Auch für das Jahr 2022 präsentiert Ihnen die Redaktion von pflegemarkt.com die Kostenanalyse der stationären Pflege. Um Ihnen einen deutschlandweiten Überblick über die unterschiedlichen Entwicklungen der Pflegeheimkosten geben zu können, haben wir die Kostensätze von rund 11.500 Pflegeheimen in den Bereichen einrichtungseinheitlicher Eigenanteil (EEE), Investitionskosten (Invest) sowie Unterkunft und Verpflegung (UuV) analysiert. Um eine höchstmögliche Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Bundesländern, inklusive der historischen Daten herzustellen, wurden die einzelnen Kostensätze zudem nach Plätzen gewichtet und für die Gesamtkosten nur jene Pflegeheime beachtet, bei denen alle Kostensätze bekannt sind.

Inhaltsverzeichnis:

  • Pflegeheimkosten im Jahr 2022: 2.289,58 Euro
  • Wachstum der einzelnen Kostensätze
  • Private Betreiber bleiben vorerst am kostengünstigsten
  • EEE: Der 2017 eingeführte einrichtungseinheitliche Eigenanteil (EEE) ist der Betrag der Zuzahlung pro Bewohner, der monatlich zuzüglich der Investitionskosten und der Aufwendungen für Unterkunft sowie Verpflegung an das Pflegeheim entrichtet werden muss.

    Investkosten: Investkosten dienen zur Refinanzierung der anfallenden Kosten für Gebäude und Anlagen, deren Alter und Zustand sowie Baukosten und weitere Kosten in die Berechnung einfließen. Grundlage dieser Berechnung sind individuelle Bestimmungsfaktoren, die für große Differenzen bei der Höhe der Investitionskosten von Pflegeheimen sorgen.

    UuV: Das Entgelt für Unterkunft und Verpflegung (sogenannte „Hotelkosten“) umfassen nach § 82 Abs. 1 Nr. 2 SGB XI insbesondere die Zubereitung und Bereitstellung von Speisen und Getränken, die Ver- und Entsorgung (Energie, Wasser, Abfall), die Reinigung aller Räumlichkeiten der Einrichtung, die Wartung und Unterhaltung der Gebäude, Einrichtung und Ausstattung, technischen Anlagen und Außenanlagen und die Bereitstellung, Instandhaltung und Reinigung der von der Einrichtung zur Verfügung gestellten Wäsche sowie die Reinigung der persönlichen Wäsche und Kleidung des Pflegebedürftigen.

    Gewichtung: Für die Gewichtung der einzelnen Kostensätze werden die bekannten Kosten mit der Anzahl der vollstationären Plätze eines Pflegeheims multipliziert und für den Bundeslandschnitt schließlich die Summe gezogen und wieder durch die Pflegeheimplätze im Bundesland dividiert. Somit beeinflussen Pflegeheime mit beispielsweise 80 Plätzen die durchschnittlichen Kostensätze stärker als jene mit 50 Plätzen.

    Datengrundlage: Für die durchschnittlichen Kosten der einzelnen Kostensätze wurden alle Pflegeheime mit hinterlegtem Kostensatz in diesem Segment betrachtet. Für die Gesamtkosten wurden nur jene Pflegeheime beachtet, bei denen sämtliche Kostensätze bekannt waren (11.248 von 11.716/96 Prozent)

    – Die Redaktion

    Pflegeheimkosten im Jahr 2022: 2.289,58 Euro

    Insgesamt liegen die durchschnittlichen Kosten für ein Pflegeheim in Deutschland im Juni 2022 bei 2.289,58 Euro – dies entspricht einem Wachstum von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und zeigt damit ein geringeres Wachstum als im Vorjahreszeitrum: Von 2020 auf 2021 lag die Teuerung bei 7,9 Prozent

    Insgesamt liegen die durchschnittlichen Kosten für ein Pflegeheim in Deutschland im Juni 2022 bei 2.289,58 Euro – dies entspricht einem Wachstum von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und zeigt damit ein geringeres Wachstum als im Vorjahreszeitraum: Von 2020 auf 2021 lag die Teuerung bei 7,9 Prozent, das aktuelle Tariftreuegesetz und die allgemeine Inflation wird jedoch wohl im kommenden Jahr zu einer wieder ansteigenden Wachstumsrate der Kosten führen. Mehr Informationen zum Tariftreuegesetz und seinen Auswirkungen lesen Sie als Pflegemarkt.Insight-Abonnent hier.

    In diesem Jahr liegen erstmals die Gesamtkosten für Pflegeheime (EEE+Invest+UuV) im Saarland über den Gesamtkosten in Nordrhein-Westfalen, in welchem über viele Jahre hinweg die im durchschnitt höchsten Kosten für die stationäre Pflege anfiel. Insgesamt kostet ein Pflegeheim im Saarland im Jahr 2022 im Durchschnitt 2.736,95 Euro – dies entspricht einer Kostensteigerung von 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nordrhein-Westfalen – bislang immer das Bundesland mit den höchsten Zusatzkosten in der vollstationären Pflege – kostet im Jahr 2022 im Durchschnitt 2.665,76 Euro für ein Pflegeheim – eine Kostensteigerung von deutlich geringeren 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – und die geringste Kostensteigerung aller Bundesländer; was womöglich auch auf die PG DVO zur Neuberechnung der Investitionskosten in Pflegeheimen​ zurück zu führen ist – mehr Informationen über die Auswirkungen dieser Gesetzesänderung können Sie hier lesen.

