In unserer Transaktionsanalyse der ersten Jahreshälfte zeigen sich die Investoren noch zurückhaltend. Während die vergangenen Jahre besonders durch große Übernahmen geprägt waren, waren es in der ersten Jahreshälfte überwiegend kleine Transaktionen, die den Markt geprägt haben. Es zeigt sich auch, dass vor allem die Finanzinvestoren zurückhaltender sind. Nur etwa 20 Prozent der 2024 im Rahmen von Betriebsübernahmen übernommenen Kapazitäten wurden von Finanzinvestoren übernommen. Die restlichen 80 Prozent sind den Strategen zuzuordnen.
Inhaltsverzeichnis
Weniger übernommene Standorte im ersten Halbjahr
Im ersten Halbjahr 2024 wurden insgesamt 171 Pflegestandorte von neuen Betreibern übernommen. Darunter befinden sich 52 Pflegeheime, 21 Betreute Wohnen, 30 Tagespflegen, 51 Pflegedienste und 17 Wohngruppen. Bei 39 Prozent der übernommenen Standorte handelt es sich um Standorte, die aus der Insolvenz von neuen Betreibern übernommen wurden.
Ein Blick auf die vergangenen Jahre zeigt, dass die Anzahl der übernommenen Standorte für das erste Halbjahr deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegt. Die 2024 bisher übernommenen Standorte entsprechen etwa einem Drittel der übernommenen Standorte aus 2023. Im Jahr 2023 wurden darüber hinaus 43 Prozent der übernommenen Standorte aus der Insolvenz heraus übernommen.
30 Prozent der übernommenen Kapazitäten aus der Insolvenz
Im ersten Halbjahr 2024 wurden bisher insgesamt 13.819 Kapazitäten von neuen Betreibern übernommen. Dabei entfallen 62,5 Prozent auf ambulante Versorgungen, 30,2 Prozent auf Pflegeheimplätze, 3,3 Prozent auf Tagespflegeplätze, 2,9 Prozent auf Plätze in Betreuten Wohnanlagen und 1,1 Prozent auf Plätze in Wohngruppen. Die im ersten Halbjahr übernommenen Standorte entsprechen etwa 44 Prozent der übernommenen Kapazitäten aus dem Vorjahr.
Im direkten Vergleich der Sektoren wird deutlich, dass in den vergangenen Jahren deutlich weniger Kapazitäten im Bereich der Wohngruppen übernommen wurden. Die übernommenen ambulanten Versorgungen hingegen sind bereits jetzt auf einem ähnlichen Niveau wie im Gesamtjahr 2023. Im ersten Halbjahr 2024 konnten darüber hinaus etwa 30 Prozent der übernommenen Kapazitäten aus einer Betreiberinsolvenz heraus übernommen werden. Im Vorjahr konnten 27,3 Prozent der übernommenen Kapazitäten insolventen Betreibern zugeordnet werden.
Top 5 Käufer im ersten Halbjahr 2024
Rang | Betreiber | Art | Übernommene Kapazitäten |
---|---|---|---|
1 | ArteCare GmbH & Co. KG | privat | 1.624 |
2 | OXYLIS GmbH | privat | 1.317 |
3 | Pflegepartner Tagespflege Duisburg UG | privat | 875 |
4 | All In Healthcare GmbH | privat | 823 |
5 | Diakonie-Sozialstationen Oldenburger Land gGmbH | gemeinnützig | 661 |
Das Transaktionsgeschehen in der Pflege ist in der ersten Jahreshälfte geprägt von kleinen Übernahmen einzelner Standorte. Große Übernahmen mit mehr als 5 übernommenen Standorten gab es bisher nur wenige. Den größten Deal im Pflegemarkt stellt 2024 bisher die Mehrheitsbeteiligung der ArteCare GmbH & Co. KG an der MENetatis GmbH dar. MENetatis mit Sitz in Bedburg betreibt derzeit 17 Pflegeheime, 11 Tagespflegen und 10 Betreute Wohnen. Darüber hinaus befinden sich 11 weitere Standorte im Bau oder in Planung.
Auf dem zweiten Platz liegt die OXYLIS GmbH mit über 1.300 übernommenen Kapazitäten. Dabei hat OXYLIS vier Pflegedienste von Korian übernommen: in Pforzheim, Freudenberg, Weilerswist und Hunderdorf. Darauf folgen die Pflegepartner Tagespflege Duisburg UG mit 875 übernommenen Kapazitäten und die All In Healthcare GmbH mit 823 übernommenen Standorten. Dabei wurde unter anderem die Sektor 1 Pflege GmbH Solingen aus Solingen übernommen.
Auch die Diakonie-Sozialstationen Oldenburger Land gGmbH konnte 661 Kapazitäten von anderen Betreibern übernehmen. Unter anderem durch die Übernahme der Ambulante Dienste Ganderkesee von der AWO.
Ambiente Holding mit den meisten übernommenen Kapazitäten aus der Insolvenz
Zu den Top Käufern von insolventen Standorten zählen unter anderem die Ambiente Holding GmbH, die AWO in Thüringen und die AUVICTUM Holding. Die Top 5 Käufer von Standorten aus der Insolvenz haben im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 2.381 Kapazitäten übernommen. Dies entspricht mit 57,3 Prozent mehr als der Hälfte aller Kapazitäten, die im ersten Halbjahr aus der Insolvenz heraus übernommen wurden.
Die Redaktion hat zu Beginn des Jahres bereits ein Ranking der Top 5 Investoren nach der Übernahme aus der Insolvenz veröffentlicht.
Betriebs- und Immobilienübernahmen im Vergleich
Ein erweiterter Blick auf die Entwicklung der Immobilienübernahmen zeigt, dass die im Rahmen von Immobilienübernahmen übernommenen Kapazitäten seit 2021 kontinuierlich abnehmen. Bei den Betriebsübernahmen sind von 2021 auf 2022 ebenfalls deutlich weniger Kapazitäten übernommen worden, jedoch stabilisierte sich die Anzahl der übernommenen Kapazitäten ab 2023 wieder. Dies kann vor allem auf die zahlreichen Übernahmen von Standorten insolventer Betreiber zurückgeführt werden.
Mehr Informationen zur Entwicklung der Immobilienübernahmen und der fünf größten Immobilieninvestoren 2024 erhalten Sie in unserer separaten Transaktionsanalyse für Immobilienübernahmen.
Die Analyse der Top Immobilieninvestoren aus 2018 finden Sie hier.
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