die Redaktion von pflegemarkt.com die Kostenanalyse der stationären Pflege. Um Ihnen einen deutschlandweiten Überblick über die unterschiedlichen Entwicklungen der Pflegeheimkosten geben zu können, haben wir die Kostensätze von rund 11.145 Pflegeheimen in den Bereichen einrichtungseinheitlicher Eigenanteil (eeE), Investitionskosten (Invest) sowie Unterkunft und Verpflegung (UuV) analysiert. Um eine höchstmögliche Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Bundesländern, inklusive der historischen Daten herzustellen, wurden die einzelnen Kostensätze zudem nach Plätzen gewichtet und für die Gesamtkosten nur jene Pflegeheime beachtet, bei denen alle Kostensätze bekannt sind.

Inhaltsverzeichnis:

  • Gesamtkosten für Pflegeheime in Deutschland steigen um fast 8 Prozent
  • Wachstum der einzelnen Kostensätze
  • Private Betreiber bleiben am kostengünstigsten
  • eeE: Der 2017 eingeführte einrichtungseinheitliche Eigenanteil (eeE) ist der Betrag der Zuzahlung pro Bewohner, der monatlich zuzüglich der Investitionskosten und der Aufwendungen für Unterkunft sowie Verpflegung an das Pflegeheim entrichtet werden muss.

    Investkosten: Investkosten dienen zur Refinanzierung der anfallenden Kosten für Gebäude und Anlagen, deren Alter und Zustand sowie Baukosten und weitere Kosten in die Berechnung einfließen. Grundlage dieser Berechnung sind individuelle Bestimmungsfaktoren, die für große Differenzen bei der Höhe der Investitionskosten von Pflegeheimen sorgen.


    UuV: Das Entgelt für Unterkunft und Verpflegung (sogenannte „Hotelkosten“) umfassen nach § 82 Abs. 1 Nr. 2 SGB XI insbesondere die Zubereitung und Bereitstellung von Speisen und Getränken, die Ver- und Entsorgung (Energie, Wasser, Abfall), die Reinigung aller Räumlichkeiten der Einrichtung, die Wartung und Unterhaltung der Gebäude, Einrichtung und Ausstattung, technischen Anlagen und Außenanlagen und die Bereitstellung, Instandhaltung und Reinigung der von der Einrichtung zur Verfügung gestellten Wäsche sowie die Reinigung der persönlichen Wäsche und Kleidung des Pflegebedürftigen.


    Gewichtung: Für die Gewichtung der einzelnen Kostensätze werden die bekannten Kosten mit der Anzahl der vollstationären Plätze eines Pflegeheims multipliziert und für den Bundeslandschnitt schließlich die Summe gezogen und wieder durch die Pflegeheimplätze im Bundesland dividiert. Somit beeinflussen Pflegeheime mit beispielsweise 80 Plätzen die durchschnittlichen Kostensätze stärker als jene mit 50 Plätzen.


    Datengrundlage: Für die durchschnittlichen Kosten der einzelnen Kostensätze wurden alle Pflegeheime mit hinterlegtem Kostensatz in diesem Segment betrachtet. Für die Gesamtkosten wurden nur jene Pflegeheime beachtet, bei denen sämtliche Kostensätze bekannt waren (11.145 von 11.665/95 Prozent)

    – Die Redaktion

    Gesamtkosten für Pflegeheime in Deutschland steigen um fast 8 Prozent

    Die Entwicklung der Kosten von 2018 bis 2021 beträgt 24,2 Prozent. Die Kostensteigerung in Pflegeheimen von 2020 auf 2021 noch 7,9 Prozent.

    Bei der Analyse der Gesamtkosten (eeE+UUV+Invest) pro Einwohner und Monat bleibt Nordrhein-Westfalen weiterhin deutlich an der Spitze mit durchschnittlichen Kosten von 2.638,90 Euro. Im vergangenen Jahr lagen die gewichteten Durchschnittskosten des einwohnerstärksten Bundeslandes noch bei 2.469,10 Euro – dies entspricht einer Zunahme von 6,4 Prozent von 2020 auf 2021. Damit gehört Nordrhein-Westfalen jedoch noch immer, trotz seiner Position als Bundesland mit den höchsten Kosten, zu jenen Bundesländern mit der niedrigsten Kostensteigerung.

