Geupdatet am: 10.05.2023

Aktuell gibt es in Deutschland rund 11.750 vollstationäre Alten- und Pflegeheime, in denen rund 922.000 Plätze zur Pflege angeboten werden. Der Begriff Altenheim und Pflegeheim wird dabei synonym verwendet – für Wohnstätten, in denen Senioren wie in der eigenen Häuslichkeit wohnen und zusätzliche Pflegedienste in Anspruch nehmen können hat sich der Begriff Betreutes Wohnen durchgesetzt.

Inhaltsverzeichnis:

  • Vollstationäre Pflegeheime mit geringem Wachstum
  • Schleswig-Holstein mit dem höchsten Anteil privater Pflegeheime
  • Unterschied der Pflegeheime in der Stadt und auf dem Land
  • Die neue indikatorengestützte Qualitätsprüfung

  • Altenheime mit geringem Wachstum

    Die vollstationäre Pflege ist eine der fünf Säulen der professionellen Pflege – daneben gibt es noch Angebote im betreuten Wohnen, der Tagespflege, Wohngruppen und ambulante Pflegedienste. Aufgrund der Struktur des Marktes gehören Pflegeheime zu den am langsamsten wachsenden Segmenten des Marktes. Hierbei muss jedoch sowohl die lange Bauzeit, die juristischen Vorgaben, als auch die Schließungen aufgrund der Einzelzimmerquote in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg berücksichtigt werden. Von 2018 bis Ende 2022 nahm die Zahl der vollstationären Pflegeheime um 2 Prozent zu, während Pflegedienste und betreute Wohnanlagen (jeweils 15 Prozent) und insbesondere auch das Segment der Tagespflege (46 Prozent) ein deutlich stärkeres Wachstum an den Tag legten.

    Insgesamt lässt sich bereits seit 2009, im Vergleich zum vorangehenden 10-Jahreszeitraum, eine Stagnation der vollstationären Pflegeplätze erkennen. Der Trend geht immer mehr zur Spezialisierung (Demenz/Intensiv/WG) und Ambulantisierung (Pflegedienste/alternative Wohnkonzepte). Diese vermögen es jedoch nicht den entstehenden Bedarf vollumfänglich zu decken. Im Verbund mit einer deutlichen Zunahme der pflegebedürftigen Einwohner in Deutschland zeigt sich eine Rückläufiges Angebot an Pflegeplätzen pro 1.000 Pflegebedürftige – gab es im Jahr 2009 noch je 1.000 Pflegebedürftiger etwa 345,7 Pflegeplätze, standen im Jahr 2019 nur noch 212,5 Pflegeplätze pro 1.000 Einwohner zur Verfügung. Eine genauere Übersicht über Versorgungssituation allen Bereichen der Pflege lesen Sie in unserer Pflegestatistik 2023. Das allgemeine Wachstum der Pflegeheime für das vergangene Jahr 2022 können Sie in diesem Artikel nachlesen.

    Schleswig-Holstein mit dem höchsten Anteil privater Pflegeheime

    Anzahl und Statistik der Alten- und Pflegeheime in Deutschland 2023 - Verteilung nach Bundesland
    Unternehmensübersicht

    Im Gegensatz zur ambulanten Pflege ist der Markt der vollstationären Alten- und Pflegeheime überwiegend gemeinnützig geprägt. Rund 53 Prozent aller Pflegeheime liegen in gemeinnütziger Trägerschaft, zu denen insbesondere die großen Wohlfahrtsverbände wie z.B. diakonische Träger, die Caritas oder das DRK zählen. Pflegeheime kommunaler Anbieter machen nur etwa 4 Prozent aller Pflegeheime aus, während private Betreiber etwa 43 Prozent aller Pflegeheime stellen. Dennoch ist ein großer Teil der größten Pflegeheimbetreiber Deutschlands unter privater Führung, da insbesondere die gemeinnützigen Betreiber in eher kleinteiligen Strukturen gegliedert sind. Die Verteilung zeigt sich dabei von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich – während in Baden-Württemberg mit 67 Prozent der deutlich überwiegende Anteil der Pflegeheime von gemeinnützigen Betreibern gestellt werden, sind in Niedersachsen (64 Prozent) und Schleswig-Holstein (67 Prozent) die meisten Pflegeheime indes in privater Trägerschaft.

