Mit der jährlichen Auszeichnung Top 40 unter 40 werden junge Führungskräfte in der Pflege ausgezeichnet, die wichtige Aufgaben im Pflegemarkt übernehmen und Innovationen vorantreiben. Pflegemarkt.com vergibt diese Auszeichnung bereits, seit mehreren Jahren. Doch welchen Blick haben junge Führungskräfte auf die Branche und mit welchen Herausforderungen sehen sie sich konfrontiert? Dies und mehr wurde im Rahmen einer Umfrage versucht, zu beantworten. An der Umfrage konnten alle Top 40 unter 40 Nominierten der vergangenen Jahre teilnehmen und Ihre Einschätzung zu aktuellen Herausforderungen in der Pflege abgeben.
Inhaltsverzeichnis
- Refinanzierung und Verhandlungen größte Herausforderungen für den Pflegemarkt
- Personalmangel wird weiterhin eine große Herausforderung für den Pflegemarkt sein
- Refinanzierung verlangsamt die Digitalisierung in der Pflege
- Künstliche Intelligenz wird die Pflege stark verändern
- Informationsbeschaffung der neuen Generationen verändert das Recruiting
- Monetäre Benefits für Mitarbeitende weiterhin stark verbreitet
- Fazit
Refinanzierung und Verhandlungen größte Herausforderungen für den Pflegemarkt
Die Pflegebranche sieht sich mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen die gesetzlichen Rahmenbedingungen, Digitalisierung, Wirtschaftlichkeit, Refinanzierung sowie das Thema Personal. Im Rahmen der Umfrage hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, den Einfluss der eben genannten Herausforderungen auf die Pflegebranche zu bewerten (0= kein Einfluss bis 10=sehr starker Einfluss).
Den stärksten Einfluss schreiben die Teilnehmenden mit einer durchschnittlichen Bewertung von 9,0 dem Thema Refinanzierung/Verhandlungen zu. Die Refinanzierung der Kosten sowie die Verhandlungen mit den Pflegekassen und Krankenkassen erweisen sich oftmals als sehr langwierig. Einen ebenfalls sehr starken Einfluss auf die Pflegebranche mit einem Durchschnitt von 8,4 zeigt das Thema Wirtschaftlichkeit. Bei steigenden Kosten in diversen Bereichen, stellt es sich als zunehmen schwierig dar, als Unternehmen weiterhin wirtschaftlich zu agieren.
Auch den Themen Personal und gesetzliche Rahmenbedingungen messen die Teilnehmenden erheblichen Einfluss auf die Pflegebranche bei. Steigende Personalkosten sowie der Mangel an Fachkräften beeinflussen den Betrieb von Pflegeunternehmen. Im direkten Vergleich schreiben die Teilnehmenden der Digitalisierung den geringsten Einfluss auf die Pflegebrachen unter den aktuellen Herausforderungen zu.
Als weitere Herausforderungen wurden von den Top 40 unter 40 Alumnis die Versorgung durch Hilfskräfte, das IPREG, mangelnde politische Entscheidungsfreude, eine zu hohe Dauer der Anerkennungsverfahren, die Versorgung durch Hilfskräfte und hohe Anforderungen an die Ausbildung genannt.
Personalmangel wird weiterhin eine große Herausforderung für den Pflegemarkt sein
Die Antwort auf die Frage, welche dieser Herausforderungen in fünf Jahren gelöst sein werden, fällt deutlich aus. Zwei Drittel der Teilnehmenden glauben, dass die Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, in fünf Jahren gelöst sein werden. Deutlich kritischer stehen die Teilnehmenden den Herausforderungen Refinanzierung, gesetzliche Rahmenbedingungen und Wirtschaftlichkeit gegenüber. Besonders auffällig ist, dass keiner der Teilnehmenden davon ausgeht, dass die Herausforderungen in Bezug auf Personal in der Pflege in den nächsten fünf Jahren gelöst werden können.