    Indes setzt sich eine Entwicklung der vergangenen Jahre weiterhin ungebrochen fort – die neuen Bundesländer Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern, welche zu den Bundesländern mit den geringsten gewichteten Durchschnittskosten zählen, zeigen ein besonders hohes prozentuales Wachstum (Sachsen: 14,3 Prozent / Mecklenburg-Vorpommern: 13,7 Prozent). Bemerkenswert zeigt sich dabei, dass Sachsen-Anhalt, welches auch dieses Jahr die geringsten Kosten im Durchschnitt aufruft, weiterhin nur ein schwaches Wachstum (7 Prozent von 2020 auf 2021) zeigt.

    Gesamtkosten im Jahr 2021 und prozentuale Steigerung zum Vorjahr

    Somit zeigen sich im Vergleich der Gesamtkosten keine großen Überraschungen im Vergleich zur letztjährigen Analyse. Die neuen Bundesländer warten weiterhin mit den geringsten durchschnittlichen Kosten auf, zeigen dabei jedoch – mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt – ein starkes prozentuales Wachstum, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und das Saarland führen die Liste der kostenintensivsten Bundesländer auch weiterhin an.

    Vergleich des Bundeslandes mit den niedrigsten und höchsten durchschnittlichen Gesamtkosten im jeweiligen Jahr

    Um ein vollumfänglicheres Bild der Bedeutung der Pflegeheimkosten zu erhalten, wurden diese für die Analyse zudem ins Verhältnis zur durchschnittlichen Kaufkraft im Bundesland gesetzt.

    Als Kaufkraft wird dabei das in privaten Haushalten für Konsumzwecke verfügbare Einkommen bezeichnet, also derjenige Betrag, der pro Haushalt vom Einkommen verbleibt, nachdem alle regelmäßig wiederkehrenden Zahlungsverpflichtungen (zum Beispiel Wohnungsmieten, Kreditraten, Versicherungsprämien) bedient wurden. Die Kaufkraft unterscheidet sich dabei zwischen den einzelnen Bundesländern zuweilen deutlich.  So beträgt die durchschnittliche Kaufkraft in Nordrhein-Westfalen 23.720 Euro, in Sachsen-Anhalt (20.409 Euro) und Mecklenburg-Vorpommern (20.387 Euro) liegt sie deutlich niedriger. Die höchste Kaufkraft findet sich in Deutschland dabei in Bayern – hier beläuft sie sich auf 25.770 Euro. Zu den wiederkehrenden Zahlungsverpflichtungen zählen auch die monatlichen Kosten für das Pflegeheim und somit hinkt der Vergleich etwas, dennoch ermöglicht die Gegenüberstellung eine Aussage darüber, in welchen Bundesländern die Pflegeheimkosten im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen vergleichsweise hoch oder niedrig sind.

    Durchschnittliche Kaufkraft und Gesamtkosten je Bundesland im Vergleich

    Dabei übersteigen die durchschnittlichen Kosten eines Pflegeheims im Jahr in Nordrhein-Westfalen mit am stärksten die zur Verfügung stehende Kaufkraft. Insgesamt betragen die durchschnittlichen Jahreskosten in NRW 136 Prozent der im Bundesland ermittelten Kaufkraft.  Auch in Bremen (121 Prozent), Rheinland-Pfalz (115 Prozent) und Baden-Württemberg (112 Prozent) liegen die Jahreskosten für Pflegeheime deutlich über der für das Bundesland durchschnittlichen Kaufkraft. Auffällig zeigt sich, dass in allen neuen Bundesländern die durchschnittlichen Jahreskosten für Pflegeheime unter der zur Verfügung stehenden Kaufkraft liegen. Besonders deutlich zeigt sich diese Ausprägung in Sachsen-Anhalt: Hier beschlagnahmen die Kosten für Pflegeheime nur etwa 88 Prozent der durchschnittlichen Kaufkraft pro Jahr.