    Ein Blick auf die Gesamtstruktur des Pflegemarktes zeigt, dass der Anteil der rein stationären Anbieter deutlich zurückgeht. Während vor allem bei den freigemeinnützigen Betreibern ein Großteil der Anbieter Komplexträger mit umfassendem Leistungsangebot sind (70 Prozent), weist im Bereich der privaten Dienste immerhin rund ein Viertel (25 Prozent) solche Strukturen auf. Der besonders hohe Anteil rein ambulanter Dienste im privaten Bereich (65 Prozent) ist allerdings insbesondere auf den überproportional hohen Anteil privater Pflegedienste am Gesamtmarkt zurückzuführen. Sowohl bei den freigemeinnützigen (14 Prozent) als auch bei den privaten Anbietern (10 Prozent) ist der Anteil rein stationärer Betreiber dagegen sehr gering. Dies deutet auf die Bedeutung breit aufgestellter Angebotsstrukturen hin, die über die klassische vollstationäre Altenpflege hinausgehen und auch Angebote wie Tagespflege, Betreutes Wohnen oder Wohngruppen umfassen.

    Unterschied der Pflegeheime in der Stadt und auf dem Land

    Anzahl und Statistik der Alten- und Pflegeheime in Deutschland 2023 - Betreiber nach Stadttyp

    Doch nicht nur innerhalb der Bundesländer zeigt sich eine unterschiedliche Verteilung der Pflegeheime – auch zwischen Stadt und Land zeigen sich zuweilen große Unterschiede. Die Analyse aller Pflegeheimstandorte zeigt deutlich, dass der Anteil privater Träger mit steigender Größe der Einwohnerzahl langsam abnahm. Während in Großstädten (>100.000 Einwohner) nur noch 35 Prozent aller Pflegeheime von privaten Betreibern gestellt werden zeigt sich, dass diese insbesondere in den Landgemeinden (< 5.000 Einwohner) und Dörfern (5.000 – 10.000 Einwohner) der Republik einen großen Teil der vollstationären Pflege stellen. Hier würde ohne private Betreiber ein wichtiger Pfeiler der Pflege fehlen. Welche Betreiber indes in den zehn größten Metropolen Deutschlands aktiv sind, haben wir in einer anderen Analyse betrachtet.

    Gleichzeitig zeigte sich in der Analyse, das mit steigender Einwohnerzahl auch die durchschnittliche Größe der Pflegeheime steigt – von durchschnittlich 59 Plätzen in Pflegeheimen in Landgemeinden bis hin zu durchschnittlich 94 Plätzen in einem Pflegeheim innerhalb einer der Großstädte. Insgesamt liegt die durchschnittliche Größe eines Alten- und Pflegeheims bei 78 Plätzen – wenngleich sich die durchschnittliche Platzzahl auch je nach Trägerart unterscheiden kann:

    Während kommunale Anbieter mit Ø 88 Plätzen die durchschnittlich größten Pflegeheime anbieten, unterschieden sich gemeinnützige Anbieter (Ø 79 Plätze) und private Anbieter (Ø 77 Plätze) nicht so deutlich voneinander.

    Deutlich stärker zeigen sich die Unterschiede bei einem Blick auf die Bestrebungen im Bereich der Neubauten. Von den rund 540 im Bau und in Planung befindlichen Pflegeheimen im März 2023 sind etwa 56 Prozent aller Neubauten von privaten Betreibern und nur 36 Prozent von gemeinnützigen Anbietern – kommunale Träger spielen bei neuen Pflegeheimen kaum eine Rolle, wie auch die Übersicht über die baufreudigsten Betreiber 2023 zeigt.

    Die neue indikatorengestützte Qualitätsprüfung in Alten- & Pflegeheimen

    Bei der Frage wie viele Patienten in Deutschland in Pflegeheimen leben muss auf die vom MDK erhobenen Zahlen vor November 2019 zurückgegriffen werden – laut diesen leben rund 814.150 Bewohner in vollstationären Alten- und Pflegeheimen. Seit November 2019 wurde die alte MDK Prüfung durch die neue indikatorengestützten Qualitätsprüfung ersetzt. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Regelprüfungen jedoch bis Ende September 2020 ausgesetzt. Nach einem eher schleppenden Anlauf der neuen Prüfungen in den Jahren 2021 und 2022 wurden mittlerweile jedoch etwa 88 Prozent aller Pflegeheime (10.293) nach dem neuen System geprüft. Mit dem neuen Prüfsystem soll im Rahmen einer stationären internen Qualitätsprüfung – mittels der sogenannten Qualitätsindikatoren – der individuelle Hilfebedarf des Bewohners eines stationären Pflegeheimes geprüft werden.

    Eine komplette Übersicht über die neuen MDK-Benotungen finden Sie in unserer Analyse aus dem September 2022. Ebenfalls Teil der neuen Benotungen sind Prüfungen nach zusätzlichen Angeboten im Bereich der Pflegeheime. Anhand dieser wurde von der Redaktion auch der Anteil jener Pflegeheime ermittelt, welche ihren Bewohnern einen Internetzugang ermöglichen.