Refinanzierung verlangsamt die Digitalisierung in der Pflege
Die Digitalisierung spielt in der Pflegebranche eine immer wichtigere Rolle und hat das Potenzial, sowohl die Qualität als auch die Effizienz der Pflegedienstleistungen zu verbessern. Doch wo liegen derzeit die Herausforderungen?
Etwa zwei Drittel der Teilnehmenden sehen das Thema Refinanzierung als größtes Hindernis für die Umsetzbarkeit der Digitalisierung in der Pflege. Insgesamt 58,3 Prozent sehen die nicht vorhandene Infrastruktur als Hindernis. Auch das Thema Mindset zeigt mit 50,0 Prozent einen erheblichen Einfluss auf die Stagnation im Bereich der Digitalisierung. Die Zeit, beziehungsweise nicht ausreichende Zeit, für das Vorantreiben der Digitalisierung in Pflegeunternehmen stellt mit 29,2 Prozent ein weiteres Hindernis dar.
Das geringste Hindernis für die Digitalisierung in der Pflege stellen mit 25,0 Prozent die vorhandenen Lösungen dar. Die vorhandenen Lösungen sind demnach nicht das Problem, sondern die konkrete Umsetzung, die durch Kosten, nicht vorhandene interne Infrastrukturen und das Mindset erschwert wird. Als weitere Herausforderungen wurden allgemeine Branchenskepsis und die teilweise fehlenden digitalen Kompetenzen der Mitarbeitenden genannt.
Künstliche Intelligenz wird die Pflege stark verändern
Künstliche Intelligenz gewinnt nicht nur in der Pflege, sondern auch in allen anderen Bereichen zunehmend an Relevanz. Durch künstliche Intelligenz entstehen Lösungen, die die Effizienz und Qualität in der Pflege verbessern könnten. Daher wurden die Teilnehmenden gebeten, Stellung zu der folgenden Aussage zu beziehen:
Dabei wurde eine Skala von 0=unwahrscheinlich bis 10=wahrscheinlich zur Auswahl angeboten.
Informationsbeschaffung der neuen Generationen verändert das Recruiting
Das Recruiting junger Fachkräfte stellt die Pflegebranche zunehmend vor große Herausforderungen. Trotz eines wachsenden Bedarfs an qualifizierten Pflegefachkräften mangelt es oft an Bewerbern. Dabei ist außerdem zu beachten, dass die jüngeren Generationen, wie z.B. die Generation Z, einen ganz anderen Zugang zum Arbeitsmarkt haben und sich über andere Kanäle informieren als die vorhergehenden Generationen. Social Media Plattformen und Influencer-Marketing können eine wichtige Rolle spielen, um die Generation Z anzusprechen. Plattformen wie LinkedIn, Instagram, TikTok und X werden von jungen Menschen zunehmend für die Jobsuche genutzt. Daher lohnt sich ein Blick darauf, welche Kanäle die Top 40 unter 40 Alumni nutzen, um neue Mitarbeitende zu gewinnen.
Die Auswertung zeigt, dass das Portal Indeed am erfolgreichsten für das Recruiting genutzt wird. Gefolgt von Facebook und Instagram, die ähnlich erfolgreich genutzt werden. LinkedIn schneidet im direkten Vergleich etwas schlechter ab und wird ähnlich erfolgreich genutzt wie Stepstone. Social Media Platformen wie Tiktok, Youtube und Snapchat werden zwar vor allem in Bezug auf die Generation Z relevanter, werden bisher aber deutlich weniger erfolgreich genutzt als die zuvor genannten Portale.
Weitere Portale, die zusätzliche genutzt werden, sind Kleinanzeigen, eigene Karriereportale, die eigene Webseite, regionale Jobportale, Arbeitsagentur, Hochschulen sowie das Anwerben von neuen Mitarbeitenden über bestehende Mitarbeitende.
