Letztes Update: 30.11.2022

Die Landschaft der ambulanten Pflege gilt nicht ohne Grund als eine der tragenden Säulen unseres deutschen Pflegesystem – rund 17.100 Pflegedienste versorgen zur Zeit im ganzen Land mehr als 1,7 Millionen Patienten. Der ambulante Pflegemarkt ist dabei immer wieder lokalen Schwankungen unterworfen, wie die Marktanalyse 2022 zeigt.

Inhaltsverzeichnis:

  • Wachstum in der ambulanten Pflege
  • Mecklenburg-Vorpommern überdurchschnittlich versorgt, Bayern mit Potenzial
  • Spezialisierungen nehmen zu
  • Transaktionen im ambulanten Sektor weiterhin relevant
  • Fazit
  • Durchschnittlich versorgt ein Pflegedienst in Deutschland etwa 103 Patienten – damit kommen die aktuell 17.100 Pflegedienste auf eine Gesamtversorgung von etwa 1.749.880 Patienten. Die amtlichen Statistiken gingen für Ende 2019 nur von 982.604 durch ambulante Pflegedienste versorgte Patienten aus. Während die amtlichen Angaben jedoch ausschließlich Leistungen der Pflegekassen nach SGB XI berücksichtigen, beinhaltet die Datengrundlage dieser Analyse auch Leistungsempfänger der Krankenkassen nach SGB V sowie Privatzahler. Ausgewertet wurden die in den aktuellen Transparenzberichten enthaltene Information zur Anzahl aktueller Versorgungen der Pflegedienste; somit wird eine möglichst realitätsnahe Analyse der aktuellen ambulanten Strukturen mit höchst möglicher Aktualität garantiert.

    Wachstum in der ambulanten Pflege

    Wachstum in der ambulanten Pflege
    Karte der neu gegründeten Pflegedienste 2021

    Insgesamt zeigt sich ein merkliches Wachstum in der ambulanten Pflege. Von Januar 2021 bis Juni 2022 nahm die Anzahl der Standorte für Pflegedienste um 2,7 Prozent zu. Insgesamt 483 neue Standorte eröffneten allein im Jahr 2021, weitere 282 Standorte eröffneten in der ersten Jahreshälfe 2022. Die meisten Neugründungen (93 Prozent) entfielen dabei auf den ambulanten Bereich. Besonders Ballungszentren erwiesen sich dabei als Gründungsstark (siehe Karte der neu gegründeten Pflegedienste 2021, rechts)

    Mecklenburg-Vorpommern überdurchschnittlich versorgt, Bayern mit Potenzial

    Dabei ist die Versorgung jedoch nicht in allen Bundesländern gleichmäßig strukturiert und verbreitet. Zum bestmöglichen Vergleich der unterschiedlichen Bundesländer wird im weiteren Verlauf des Artikels die ambulanten Versorgungen auf Versorgungen pro 10.000 Einwohner ab 65 Jahren potenziert. Eine besonders gute Versorgung durch Pflegedienste weisen Mecklenburg-Vorpommern (1.292 Versorgungen pro 10.000 Einwohner ab 65 Jahren) und Sachsen-Anhalt (1.150 Versorgungen pro 10.000 Einwohner ab 65 Jahren) auf. Während insbesondere Bayern und das Saarland eine unterdurchschnittliche Versorgung durch ambulante Pflegedienste aufzeigt. Die Stadtstaaten Bremen und Hamburg zeigen eine überdurchschnittliche Versorgung durch ambulante Dienste, während die Hauptstadt mit rund 845 Versorgungen pro 10.000 Einwohnern ab 65 Jahren eher im unteren Drittel des Ländervergleichs spielt.

    Spezialisierungen nehmen zu

    Der ambulante Pflegemarkt ist das kleinteiligste Segment der Pflege in Deutschland und wird vor allen Dingen von privaten und Inhabergeführten Pflegediensten ohne Gruppenzugehörigkeit geprägt.

    Insgesamt zeigt sich, dass noch immer der größte Teil der ambulanten Pflegedienste (85 Prozent) sich einzig und allein auf die ambulante Versorgung konzentriet. Dennoch zeigen sich immer mehr Pflegedienste, die auch Tagespflege, Betreutes Wohnen oder eine komplexe Angebotsstruktur am Standort bieten.

    Auch die Intensivpflege spielt eine wichtige Rolle im Bereich der Pflegedienste – alle Informationen hierzu erhalten Sie jedoch in einer separaten Marktübersicht.

    Transaktionen im ambulanten Sektor weiterhin relevant

    Insgesamt wurden in betrieblichen Übernahmen im dritten Quartal 2022 12 Pflegedienste mit rund 1.370 Versorgungen übernommen. Dabei zeigte sich die Gesamtzahl der übernommenen Versorgungen (2.460) merklich geringer als noch im ersten und zweiten Quartal 2022 – insbesondere die Anzahl der übernommenen Plätze im Bereich der Pflegeheime zeigte sich rückläufig, während ambulante Versorgungen nur geringfügig seltener Teil eines Transaktionsgeschehens waren. Dies deutet auf die aktuelle Bedeutung der ambulanten Pflege im Transaktionsmarkt hin, während Übernahmen in welche Immobilien eine Rolle spielen ob der aktuellen Marktsituation seltener getätigt werden.

    Eine genaue Analyse der übernommenen Dienste im dritten Quartal erhalten Sie in unserem Pflegemarkt.Insight-Artikel: M&A-Transaktionen in der Pflege – Q3 2022

    Eine Übersicht über die Entwicklung des Transaktionsgeschehens in der Pflege seit 2018 können Sie ebenfalls bei uns lesen: Überblick über den Dealmarkt in der Pflege: 2018 bis 2020

    Fazit

    Der ambulante Pflegemarkt zeigt sich weiterhin als stark fragmentierter Markt, dessen Versorgungsquote je nach Bundesland und Landkreis stark schwankt. Als besonders erfolgreich präsentieren sich dabei nicht nur spezialisierte Unternehmen – auch der Verbund mit weiteren Leistungsangeboten wie betreute Wohneinheiten, Tagespflegen oder Wohngruppen stärken die ambulanten Dienste und ermöglichen weiteres Wachstum.