Vielen Dank für Ihr Interesse an den Daten von pflegemarkt.com – die aktuelle Pflegestatistik 2023 finden Sie hier.

Pflegemarkt.com präsentiert die offizielle Pflegebedarfsstatistik 2018 – mit den aktuellsten Daten aus dem Pflegemarkt. Kaum ein anderer Markt ist in Deutschland aktuell so präsent wie der Pflege- und Gesundheitsmarkt. Der demografische Wandel ist im vollen Gange, Fachkräfte sind typischerweise knapp und der Bedarf an ambulanten und vollstationären sowie alternativen Pflegekonzepten steigt folglich weiter stark an. Doch die regionale Entwicklung und aktuelle Versorgungsquote weist große Unterschiede auf. Während einigen Regionen Deutschlands in der Tendenz eine Abnahme der Bevölkerung und somit sinkender Bedarf prognostiziert wird, sind andere Regionen bereits heute deutlich unterversorgt.

Inhaltsverzeichnis:


  • Wachstumsrate Tagespflege bei über 10 Prozent pro Jahr

  • Versorgungsquote im stationären Bereich bei 10 Prozent

  • Ambulante Versorgung bundesweit bei knapp 30 Prozent

  • Größtes Potenzial im Segment der Tagespflege

  • Betreutes Wohnen mit erheblichem Einfluss auf die Bedarfsanalyse

  • Fazit
  • Oft sind die Bedarfe und Entwicklungen nicht eindeutig zu erkennen. Die wichtigste Grundlage der Bedarfsberechnung, die amtliche Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes, ist bereits bei Erscheinen veraltet, basiert sie doch auf einem bereits zwei Jahre zurückliegenden Stand der Informationsgrundlage. In einem so dynamisch und extrem schnell wachsenden Markt wie dem Pflegemarkt in Deutschland, in dem auch die Abgrenzung zwischen den einzelnen Segmenten zunehmend schwerer fällt, fehlt somit eine valide wie aktuelle und insbesondere einheitliche Datenbasis für die Pflegebedarfsrechnung. Neben den klassischen Segmenten der ambulanten und vollstationären Pflege nehmen Angebote für Tagespflege und betreutes Wohnen mittlerweile erheblichen Einfluss auf den Markt, finden aber aufgrund fehlender einheitlicher Definitionen und Regelungen keine Berücksichtigung in statistischen Auswertungen. Nicht zuletzt die Kommunen, in deren Aufgabenbereich im Zuge des Pflegestärkungsgesetzes 3 (PSG 3) die Koordinierung und Steuerung der Pflege- und Beratungsangebote fällt, tun sich schwer. Unter diesen Gesichtspunkten hat pflegemarkt.com auf Basis der Pflegedatenbank eine Pflegebedarfsstatistik entwickelt, die eine Darstellung aktueller Versorgungsquoten auf Regionalebene ermöglicht und die Bevölkerungsprognose bis 2030 berücksichtigt.

    Pflegebedarfsstatistik: Wachstumsrate Tagespflege bei über 10 Prozent pro Jahr

    Während der Gesamtmarkt weiterhin kräftig wächst, sinkt die Wachstumsrate vollstationärer Pflegeplätze. Lag die Zunahme der Jahre 2013 und 2015 jeweils noch deutlich über 2 Prozent, beträgt das Wachstum aktuell nur noch 1,9 Prozent in drei Jahren. Insgesamt stehen in den rund 11.500 stationären Pflegeeinrichtungen derzeit rund 880.000 Pflegeplätze zur Verfügung. Gleichzeitig stieg aber die Zahl der Einrichtungen stärker als in den Auswertungszeiträumen zuvor. Dies unterstreicht die Tendenz zu kleineren, spezialisierten Häusern und Residenzkonzepten. Einen wahren Boom erfahren dagegen teilstationäre Versorgungsformen wie beispielsweise der Bereich der Tagespflege. Mit einer Wachstumsrate von jährlich über 10 Prozent wird dieses Segment immer interessanter und zunehmend zu einer zentralen Säule in der Versorgung pflegebedürftiger Menschen. Insbesondere in Kombination mit ambulanten Pflegediensten, deren Anzahl weiterhin zwischen 5 und 8 Prozent jährlich steigt, sowie alternativen Wohnformen lassen sich Konzepte realisieren, die sowohl auf Patienten- als auch auf Betreiberseite großen Anklang finden.