Monetäre Benefits für Mitarbeitende weiterhin stark verbreitet
In der Pflegebranche sind leistungsstarke Benefits für Mitarbeitende nicht nur attraktiv, sondern auch essenziell, um den Personalmangel zu überwinden und hochqualifiziertes Personal an den Arbeitsplatz zu binden. Auch hier kann das Generationen-Thema eine Rolle spielen. Benefits, die auf eine gesunde Work-Life-Balance einspielen und flexible Arbeitszeitmodelle werden gerade von den jüngeren Generationen vermehrt priorisiert. Doch welche Benefits setzen junge Führungskräfte in der Pflege für die Mitarbeitergewinnung und Mitarbeitermotivation ein?
Die deutliche Mehrheit der jungen Führungskräfte, mit 91,7 Prozent, setzen monetäre Anreize in Form von Gehalt und Bonus-Zahlungen zur Mitarbeitergewinnung und Mitarbeitermotivation ein. An zweiter Stelle folgen mit 87,5 Prozent Weiterbildungsmöglichkeiten. Work-Life-Balance-Modelle, die vor allem im gesellschaftlichen Kontext immer mehr an Relevanz gewinnen, werden von 70,8 Prozent der Teilnehmenden eingesetzt.
Etwa die Hälfte der Teilnehmenden stellen Mitarbeitenden die Möglichkeit für Homeoffice zur Verfügung sowie materielle Anreize wie Firmenwagen und Firmenhandy in Aussicht, um Mitarbeiter einerseits zu gewinnen und andererseits zu halten. Das Schlusslicht bildet das Angebot von verschiedenen und neuen Arbeitszeitmodellen, das von 45,8 Prozent der Teilnehmenden zur Verfügung gestellt wird. Zusätzlich bieten einige der Teilnehmenden eine betriebliche Altersvorsorge, ein Dienstrad, Sportangebote sowie eine punktuelle 5-Tage-Woche in der Pflege an.
Fazit
Die Befragung der Top 40 unter 40 Alumnis zeigt spannende Einblicke, wie vor allem junge Führungskräfte auf die Pflegebranche und deren zukünftige Entwicklung blicken. Zusammenfassend geht hervor, dass die Digitalisierung und die Herausforderungen, die sie mit sich bringt, zwar allgegenwärtig sind, jedoch im Vergleich zu anderen Herausforderungen wie beispielsweise der Refinanzierung als deutlich weniger akut eingestuft wird. Außerdem sehen die Top 40 unter 40 Alumnis die Digitalisierung als die Herausforderung, die am schnellsten gelöst werden kann. Bei Digitalisierung sind nicht die vorhandenen Lösungen sind demnach nicht das Problem, sondern die konkrete Umsetzung, die durch Kosten, nicht vorhandenen interne Infrastrukturen und teilweise fehlenden digitalen Kompetenzen des Personals erschwert wird.
In Bezug auf das Recruiting wird deutlich, dass sich zwar die Informationsbeschaffung bei jungen Menschen ändert, jedoch die bewährten Portale für das Recruiting weiterhin erfolgreich bleiben. Die Social Media Plattformen Facebook und Instagram erweisen sich neben den bewährten Portalen aus sehr erfolgreich. Monetäre Benefits für die Gewinnung und das Halten von Mitarbeitenden stehen weiterhin an erster Stelle. Die vor allem bei jüngeren Menschen gesellschaftlich wahrgenommene zunehmende Relevanz von Flexibilität im Job und Work-Life-Balance spiegelt sich nur teilweise in den Ergebnissen wider. Dazu sollte gesagt werden, dass die Möglichkeiten von Homeoffice in der Pflege nur beschränkt möglich sind. Monetäre Anreize und Weiterbildungsmöglichkeiten werden noch deutlich häufiger eingesetzt als Work-Life-Balance-Modelle und verschiedene Arbeitszeitmodelle.
Kommentar schreiben