Der Pflegemarkt zeigt sich auch in diesem Jahr weiterhin dynamisch. Das Insolvenzgeschehen hat sich im Verlauf des Jahres beruhigt und es wurde eine Reihe an spannenden Transaktionen getätigt, auf die im weiteren Verlauf eingegangen wird. Die Bewegungen am Markt machen sich auch im Ranking der 30 größten Pflegeheimbetreiber bemerkbar. Während die Convivo–Gruppe 2024 nicht mehr im Ranking vertreten ist, zeichnet sich zum ersten Mal ein Führungswechsel ab. Die Alloheim Senioren-Residenzen SE löst zum ersten Mal Korian Deutschland als größter Pflegeheimbetreiber ab und belegt den ersten Platz und baut die Position als Marktführer durch neu eröffnete Standorte und Übernahmen weiter aus.
Inhaltsverzeichnis
- Anteil der Top 30 Pflegeheimbetreiber am Markt steigt leicht an
- Ambulante Pflege mit mehr Übernahmen aus der Insolvenz
- 50 Prozent weniger Übernahmen in der stationären Pflege
- Dealgeschehen in der teilstationären Pflege rückläufig
- Immobilienübernahmen ziehen leicht an mit Paukenschlag Alloheim
- Größter Deal des Jahres: Alloheim übernimmt Katharinenhof-Gruppe
Anteil der Top 30 Pflegeheimbetreiber am Markt steigt leicht an
Die Top Betreiber zeigen weiterhin Wachstumsbestrebungen, was auch am Anteil der Top 30 Pflegeheimbetreiber am gesamten vollstationären Pflegemarkt ersichtlich wird. Während der Anteil im vergangenen Jahr noch von 23,5 Prozent auf 23,0 Prozent sank, beträgt der Anteil in diesem Jahr 23,2 Prozent. Nach drei Jahren Wachstum in Folge, war 2023 nach 2019 erstmals ein Rückgang zu erkennen. Grund hierfür waren unter anderem die Pflegeheimbetreiber, die von Insolvenzen betroffen sind und einen Teil ihrer Standorte bereits an andere Betreiber übergeben oder geschlossen haben. Der leichte Anstieg in diesem Jahr kann unter anderem auf die Portfolioerweiterung einiger Betreiber durch Übernahmen und Neueröffnungen zurückgeführt werden.
Ambulante Pflege mit mehr Übernahmen aus der Insolvenz
Im direkten Vergleich der verschiedenen Sektoren wird deutlich, dass vor allem in der ambulanten Versorgung mehr Kapazitäten übernommen wurden als im Vorjahr. Im Jahr 2024 konnten insgesamt 10.931 ambulante Versorgungskapazitäten von neuen Betreibern übernommen werden. Zudem ist im ambulanten Bereich ein Anstieg an aus der Insolvenz übernommenen Kapazitäten zu erkennen. Während im Jahr 2023 etwa 10 Prozent der übernommenen Kapazitäten von insolventen Betreibern übernommen wurden, waren es im Jahr 2024 insgesamt 22 Prozent der übernommen ambulanten Kapazitäten.
Zu den Top Käufern von insolventen ambulanten Versorgungen zählt in diesem Jahr die kenbi GmbH. kenbi hat die Liebeskind Care plus GmbH und die Liebeskind Care Iserlohn GmbH aus der Insolvenz übernommen. Mit dieser Übernahme sichert kenbi insgesamt 100 Arbeitsplätze sowie die Betreuung von mehr als 700 Patienten. Auch gemeinnützige Betreiber bedienten sich an den insolventen ambulanten Standorten. Der AWO Bezirksverband Pfalz hat zu Beginn des Jahres Teile der Christlichen Sozialstation Bad Dürkheim übernommen und die Versorgung von etwa 330 Patienten gesichert.
50 Prozent weniger Übernahmen in der stationären Pflege
Im Bereich der stationären Pflege hingegen wird deutlich, dass im Jahr 2024 deutlich weniger Pflegeheimplätze übernommen wurden. Währen im Vorjahr noch 17.288 Pflegeheimplätze übernommen wurden, sind im aktuellen Jahr mit 8.618 Plätzen weniger als die Hälfte der Plätze aus dem Vorjahr übernommen worden. Auch in der stationären Pflege sind im Jahr 2024 mit 41 Prozent mehr Plätze von insolventen Betreibern übernommen worden als im Jahr 2023 mit 35 Prozent.