    In diesem Jahr liegen erstmals die Gesamtkosten für Pflegeheime (EEE+Invest+UuV) im Saarland über den Gesamtkosten in Nordrhein-Westfalen, in welchem über viele Jahre hinweg die im durchschnitt höchsten Kosten für die stationäre Pflege anfiel

    Auch in diesem Jahr zeigen sich die neuen Bundesländer weiterhin mit den im Durchschnitt kostengünstigsten Heimen, bei einer zeitgleichen Kostensteigerung von zuweilen mehr als 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – diese Entwicklung zeigte sich jedoch bereits in den Kostenanalysen für die Jahre 2021 und 2020.

    Wachstum der einzelnen Kostensätze

    Während die Gesamtkosten im Deutschlandschnitt um etwa 7 Prozent wachsen, verteilt sich das Wachstum der einzelnen Kostensätze (EEE, UuV, Invest) deutlich unterschiedlich

    Insgesamt stieg der durchschnittliche gewichtete Kostensatz für den einrichtungseinheitlichen Eigenanteil von 903,81 Euro Euro im vergangenen Jahr 2021 um 10,5 Prozent auf nunmehr 1.010,21 Euro – dies ist die höchste prozentuale Steigerung aller Kostensätze, wenngleich sie auch noch unter der letztjährigen Steigerung von 15,6 Prozent zurück bleibt. Dabei zeigt sich die Höhe des einrichtungseinheitlichen Eigenanteils zwischen den verschiedenen Trägern als deutlich unterschiedlich. Während der EEE bei gemeinnützigen Pflegeheimen bei durchschnittlich 1.150,12 Euro liegt, beträgt er bei kommunalen Anbietern im Schnitt sogar 1.266,31 Euro. Private Anbieter sind mit 799,13 Euro im Bereich des EEE deutlich am günstigsten. Eine genaue Analyse des einrichtungseinheitlichen Eigenanteils können Sie hier lesen.

    Bei den Kosten für Unterkunft und Verpflegung zeigt sich eine ähnliche Aufteilung – nur im Bereich der Investkosten übersteigen die Privaten im Schnitt (527,97 Euro) die gemeinnützigen (430,12 Euro) und kommunalen (401,76 Euro) Anbieter. Dies erklärt sich jedoch auch dadurch, dass die Häuser der privaten Anbieter im Schnitt – unter Berücksichtigung vorhandener Modernisierungsmaßnahmen – jünger sind als jene der gemeinnützigen oder kommunalen Anbieter und zudem die meisten Neugründungen des letzten Jahres von privaten Anbietern eröffnet wurden.

    Bei den Investkosten lohnt sich jedoch nicht nur ein Vergleich zwischen den einzelnen Trägerarten, sondern auch zwischen den verschiedenen Bundesländern. Denn während die Investkosten in den meisten Bundesländern steigen, zeigt sich in Nordrhein-Westfalen jedoch aufgrund der Alten- und Pflegegesetz Durchführungsverordnung (APG DVO) beinahe kein Wachstum. Neben der in NRW im Jahr ​ 2014 verbindlich in Kraft getretenen Einzelzimmerquote von 100 Prozent bei Neubauten, trat im selben Jahr zudem die APG DVO zur Neuberechnung der Investitionskosten in Pflegeheimen​ in Kraft, in der insbesondere die genauen Berechnungsregelungen zu den Investitionskosten geregelt sind. Demnach sind die Investitionskosten, die Träger für die Errichtung neuer Pflegeheime geltend machen können, auf einen maximalen Betrag je Platz begrenzt. Dies führte faktisch dazu, dass seit 2014 die Entwicklung der Investitionskosten – wenn auch auf hohem Niveau – stagniert. Eine allgemeine Analyse der Landschaft der vollstationären Pflege im Gesamtjahr 2021 können Sie hier nachlesen. Die neuere Entwicklung im ersten und zweiten Quartal diesen Jahres können Sie bereits ebenfalls in unseren Analysen nachvollziehen.

    Private Betreiber bleiben vorerst am kostengünstigsten

    Insgesamt zeigen sich die Pflegeheimkosten auch in diesem Jahr steigend, dabei unterbietet die prozentuale Steigerung das erste Mal seit langem die prozentuale Kostensteigerung des Vorjahres. Große Überraschungen oder Umverteilungen der Kostenentwicklungen bleiben in diesem Jahr zwar aus, dennoch verschärften sich bereits in den letzten Jahren erkennbare Trends. Die kostenintensivsten Bundesländer bleiben bei einem stabilen Wachstum, wenngleich dieser jedoch auch – im Falle von NRW – weiterhin durch feste politische Vorgaben begrenzt wird und Neuinvestitionen erschwert – eine Tatsache, die bereits in der Analyse des vergangenen Jahres auffiel und nun zur Ablösung von Nordrhein-Westfalen durch das Saarland als Bundesland mit den höchsten Kosten führte. Insbesondere die neuen Bundesländer, welche mit den unterdurchschnittlichsten Kosten aufwarten zeigen jedoch einen starken Anstieg der Gesamtkosten – ein Trend, der bereits seit mehreren Jahren zu erkennen ist. Dabei zeigen sich gerade private Anbieter trotz den im Schnitt jüngsten Pflegeeinrichtungen für die Bewohner weiterhin am kostengünstigsten, wenngleich der Abstand aufgrund von Tariftreuegesetz und allgemeiner Inflation im kommenden Jahr schrumpfen dürfte.