    Pflegebedarfsstatistik: Versorgungsquote im stationären Bereich bei 10 Prozent

    Eine sehr hohe stationäre Versorgungsquote bieten Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

    Besondere Relevanz in der Prognose von Bedarfsanalysen hat die Bevölkerungsschicht im fortgeschrittenen Alter. Die zugrunde liegende Analyse basiert auf der Altersgruppe ab 75 Jahren, deren Pflegebedürftigkeit in der Pflegestatistik 2015 mit einer Quote von 25 Prozent ausgewiesen ist. Im Bundesschnitt stehen für 10 Prozent der Bevölkerung ab 75 Jahre Plätze mit einer vollstationären Versorgung in Pflegeheimen zur Verfügung. Dabei sind teils erhebliche regionale Abweichungen festzustellen. Bereits auf Bundeslandebene schwankt die Versorgungsquote zwischen 9,4 Prozent in Brandenburg und 13,7 Prozent in Schleswig-Holstein; dies bedeutet, dass Schleswig-Holstein die bundesweit höchste Dichte stationärer Pflegeplätze in Relation zur Bevölkerung ab 75 Jahre aufweist. Auf der anderen Seite ergeben sich regional große Chancen für Betreiber, in Bereichen mit einer niedrigen Quote aktiv zu werden. Neben Großstädten wie München (5,8 Prozent) und Düsseldorf (8,95 Prozent) ergibt die Analyse teils auch für weitere große und größere Städte mit bis zu 100.000 Einwohnern eine deutlich unterdurchschnittliche Versorgungsquote im stationären Segment.

    Pflegebedarfsstatistik: Ambulante Versorgung bundesweit bei knapp 30 Prozent

    Pflegebedarfsstatistik: Der Ambulantisierungsgrad ist vor allem in den neuen Bundesländern sehr hoch.

    Die stärkste Säule in der Pflegebedarfsermittlung stellen ambulante Pflegedienste, deren Anzahl weiterhin stark zunimmt. An bundesweit rund 15.000 Standorten versorgen die Anbieter insgesamt 1,35 Millionen Menschen. Bei der Berechnung werden sämtliche gemäß aktuellen Angaben in den MDK-Transparenzberichten der Unternehmen durch ambulante Pflegedienste versorgte Personen berücksichtigt. Im Gegensatz hierzu werden in der Pflegestatistik, die für das Jahr 2015 rund 700.000 ambulante Versorgungen ausweist, ausschließlich Personen mit einer tatsächlichen Pflegebedürftigkeit gezählt, durch ambulante Dienste versorgte Patienten mit Privat- oder Krankenkassenleistungen werden hingegen nicht erfasst. Insgesamt ergibt sich somit in Relation zur Bevölkerung ab 75 Jahre eine Quote von 27,9 Prozent. Im Vergleich der beiden Segmente lässt sich so der Ambulantisierungsgrad ableiten. Bundesweit liegt dieser aktuell bei 1,57. Den höchsten Ambulantisierungsgrad, also das Verhältnis ambulanter zu stationären Angeboten, weist das Bundesland Brandenburg auf, während der Pflegemarkt in Bayern, Schleswig-Holstein und im Saarland deutlich stationärer geprägt ist. Noch größere Schwankungen zeigen die Statistiken auf Landkreis- und Gemeindeebene. Mit einem Ambulantisierungsgrad von 0,71 weist der Landkreis Landshut in Bayern den bundesweit niedrigsten Wert aus, während der Landkreis Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz mit 3,54 eine außergewöhnlich starke ambulante Prägung zeigt.