    Wachstum der einzelnen Kostensätze

    Während die Gesamtkosten im Deutschlandschnitt um etwa 8 Prozent wachsen, verteilt sich das Wachstum der einzelnen Kostensätze (eeE, UuV, Invest) deutlich unterschiedlich

    Insgesamt stieg der durchschnittliche gewichtete Kostensatz für den einrichtungseinheitlichen Eigenanteil von 781,68 Euro im vergangenen Jahr 2020 um 15,6 Prozent auf nunmehr 903,81 Euro – dies ist die höchste prozentuale Steigerung aller Kostensätze. Dabei zeigt sich die Höhe des einrichtungseinheitlichen Eigenanteils zwischen den verschiedenen Trägern als deutlich unterschiedlich. Während der eeE bei gemeinnützigen Pflegeheimen bei durchschnittlich 1.052,88 Euro liegt, beträgt er bei kommunalen Anbietern im Schnitt sogar 1.158,20 Euro. Private Anbieter sind mit 683,23 Euro im Bereich des eeE deutlich am günstigsten. Bei den Kosten für Unterkunft und Verpflegung zeigt sich dieselbe Aufteilung – nur im Bereich der Investkosten übersteigen die Privaten im Schnitt (509,01 Euro) die gemeinnützigen (402,30 Euro) und kommunalen (364,91 Euro) Anbieter. Dies erklärt sich jedoch auch dadurch, dass die Häuser der privaten Anbieter im Schnitt – unter Berücksichtigung vorhandener Modernisierungsmaßnahmenjünger sind als jene der gemeinnützigen oder kommunalen Anbieter. Das durchschnittliche Baujahr der Heime privater Träger ist 2003, während das durchschnittliche Baujahr gemeinnütziger Träger 2000, jener der kommunalen, 1999 ist. Werden die Modernisierungen bereits vorhandener Häuser nicht einkalkuliert, zeigt sich sogar ein noch deutlicherer Unterschied – während private Heime durchschnittlichen im Jahr 1990 errichtet oder modernisiert wurden, zeigt sich das durchschnittliche Bau- oder Modernisierungsjahr der gemeinnützigen bei 1983.

    Steigerung des eeE von 2018 bis 2021

    Bei den Investkosten lohnt sich jedoch nicht nur ein Vergleich zwischen den einzelnen Trägerarten, sondern auch zwischen den verschiedenen Bundesländern. Denn während die Investkosten in den meisten Bundesländern steigen, zeigt sich in Nordrhein-Westfalen jedoch aufgrund der Alten- und Pflegegesetz Durchführungsverordnung (APG DVO) beinahe kein Wachstum. Neben der in NRW im Jahr ​ 2014 verbindlich in Kraft getretenen Einzelzimmerquote von 100 Prozent bei Neubauten, trat im selben Jahr zudem die APG DVO zur Neuberechnung der Investitionskosten in Pflegeheimen​ in Kraft, in der insbesondere die genauen Berechnungsregelungen zu den Investitionskosten geregelt sind. Demnach sind die Investitionskosten, die Träger für die Errichtung neuer Pflegeheime geltend machen können, auf einen maximalen Betrag je Platz begrenzt. Dies führte faktisch dazu, dass seit 2014 die Entwicklung der Investitionskosten – wenn auch auf hohem Niveau – stagniert.

    Private Betreiber bleiben am kostengünstigsten

    Insgesamt zeigen sich die Pflegeheimkosten auch in diesem Jahr steigend, dabei übertrifft die prozentuale Steigerung der Kosten von 2020 auf 2021 noch jene von 2019 auf 2020. Große Überraschungen oder Umverteilungen der Kostenentwicklungen bleiben in diesem Jahr zwar aus, dennoch verschärften sich bereits in den letzten Jahren erkennbare Trends. Die kostenintensivsten Bundesländer bleiben bei einem stabilen Wachstum, wenngleich dieser jedoch auch – im Falle von NRW – weiterhin durch feste politische Vorgaben begrenzt wird und Neuinvestitionen erschwert . Insbesondere die neuen Bundesländer, welche mit den unterdurchschnittlichsten Kosten aufwarten zeigen jedoch einen starken Anstieg der Gesamtkosten – ein Trend, der bereits seit mehreren Jahren zu erkennen ist. Dabei zeigen sich gerade private Anbieter trotz den im Schnitt jüngsten Pflegeeinrichtungen für die Bewohner weiterhin am kostengünstigsten.

    Gewichtete durchschnittliche Kosten pro Monat