Zu den Top Käufern aus der Insolvenz im stationären Bereich zählt die Ambiente Holding GmbH. Ambiente hat über 600 vollstationäre Plätze aus der Insolvenz übernommen. Unter anderem wurden vier Pflegestandorte von dem insolventen Betreiber Levantus AG übernommen. Dabei wurden Einrichtungen in Neuenhagen bei Berlin, in Rotenburg an der Wümme, in Wittmund sowie in sowie in Velbert bei Düsseldorf übernommen.
Dealgeschehen in der teilstationären Pflege rückläufig
Auch im Bereich der teilstationären Pflege zeigen sich spannende Entwicklungen. Im Jahr 2024 wurden 42 Prozent weniger Kapazitäten von Tagespflegen, Wohngruppen und Betreuten Wohnanlagen übernommen als im Vorjahr. Außerdem ist der Anteil an aus der Insolvenz übernommenen Kapazitäten in der teilstationären Pflege von 40 Prozent im Jahr 2023 auf 26 Prozent im Jahr 2024 drastisch gesunken.
Die Wohnpark Südliche Weinstraße GmbH zählt mit 5 übernommenen Standorten zu den Top Käufern aus der Insolvenz im teilstationären Bereich. Dabei wurden 5 Standorte von der insolventen Levantus AG übernommen und über 150 Kapazitäten gesichert. Auch die VSR Vital Senioren Residenzen GmbH hat 5 Standorte mit ebenfalls etwa 150 Kapazitäten aus der Insolvenz heraus von der Convivo-Gruppe übernommen.
Immobilienübernahmen ziehen leicht an mit Paukenschlag Alloheim
Ein erweiterter Blick auf die Entwicklung der Immobilienübernahmen zeigt, dass die im Rahmen von Immobilienübernahmen übernommenen Kapazitäten seit 2021 kontinuierlich abnehmen. Bei den Betriebsübernahmen sind von 2021 auf 2022 ebenfalls deutlich weniger Kapazitäten übernommen worden, jedoch stabilisierte sich die Anzahl der übernommenen Kapazitäten ab 2023 wieder.
Für 2024 sind wieder deutlich mehr Immobilienübernahmen registriert worden. Besonders im Bereich der stationären Pflege wurden 2024 etwa 29 Prozent mehr Pflegeheimplätze im Rahmen von Immobilienübernahmen übernommen. Auslöser für den starken Anstieg war die Übernahme der Katharinenhof-Gruppe mit 42 Einrichtungen an 27 Standorten. Während Alloheim den Betrieb der Einrichtungen übernimmt, sicherte sich der von Civitas Investment Management Limited verwaltete Fonds Civitas European Social Infrastructure Fund die Immobilien der Einrichtungen.
Größter Deal des Jahres: Alloheim übernimmt Katharinenhof-Gruppe
Die Übernahme der Katharinenhof-Gruppe durch die Alloheim Senioren-Residenzen SE ist die größte Transaktion im Pflegemarkt im aktuellen Jahr. Die Übernahme umfasst insgesamt 24 Pflegeheime mit 2.485 Plätzen, 8 Einrichtungen für Betreutes Wohnen mit 815 Wohneinheiten, 7 Ambulante Pflegedienste mit aktuell 492 Versorgungen sowie 6 Tagespflegeeinrichtungen mit 46 Plätzen. Die Pflegeangebote befinden sich vorwiegend in Berlin, Brandenburg und Sachsen, aber auch in Hamburg, Niedersachsen und Thüringen.
Der Marktanteil von Alloheim an den stationären Pflegeheimplätzen liegt nach der Übernahme bei 3,1 Prozent und stärkt die Position als Marktführer. Wird der Markt nur auf die privaten Pflegeheimplätze untersucht, so zeigt Alloheim sogar einen Marktanteil von 7,7 Prozent. Auffällig sind vor allem die Marktanteile in Nordrhein-Westfalen (14,7 Prozent), Sachsen (11,3 Prozent) und Schleswig-Holstein (11,1, Prozent). Den geringsten Marktanteil zeigt Alloheim in den Bundesländern Hamburg, Baden-Württemberg und Bayern.
Die Übernahme der Katharinenhof-Gruppe beendet das Dealjahr 2024 und sendet ein positives Signal an die gesamte Branche. Es bleibt spannend, wie sich das Transaktionsgeschehen auch im neuen Jahr 2025 entwickeln wird.
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