    Pflegebedarfsstatistik: Größtes Potenzial im Segment der Tagespflege

    Besonders hoch ist die Tagespflegequote in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

    Trotz der hohen Wachstumsrate im Segment der Tagespflege liegt die Versorgungsquote aktuell noch in einem sehr niedrigen Bereich. Bundesweit stehen derzeit etwa 62.000 Plätze in Tagespflegeeinrichtungen zur Verfügung – in Relation zur Bevölkerung ab 75 Jahre beträgt die Quote somit deutlich weniger als 1 Prozent. Auffällig ist, dass in den neuen Bundesländern durchweg deutlich mehr Plätze zur Verfügung stehen. In Mecklenburg-Vorpommern (1,81 %), Brandenburg (1,34 %) und Sachsen-Anhalt (1,13 %) liegt die Quote mehr als doppelt so hoch wie beispielsweise in Bayern (0,53 %), Hessen (0,57 %) oder Rheinland-Pfalz (0,58 %).

    Pflegebedarfsstatistik: Betreutes Wohnen mit erheblichem Einfluss auf die Bedarfsanalyse

    Besonders hoch ist die Diskrepanz zwischen offenem und gedeckten Bedarf in Bayern und NRW.

    Ein Segment, welches in den amtlichen Statistiken nicht zu finden ist, aber dennoch einen erheblichen Einfluss auf die vollständige Bedarfsanalyse hat, ist der Bereich um das betreute Wohnen. Aufgrund fehlender Reglementierung und nicht einheitlicher Definitionen fällt die Datenerhebung hier umso schwerer. Im Zuge der Ambulantisierung und der zunehmend verschmelzenden Abgrenzungsmöglichkeiten der einzelnen Segmente des Pflegemarktes nimmt die Bedeutung des betreuten Wohnens weiter zu. Bundesweit befinden sich derzeit rund 300 solcher Einrichtungen entweder in der Planung oder bereits im Bau. Zum Vergleich: Im Segment der Pflegeheime gibt es mit aktuell 240 Bauprojekten deutlich weniger Einheiten. Insgesamt beläuft sich die Zahl der Einrichtungen auf etwa 6.000 bis 7.000 Standorte, je nach Zählweise. Entscheidend ist, dass jedem Bewohner eine eigene, abschließbare Wohnung zur Verfügung steht und Pflegeleistungen hinzugebucht werden können. Die exakte Bedarfsermittlung schwankt derzeit noch stark – während optimistische Rechnungen von einem Bedarf in Höhe von 5 Prozent der Bevölkerung ab 65 Jahre ausgehen, ist im Zusammenhang der segmentübergreifenden Pflegebedarfsstatistik ein realistischer Bedarf in Höhe von 2,5 Prozent der Bevölkerung ab 65 Jahre anzunehmen. Fakt ist, dass selbst bei dieser Quote die aktuelle Deckung des Bedarfs bei unter 70 Prozent liegt und somit weiterhin Wachstumspotenzial bildet.

    Fazit

    In dem sich zunehmend konsolidierenden Markt wird das weitere Wachstum zukünftig vermutlich verstärkt durch Bauaktivitäten realisiert. Die permanenten Änderungen der Angebotskultur sowie schwindende Abgrenzungsmöglichkeiten der einzelnen Sektoren erschweren die Einschätzung potenzieller Standorte. Daher muss eine zukunftsorientierte Pflegebedarfsplanung unter anderem  zwingend auch die regionalen Angebote des betreuten Wohnens und der ambulanten Wohnkonzepten berücksichtigen. Amtliche Veröffentlichungen und Statistiken zeigen an dieser Stelle große Schwächen aufgrund fehlender Standards und veralteter Informationen. Die aktuelle Pflegebedarfsstatistik ermöglicht hierbei eine Sektorübergreifende Darstellung der regionalen Versorgungsstrukturen auf Gemeinde-, Landkreis- und Bundeslandebene. In Kombination mit demografischen Merkmalen und Prognosedaten werden Bürgermeister, Gemeinden und Kommunen, denen im Zuge des PSG 3 die Zuständigkeit für die Pflegebedarfsermittlung und –Koordination zugefallen ist, unterstützt.