Mit der jährlichen Auszeichnung Top 40 unter 40 werden junge Führungskräfte in der Pflege aus, die bereits zu den führenden Akteuren der Pflege gehören, wichtige Aufgaben im Pflegemarkt übernehmen und Innovationen vorantreiben. In diesem Jahr zählt auch Antje Striebing, Qualitätsbeauftragte bei EMVIA Living, zur Auswahl der Top 40 unter 40. Wir haben in einem exklusiven Interview mit ihm darüber gesprochen, welchen Blick junge Führungskräfte auf die Branche haben, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind und was sie versuchen, anders zu machen.
Was begeistert Sie an der Pflegebranche und wie sehen Sie die Entwicklung des Marktes dieses Jahr und im kommenden Jahr?
Striebing: Die Pflegebranche verbindet Menschlichkeit und Fachwissen, wobei der Fokus immer auf der direkten Unterstützung von unseren Bewohnern liegt. Sie bietet die Möglichkeit, durch Innovationen wie Digitalisierung Prozesse zu verbessern und die Lebensqualität der Pflegebedürftigen zu steigern.
Dieses Jahr ist geprägt von Reformen wie der Rothgang-Umstellung und der weiteren Digitalisierung. Im kommenden Jahr wird der Fokus auf der Optimierung von Arbeitsprozessen, dem Fachkräftemangel und der Integration neuer Technologien liegen, um Effizienz und Qualität nachhaltig zu sichern. Ziel ist es, Emvia Living als Träger auf dem Pflegemarkt weiter zu etablieren und als stabilen und zukunftsorientierten Pflegeträger voranzutreiben.
Haben Sie sich bewusst für die Branche entschieden und würden Sie sich wieder dafür entscheiden? Warum?
Striebing: Mein Weg in die Pflegebranche war ursprünglich nicht bewusst geplant, sondern ergab sich aus meiner generellen Begeisterung für das Gesundheitswesen. Dieses Interesse zieht sich wie ein roter Faden durch meinen Lebenslauf und spiegelt meine Faszination für innovative Lösungen im Gesundheitssektor wider.
Den Einstieg verdanke ich einem glücklichen Zufall: Ein guter Freund und heutiger Kollege brachte mich zu MediFox, wo ich die Chance erhielt, mein Potenzial zu zeigen. Durch die dort gewonnenen Erfahrungen konnte ich schließlich zum Träger Emvia Living wechseln.
Es ist erfüllend zu sehen, wie Technologie die tägliche Arbeit erleichtert und dabei gleichzeitig die Versorgung der Bewohner auf ein höheres Niveau hebt. Diese Kombination aus Innovation, Effizienz und Menschlichkeit ist für mich der Kern dessen, was die Pflegebranche so einzigartig macht.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen in der Pflegebranche? (z.B. Regulierung, Digitalisierung, Wirtschaftlichkeit, Personal, …)
Striebing: Die Pflegebranche hat über Jahrzehnte hinweg auf Papier dokumentiert, ein System, das fest in den Arbeitsalltag integriert war. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten begann der systematische Übergang zur digitalen Dokumentation – getrieben von gesetzlichen Vorgaben und technologischen Innovationen. Doch diesen Wandel in den Köpfen der Mitarbeitenden zu verankern, stellt bis heute eine große Herausforderung dar.
Gleichzeitig befindet sich der Pflegemarkt in einem ständigen Wandel. Mit der Umstellung auf die Rothgang-Systematik stehen erneut umfangreiche Veränderungen bevor, die sowohl die Arbeitsprozesse als auch die Mitarbeiter unmittelbar betreffen.
Wir sind uns dieser Dynamik bewusst und arbeiten kontinuierlich daran, uns auf dem Markt zu positionieren. Durch gezielte Vorbereitungen und Schulungen haben wir bereits wichtige Grundlagen geschaffen, um das Rothgang-Projekt erfolgreich umzusetzen. Unser Ziel ist es, die Qualität der Pflege weiter zu steigern und die Mitarbeiter bestmöglich auf die neuen Anforderungen vorzubereiten.
Buzzword KI – Was verstehen Sie darunter und wie kann KI konkret in der Pflege eingesetzt werden?
Striebing: Künstliche Intelligenz wird im Pflegesektor eine zentrale Rolle spielen. Die Kombination aus Digitalisierung und KI wird zu einem unverzichtbaren Zusammenspiel, das langfristig den Arbeitsalltag erleichtert und die Qualität der Versorgung steigert. Besonders mit Blick auf den demografischen Wandel und den bevorstehenden Ruhestand vieler erfahrener Pflegekräfte ist klar, dass wir Lösungen benötigen, um die Effizienz und Kontinuität der Bewohnerversorgung sicherzustellen.
KI kann hier unterstützen, indem sie Prozesse automatisiert, Analysen durchführt und personalisierte Pflegepläne erstellt. So können Pflegekräfte entlastet und mehr Zeit für die direkte Betreuung der Bewohner geschaffen werden. Die Einführung dieser Technologien wird zwar Zeit und Anpassung erfordern, doch der Nutzen für die Pflegebranche ist auf lange Sicht enorm.
Über die Interviewpartnerin
Antje Striebing
“Als Software-Experte ist es mir ein großes Anliegen, Prozesse einfacher zu strukturieren und qualitativ die Höchstspitze zu erreichen. Dokumentation sollte einfach und schnell vonstattengehen, sodass der Fokus primär bei den wichtigen Dingen bleiben kann – unseren Bewohnern. Digitalisierung ist nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart, die uns hilft, die Möglichkeiten für morgen zu gestalten.”
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