Das Jahr 2023 war geprägt von Herausforderungen. Steigende Kosten, Inflation und wirtschaftlicher Abschwung erschwerten das Fortbestehen vieler Unternehmen. Eine Analyse des statistischen Bundesamtes ergab, dass von Januar bis einschließlich September im Jahr 2023 insgesamt 25 Prozent mehr Unternehmensinsolvenzen gemeldet wurden als im Vorjahreszeitraum. Der Pflegemarkt war besonders betroffen. Die Unternehmensinsolvenzen sind in der Pflege 2023 überproportional angestiegen und haben sich im Vorjahresvergleich mehr als verdoppelt. Dem amtlichen Insolvenzportal zufolge wurden im Zeitraum von Januar bis Dezember 2023 insgesamt 193 Unternehmensinsolvenzen angemeldet, die Trägergesellschaften und Betreiber aus der Pflegebranche betreffen. Im Vorjahreszeitraum wurden insgesamt 70 Insolvenzmeldungen ermittelt. Auffallend ist der starke Anstieg insbesondere in der stationären Versorgung.

Stationäre Pflege stärker von Insolvenzen betroffen

Die Zahl der im Jahr 2023 von Insolvenzanträgen der jeweiligen Betreibergesellschaft betroffenen Standorte belief sich auf 225 Pflegeheime. Aufgrund der unterschiedlichen Unternehmensstrukturen gemeinnütziger Träger (bspw. Vereinsstruktur und Kirchenrecht) sind finanzielle Schieflagen und Insolvenzeröffnungen bei diakonischen und gemeinnützigen Betreibern schwieriger und teils erst verzögert zu ermitteln. Insolvenzen wie beispielsweise des AWO Bezirksverband OWL (822 stationäre Plätze), der Diakonie Passau oder des Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald (435 Plätze) finden in Eigenverwaltung statt und werden somit nicht veröffentlicht. Die Insolvenzverfahren dieser Träger sind somit auch nicht Teil der Analyse. Insgesamt sind durch eröffnete und laufende Insolvenzverfahren 21.052 stationäre Pflegeplätze betroffen und zunächst einmal potenziell gefährdet, wobei nicht jede Insolvenz final zu einer Schließung der Einrichtungen führt.

Mehr als die Hälfte der Pflegeheime bereits übernommen oder geschlossen

Einige stationäre Pflegeheime wurden bereits von anderen Betreibern übernommen und weitergeführt. Im Bereich der stationären Pflege konnten 110 Pflegeheime mit insgesamt 8.748 Plätzen von neuen Betreibern übernommen werden. Die entspricht 41,6 Prozent der durch Insolvenz betroffenen Pflegeheimplätze. Etwa 92,8 Prozent der übernommenen Plätze wurden von privaten Trägern übernommen, die restlichen 7,2 Prozent von gemeinnützigen Trägern. Darüber hinaus gehörten 46,3 Prozent der übernommenen Pflegeheimplätze zu den 400 größten Pflegeheimbetreibern.

Neben einigen Übernahmen gibt es jedoch auch bereits geschlossene Standorte, die im Rahmen der Insolvenz nicht gerettet werden konnten. Insgesamt wurden bereits 13,7 Prozent der stationären Pflegeplätze aus der Insolvenzmenge heraus geschlossen.

Top 5 Betreiber nach Übernahmen aus der Insolvenz 2024

Der Betreiber, der die meisten Pflegeheimplätze aus der Insolvenz übernommen hat, ist die AMICALIS Zufrieden Leben GmbH. AMICALIS hat insgesamt 12 Standorte mit 921 Plätzen übernommen. Darunter befinden sich 3 stationäre Einrichtungen der insolventen Convivo Gruppe, sowie mehrere stationäre Einrichtungen der insolventen DOREAFAMILIE.

Auf dem zweiten Platz findet sich die Ambiente Golding GmbH mit 825 übernommenen Pflegeheimplätzen ein. Die Ambiente Care Süd GmbH hat im März vier Pflegestandorte von dem insolventen Betreiber Levantus AG übernommen. Dabei wurden Einrichtungen in Neuenhagen bei Berlin, in Rotenburg an der Wümme, in Wittmund sowie in Velbert bei Düsseldorf übernommen. Darüber hinaus wurden mehrere stationäre Einrichtungen von der DOREAFAMILIE übernommen.

Auch Alloheim Senioren-Residenzen SE ist mit 555 übernommenen Pflegeheimplätzen im Ranking vertreten. Alloheim hat unter anderem die Seniorenresidenz Ellerau von der insolventen Convivo Gruppe übernommen.

Auf Rang vier folgt die AUVICTUM Holding GmbH mit 323 und HPR Hanseatische Pflegeresidenzen GmbH mit 312 aus der Insolvenz übernommenen Pflegeheimplätzen. AUVICTUM hat dabei unter anderem zwei Einrichtungen mit 242 Plätzen von der DOREAFAMILIE übernommen. HPR hat vier Einrichtungen der Convivo Gruppe in Hoisdorf, Lübeck, Großenaspe und Ratekau übernommen.

Liste der Top 5 Betreiber nach Übernahmen aus der Insolvenz 2024

wdt_IDRangBetreiberübernommene PH StandorteAnzahl übernommene Plätze PH
11AMICALIS Zufrieden Leben GmbH12921
22Ambiente Holding GmbH8825
33Alloheim Senioren-Residenzen SE5555
44AUVICTUM Holding GmbH3323
55HPR Hanseatische Pflegeresidenzen GmbH4312
RangBetreiberübernommene PH StandorteAnzahl übernommene Plätze PH